Die Hauptstadt des kolumbianischen Departamento de Antiochia galt auch lange nach dem Tod Pablo Escobars als eine der gefährlichsten Metropolen der Welt. Doch in der jüngsten Zeit hat sich der Wind gedreht. Die Früchte der jahrelangen Arbeit an der Erneuerung dieser wunderbaren Stadt sind aufgegangen und haben sie zum Erblühen gebracht. Und nach meiner Reise rund um die Feier des Jahres, das Blumenfest, bin ich sicher, daß diese Blüte andauern wird, denn Medellin nennt man nicht umsonst die „Stadt des ewigen Frühlings“…
Der Start für diese spektakuläre Transformation begann vor 15 Jahren mit unzähligen Projekten, Investitionen und Infrastrukturmaßahmen. Eines der wichtigsten urbanen Projekte und Geburtshelfer des neuen Medellin war der Bau von zwei Seilbahnen, die höher gelegene Viertel mit dem Zentrum im Tal verbunden haben und der Ausbau eines umfangreichen – und eleganten Metronetzes. Einzelne Viertel, die man früher mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur in mehreren Stunden erreichte, liegen heute nur 15 Minuten vom Zentrum entfernt.
Was Sauberkeit und Pünktlichkeit angeht, kann zum Beispiel die Berliner U-Bahn von der Medelliner Metro einiges lernen. Zudem wurde direkt und sehr effektiv in die einstigen Problemviertel und ihre Bewohner investiert. Die Idee war, durch den sozialen Städtebau auch die Ärmsten in die Gesellschaft zu integrieren. Eines der besten Beispiele dafür ist die „Comuna 13“, früher eine der gefährlichsten Favelas der Stadt. Noch vor 20 Jahren tobte hier neben den kriminellen Auseinandersetzung von Banden auch noch der Untergrundkrieg der Guerilleros der FARC mit staatlichen und privaten Sicherheitskräften.
Heute ist die „Comuna 13“ ein großes Freilichtmuseum mit Grafittiwerken, Bühne für Musiker und Breakdancer. Sogar eine Rolltreppe verbindet die engen Gassen inzwischen über verschiedene Höhenmeter miteinander.
Und bei einem Cocktail lässt sich von hier oben der Blick ins Tal von Medellin wunderbar genießen. Die Kunstszene hat einen großen Anteil an dem neuen Gesicht Medellins, auch weil die Stadtverwaltung sie als Verbündete ansieht.
Oberbürgermeister Federico Gutiérrez zu Gourmino Express:
„Das „Impuls Programm für Kunst und Kultur“ hat in den letzten Jahren mit Ausschreibungen mehr als 44 Milliarden kolumbianische Pesos (12 Millionen Dollar) aus öffentlichen Mitteln an Manager, Künstler und Projektentwickler vermittelt.“
Einstige Problemviertel wie die „Comuna 13“ und junge Nachwuchskünstler profitieren davon. Der Superstar unter Medellins Künstlern, Fernando Botero, hat ohnehin einen nach ihm benannten Platz. 23 seiner riesigen und fülligen Bronzeskulpturen sind am „Plaza de Botero“ zu sehen. Und wer nach dem Bummel über den Platz immer noch nicht genug hat von der üppigen Weltsicht des Malers und Bildhauers, sollte unbedingt im „Museo di Antiochia“ vorbeischauen.
Von Anfang an, hat mich die Herzlichkeit der Menschen und die Farbenfülle in Medellin in den Bann gezogen. Nirgendwo ist das eindringlicher zu spüren, als auf dem Blumenfest, das jedes Jahr im August stattfindet.
Über drei Kilometer tragen Sileteros mit Stolz ihre Blumengebinde, die oft mehr als 100 Kilo wiegen auf einer Parade zur Schau – dazu lächeln sie und grüßen die Zuschauer freundlich. Nicht nur die Sileteros werden von den Zuschauern begeistert gefeiert, sondern auch die Musikanten, Soldaten und Polizisten, die mitmarschieren.
Man spürt, Medellin ist stolz auf sich und auf das, was es geschafft hat. Am Ende der Parade fliegen Militärhubschrauber im Tiefflug über die Paradestrasse und werfen Unmengen von weißen Blüten über der Menge ab. Es scheint zu schneien in Medellin – bei angenehmen 25 Grad.
So herzlich wie die Menschen ist auch die Kulinarik Antiochias. Neben Mais, Bohnen und Schweinefleisch kommen in der Küche Medellins auch Meeresfrüchte und Fisch eine besondere Bedeutung zu – und natürlich frisches Obst. Ein Gericht steht besonders für die Küche der Region: die Bandeia Paisa, die mit knuspriger Schweineschwarte, Ei, Bohnen, Wurst und Mazamorra zubereitet wird.
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