Ready for take off – Palma startet wieder voll durch, doch es ist nicht mehr alles so wie früher. Wie sind die Hotels nach der Pandemie gebucht, wird alles teurer und wie ist die Situation am Ballermann, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert? Ich besuchte mit Peter Julius aus Schmallenberg, selbst Hotelier, Helmut von Finck, Chefredakteur von Gourmino-Express, der viele Wochen im Jahr auf der Insel verbringt.

Wie sehen Sie die Situation nach Corona in Palma?
„Sehr positiv. Seit Ostern gibt es keine Maskenpflicht mehr in öffentlichen Bereichen, was für uns eine große Erleichterung ist. Corona wurde wie eine Grippewelle eingestuft, auch Zwangsquarantäne gibt es nicht mehr. Für den Ballermann gibt es besondere Regeln und Verbote, was längst überfällig war. Ich lebe ja im Stadtteil Santa Catalina und bin fast nie am Ballermann, wenn auch der Strand wirklich schön ist. Ich bin fast jeden Tag in der Markthalle von Santa Catalina, begrüße den Tag mit einigen Tapas und einem Glas Weißwein. Man kennt sich – Buenos Dias – Hola, der Smalltalk mit den Marktleuten ist für mich ein kulinarisches Brainstorming, bevor mich die Realität am Laptop zuhause wieder einholt – Home Office statt Beach Office“

Und wie sieht die Hochsaison für 2022 aus, die offiziell am 2. Mai begann? Wie man hört, ist María Frontera, die Präsidentin des Hotelverbandes „Fehm“ sehr optimistisch. Die Hotels sind sehr gut gebucht, die Preise liegen nur etwa drei Prozent unter dem Niveau von 2019. Die hochpreisigen Hotels liegen mit ihren Zimmerpreisen sogar über dem Niveau von 2019.
Peter Julius, Präsident der Stiftung Deutsche Tafelkultur, interessiert sich für die Situation am Ballermann. Was passiert zum Thema „Deutsche Saufkultur“?
Die Tourismus-Behörde der Insel will weg vom „Sauftourismus“. Auch einigten sich die Palma-Playa-Wirte auf neue Benimm-Regeln um den Party-Neustart zum 50. Geburtstag nicht allzu sehr einzuschränken. Feiern mit freiem Oberkörper ist verboten ein T-Shirt oder ein Hemd sind Pflicht, wie auch Sandalen oder Schuhe. Auf den Restaurant-Terrassen und beim Flanieren auf offener Straße ist Rauchen verboten“.
Wir sind unterwegs in der Altstadt und versuchen im Szene-Restaurant „El Camino“ einen Platz zu bekommen. Die Mischung aus Tapas-Bar und Restaurant kommt an – bei den Einheimischen wie auch bei den Touristen. Doch einen Platz an der langen Theke zu bekommen ist trotz Reservierung nicht ganz einfach.

Wer Platz für vier Personen sucht, sollte versuchen eine Ecke an der Bar zu bekommen (davon gibt es leider nur zwei), ansonsten wird es schwierig mit der Kommunikation. Wir hatten das Glück und einen cleveren Kellner, der uns spontan zwei Bistro-Tische zusammen stellte, und unser Abend war gerettet.

Verheißungsvoller Auftakt mit einer Austern-Tempura, dann die Kroketten und die klassische Tortilla, gut wie in fast allen Tapas Bars, der gegrillte Octopus mit mojo rojo (kleine Kartoffeln mit roter Sauce) und das Tartar vom Thunfisch hervorragend, die Lammkoteletts ausgezeichnet, die zarten Kalbsbacken suhlten sich in einer herrlich dichten Rotweinsauce. Der Weißwein „Turonia“, ein frischer Albariño, kostet 32 Euro die Flasche, hoher Spaßfaktor inklusive!

Nur wenige Schritte entfernt am Placa Weyler ein weiterer Hotspot in der Altstadt. Die „Vermutería Rosa“, Casa de Comidas, Haus des Essens, wie auf der Visitenkarte steht. Vor dem Lokal wartet vor allem viel Jungvolk auf Einlass, aber ohne Reservierung geht fast nichts, also warten und hoffen. Doch wir hatten wieder Glück, meinem Presseausweis und Raquel sei Dank. Sie ist die freundliche Gastgeberin an der Türe und dirigiert Einheimische und Touristen mit ihrer Reservierungs-Liste auf ihre Plätze (sofern vorhanden). Was aus der Küche kommt schmeckt nach Mallorca, auch international, ist gut und preiswert, wie die gesamte Palette von Schinken und Kroketten. Auch die Fischkonserven sind einen Versuch wert, es muss nicht alles frisch auf den Tisch kommen.

Wer sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise begeben möchte, bucht einen Platz im „El Txoko de Martin“ im Ausgehviertel Santa Catalina. Seit einem Jahr hat einer der besten Köche Spaniens Martin Berasategui ein neues Restaurant eröffnet. Martin ist Baske und auch die Küche seiner Heimat findet sich auf der Speisekarte: Schwarzer Eintopf vom Tintenfisch, geschmorte Kutteln, Miesmuscheln mit Zitronengras und Koriander (nicht jedermanns Sache), russischer Salat, geschmorte Milchlammhaxe, Entrecote vom Rind mit Iberischer Schweinebauch-Kartoffelterrine. Köstlich sind die Desserts wie die Crème Caramel, das flüssige Schoko-Soufflé mit Caramel-Zimteis, und das besondere Dessert für mich: „Armer Ritter“ – Torrija mit geeister Mascarpone und Mandelcreme. Mit sechs Gläsern Wein und diversen Gerichten hatten wir 106 Euro auf der Rechnung – alles sehr human kalkuliert.

Das Highlight unserer kurzen Gourmet-Exkursion in Palma war das Dinner im „Aromata“, das zu den besten Restaurants der Insel gehört. Aromata ist das lateinische Wort für Gewürze (die sehr subtil eingesetzt werden). Am Herd wird nach den Vorgaben des Sternekochs Andreu Genestra gekocht. Er arbeitete in den Küchen der besten Restaurants Spaniens. Auch beim 3-Sterne-Koch Juan Mari Arzak in Mugaritz im Baskenland und im legendären „El Buli“ bei Ferrán Adriá, in Palma stand er an der Seite von Sternekoch Marc Fosh. Unsere Erwartungen waren entsprechend – und – sie wurden von Küchenchef Rodrigo Vallejo noch übertroffen.

Man sitzt im wunderschönen, überdachten Innenhof eines historischen Stadtpalais aus dem 17. Jahrhundert zwischen alten Rundbögen, Marmorsäulen und nackten Steinwänden. Doch die kluge Licht-Dramaturgie, der gepflegte Holz-und Steinboden, die rustikale Balkendecke, üppige Farne in sattem Grün am Treppenaufgang, maisgelben Stühlen und weiße Tischwäsche sorgen für eine warme Wohlfühl-Atmosphäre. Der Auftakt zu unserem 5-Gänge-Menü war die besondere Präsentation der Pollen- und Safran-Butter auf einem Holzbrett. Mit einem vorgewärmten Löffel formt Anabel kleine Kunstwerke und drapiert sie effektvoll auf kleinen Tellern.

Nach den deliziösen „Grüßen“ aus der Küche dann der fulminante Auftakt mit weißem Spargel und Seeigel-Mayonaise, kreativ die Tiger-Felsenmuscheln und Carbonara Marina, Bacalao al pil-pil nennt sich der Stockfisch auf baskische Art, als Kontrapunkt begeistert das dezent gewürzte Garnelen-Tatar. Aromatisch intensiv die Variation vom schwarzen Schwein mit karamellisiertem Paprika-Tatin und vegetarischer Gemüse-Sobrassada. Unter der Headline „Citrus Mallorca“ glänzen die Dessert-Variationen mit gedämpftem Biskuit, Datteln, Feigen, Kaffeemousse, weißer Schokolade und außergewöhnlichem Süßkartoffeleis. Die Portionen sind nicht allzu groß, der Menüpreis von 65 Euro ist im Verhältnis zum Gebotenen geradezu günstig. Als „Schnäppchen“ kann man die Mittags-Menüs ab 18 Euros bezeichnen, das Tagesgericht kostet 9 Euro – noch Fragen?

Wem diese Art von Gastronomie zu artifiziell und zu filigran ist, der ist im Restaurant „El Bungalow“ an der Playa de Ciudad Jardin zwischen Portixol und Playa de Palma genau richtig – hier wird unprätentiös gekocht. Neben der klassischen Paella in allen Variationen wird mallorquinische Hausmannskost in Bestform angeboten. Fisch und Fleischkroketten, frittierte Gambas, Baby-Calamare, Sardinen und Auberginen. Wer keinen Reis und keine Paella mag, bestellt ein Nudelgericht mit Meeresfrüchten oder mit Fleisch. Es steht als Fideuá de Marisco oder als Fideuá de Carne auf der dreisprachigen Speisekarte.

Aber auch die Fisch- und Fleischgerichte erfüllen höchsten Anspruch: Raffiniert die Venusmuscheln mit Schinkenwürfeln in einer Sherrysauce, saftig der fangfrische Seebarsch in der Salzkruste, oder der Bacalao a la Vizcaina (Kabeljau in Tomaten-Paprikasauce), zartrosa kommen die Milchlammkotetts vom Grill auf den Tisch. Helmut von Finck gerät nach der zweiten Flasche Wein ins Schwärmen: „Schau Dir diesen Blick auf die Bucht an, besser geht’s nicht! Bei starker Brandung schlagen die Wellen fast an die Fensterscheiben. Das Haus wurde vor etwa 100 Jahren gebaut – und es hat seinen Charme bis heute behalten.“ Er muss es wissen, schließlich verbringt er viele Wochen im Jahr auf der Insel – und viele Stunden in den besten Tapas-Bars, Cafés und Restaurants!

Wie komme ich auf die Insel?
Gourmino Express Chefredakteur Helmut von Finck und Wolfgang Ritter sprachen mit Jens Bischof, CEO Eurowings:
Herr Bischof, wie wirken sich die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine auf das Reiseverhalten der Deutschen aus?
Je länger die Kontaktbeschränkungen, umso stärker spüren wir die Reise-Sehnsucht. Millionen Menschen wollen nach mehr als zwei Jahren Pandemie endlich ihren wohlverdienten Urlaub nachholen. Wir spüren diese Reiselust und sehen volle Flugzeuge für die gesamte Saison 2022.

Wie haben Sie auf diese Nachfrage reagiert?
Wir haben mit einer deutlichen Aufstockung unseres Flugprogramms reagiert: Unsere Gäste können unter mehr als 140 Destinationen wählen – so viele wie nie zuvor. Klarer Hotspot bleibt natürlich Mallorca. Die Lieblingsinsel der Deutschen fliegen wir bis zu 380 Mal pro Woche von 24 Flughäfen an.
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