25. ProWein-Messe in Düsseldorf
Niemand ist wohl prädestinierter eine Weinmesse zu eröffnen als Julia Klöckner. Die Bundesagrarministerin liebt den Wein, ja – sie lebt ihn. Die heute 45-Jährige Winzertochter aus Guldental in Rheinland-Pfalz hat den Weinbau von der Pike auf gelernt. Sie studierte u.a. Politikwissenschaften, war lange Jahre Chefredakteurin des „Sommelier Magazins“ und sie wurde 1995 zur Deutschen Weinkönigin gekürt – also sie weiß, wovon sie spricht.
Vom 17. – 19. März 2019 trafen sich die wichtigsten Wein- und Spirituosenproduzenten der Welt in Düsseldorf. In zehn Messehallen präsentierten sich 6900 Anbieter aus 64 Nationen von Weinen und Spirituosen. Auch die Szene-Gastronomie wurde mit einem neuen Konzept bedient. Cider, Craft-Bier und -Drinks konnte man in Halle 7 probieren. Hier trifft sich die tätowierte, gesichtsbehaarte und gepiercte Szene beim hochprozentigen Trend-Tasting. Handball-Star Stefan Kretzschmar fungiert als Botschafter für den Kult-Tequila Padre Azul.
Padre Azul Reposado wurde letztes Jahr in Amerika zum besten Tequila in den USA gewählt. In der Champagner Lounge sorgten 50 traditionsreiche Häuser und 180 Marken für das große Prickeln. 61 500 Fachbesucher aus 142 Ländern informierten sich an dem immensen Angebot und probierten natürlich auch den mit Spannung erwarteten Jahrgang 2018. Einige Winzer hatten ihre Weine schon auf Flaschen abgefüllt, aber es wurden auch viele Fassproben angeboten. „Der Weinjahrgang 2018 hat bundesweit erstklassige Qualitäten hervorgebracht“. So das das Deutsche Weininstitut in einer Pressemitteilung. Ich konnte natürlich nicht alle Winzer der 13 deutschen Anbaugebiete befragen, aber alle schwärmten von einem sehr guten bis exzellentem Jahrgang. In meiner alten Heimat Baden, schon immer von der Sonne verwöhnt, besuchte ich den Stand von Karl Heinz Johner aus Bischoffingen am Kaiserstuhl.
Ich probierte die Burgunder-Sorten und war durchweg begeistert. K-H. Johner vinifiziert seine Weine nach dem Vorbild von Burgund, hat aber seinen eigenen Stil. Die Weine sind komplex, elegant, haben Körper, sind lang im Abgang, samtig mit Schmelz und weichen Tanninen. Aber nicht nur die Rotweine machen Freude, sein Chardonnay „SJ“ ist mit die Referenz dieser Rebsorte in Deutschland. Was sagt er zum Ergebnis 2018? „Wir sind mit dem Jahrgang 2018 sehr glücklich. Wir haben so früh wie noch nie gelesen. Während viele über den trockenen Sommer klagen, so hatten wir damit kaum Probleme. Wir hatten im April/Mai genügend Niederschläge, dazu viel Sonne, die Blüte war Ende Mai schon abgeschlossen. Die Ernte verlief ohne Probleme.“
Insgesamt ein hervorragendes Jahr
In Österreich freute man sich über einen sehr warmen Frühling, der Sommer war heiß und trocken, im Burgenland und in Niederösterreich begann die Lese schon im August. Franz Hirtzberger, Spitzenwinzer in der Wachau: „Wir hatten leichte Probleme mit unserem Riesling, den Grünen Veltliner hingegen brachten wir ohne Probleme in den Keller. Insgesamt ein hervorragendes Jahr.“ Die italienischen Winzer (wie auch die Spanier und Portugiesen) freuen sich nicht nur über beste Traubenqualitäten, auch die Menge ist überdurchschnittlich. Italien wird 2018 mit 48,5 Millionen Hektolitern zum größten Weinproduzenten der Welt.
Auch in Bordeaux ist man mit dem Jahrgang 2018 sehr zufrieden, wenn er auch nicht immer einfach war. Zuerst gab es zu viel Regen, zwei Hagelstürme, dann aber durchgehend viel Sonne mit hohen Temperaturen. Viele Weingüter verzichteten auf eine zu starke Entlaubung, so wurden die Beeren vor der intensiven Sonne geschützt. Die meisten Winzer reden von einem sehr guten bis exzellenten Jahrgang.
Die Preise für Jahrgang 2018 sind hoch
Entsprechende Preise werde heute schon aufgerufen: Château Gazin 90 Euro, Château Figeac 200 Euro, Château Cheval Blanc 800 Euro, Château Ausone 1200 Euro, Le Pin, Pomerol 2000 Euro (Preise pro Flasche, letzte Jahrgänge). 2018 wird sich auf einem ähnlichen Preisniveau einpegeln. Sammler spekulieren heute schon darauf: Für eine Flasche Le Pin 1990 bekommt man heute über 5000 Euro.
Also Bacchus, der Gott des Weines, meinte es wieder einmal gut mit den Weinproduzenten in Europa. Aber auch in anderen Erdteilen werden hochklassige Weine produziert. Am Stand von Argentinien probierte ich die Weine des Weingutes Carelli im Gebiet Mendoza. Hervorragend der 2018 Chardonnay, wie auch der ausgezeichnete Malbec 2013, in Deutschland für 28 Euro zu haben. Der tief dunkle Rotwein mit kräftigen Tanninen ist die wichtigste Rebsorte in Argentinien, stilistisch im Ausbau an Frankreich angelehnt.
Was ist mir sonst noch aufgefallen?
Einen hervorragenden Pinot Grigio probierte ich am Stand von Fernando Pighin aus der Region Friaul in Italien.
Am Stand von Collefrisio machte der „Filarè“, Spaß. Ein Weißwein gekeltert aus der Trebbiano-Rebe. Die Rotweine aus der Rebsorte Montepulciano überzeugen mit Eleganz, Körper und Finesse.
Der Campaccio Collezione Rosso IGT 2013 gehört zu den Spitzen der Toskana. Auf „Terrabianca“ in Radda werden Spitzenweine aus den Rebsorten Sangiovese und Cabernet Sauvignon produziert (etwa 40 Euro).
Am Stand von Hans Terzer, Weingut St. Michael/Eppan/Südtirol, probierte ich den exzellenten Weißwein Appius 2012. Ein Super-Premium Wein von Weltklasse (etwa 80 Euro).
Das Staatsweingut Weinsberg/Württemberg, experimentiert mit Cuvées aus internationalen Rebsorten wie Pinotage, Tempranillo, Malbec und Syrah. Man staunt was in Deutschland alles möglich ist. Begeistert bin ich vom 2017 Sauvignon Blanc, Fumé Blanc für 24 Euro.
Er gibt sich klein und bescheiden, macht aber große Weine: Frank Spiegel aus Kleinfischlingen in der Pfalz. Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay überzeugen durchgehend (alle unter 10 Euro).
Tina Pfaffmann aus der Südpfalz hat 2018 zum ersten Mal ihren eigenen Stand auf der Messe. Der würdige Rahmen für ihre ausgezeichneten Weißweine. Mich begeistern die Rieslinge aus der Exklusiv Linie: „Alte Liebe“, „Steingut“, „Ü 40 trocken“.
Fazit: Gourmino Express wird auch 2020 wieder auf der Messe sein, wenn wir auch nur einen kleinen, subjektiven Eindruck vermitteln können – wie sollte man auch gerecht urteilen bei 6900 Anbietern und etwa 30 000 möglichen Degustationen innerhalb von drei Tagen… Prost!
Diesen Beitrag teilen: