Neapel
Another Bloody Church (A-B-C) war die Antwort meiner kleinen Nichte aus Neuseeland, wenn ich mit ihr bei einem Besuch eine Stadtrundfahrt machte und ihr die Kirchen und Kathedralen einer Stadt zeigen wollte. Dieser (natürlich lustig gemeinte) Kommentar ist mir eingefallen angesichts der über 100 Kirchen und Klöstern, die man in Neapel besichtigen und bestaunen kann. Die wichtigste Kirche ist die Kathedrale, der Duomo San Gennaro aus dem 13. Jahrhundert. Ein weiteres religiöses Zentrum ist der Kloster- und Kirchenkomplex Santa Chiara. Von außen eher unscheinbar ist die Jesuitenkirche Gesù Nuovo, doch innen staunt man über die barocke Pracht. Eine der ältesten Kirchen ist die Basilika San Lorenzo Maggiore.
Welch reiche Vergangenheit hat das heute so arme Neapel, das nur schwer diese Schätze erhalten und bewahren kann.
Doch ich will mich heute nicht mit kirchlicher Liturgie, Ritualen und klösterlichen Regeln während der Fastenzeit in Neapel beschäftigen – Nein, ich bin aufgrund meines ausgeprägten Hangs zu leiblichen Genüssen den Gasthäusern und Hotels doch mehr zugetan, als den Gotteshäusern.
Mein erster Besuch in Neapel gilt dem „Transatlantico“ direkt neben dem Castel dell’Ovo an der Via Partenope.
Mir gefällt das mediterran-elegante Ambiente mit den weiß eingedeckten Tischen, den frisch gestärkten Tischdecken und Servietten und dem weiß-blauen Porzellan. Von allen Plätzen hat man entweder den Blick auf die angelegten Boote und den Vesuv – oder beides. Ich hatte in Anbetracht der zu bewältigenden Speisekarten meine Liebste mitgenommen. Wir bestellen Miesmuscheln in leichter, aber aromatischer Tomatensauce und butterzarten Oktopus Salat. Zum Hauptgang Linguine mit Scampi und Scialatielli alla Pescatora, eine traditionelle Neapolitanische Pasta mit Meeresfrüchten. Die Pizze, die am Nachbartisch serviert werden, sehen gut aus und schmecken, den leeren Tellern nach zu urteilen, auch so. (Wo es die beste Pizza gibt, hatte ich in GOURMINO EXPRESS „Neapel – hier gibt es die beste Pizza der Welt“ im November geschrieben. Wie auch über die fantastischen Süßspeisen „Dolce Vita am Vesuv“).
Die Weine im „Transatlantico“ sind sehr human kalkuliert – eine Flasche Falanghina del Sannio kostet 16 Euro, eine Flasche Cabernet Sauvignon von Marco Felluga ist für 17 Euro zu haben! Eine Flasche Mineralwasser belastet die Rechnung mit zwei Euro. Wir bezahlen für unseren ausgiebigen Lunch 70 Euro, dem perfekten Service nachträglich ein „Grazie Mille“.
Wer die Taxikosten sparen will, bucht ein Zimmer im Haus.
Apropos Taxi: Einige Taxifahrer erinnern mich stark daran, dass die Mafia und ähnliche Organisationen in Neapel zuhause sind. Bestehen Sie bei Beginn einer Fahrt, dass der Fahrer den Taxameter einstellt. Auch für kurze Strecken wollen einige Fahrer generell 15 Euro, auch wenn nur sieben Euro gerechtfertigt wären … „Ich mache Dir Fixpreis – besser für Dich, Chef“.
Gegenüber dem „Transatlantico“, direkt an der Via Partenope liegt das Grand Hotel Vesuvio, die erste Adresse der Stadt.
Enrico Caruso, der in Neapel geboren wurde, bezeichnete das Hotel als sein neapolitanisches Heim. Der Star Tenor verbrachte hier, nach seiner Rückkehr aus Amerika, die letzten Jahre seines Lebens.
Das Restaurant im achten Stock wurde nach ihm benannt: Caruso Roof Garden.
Seine Liebe galt der Oper und seine Leidenschaft dem guten Essen und der neapoletanischen Küche. Der weltbeste Tenor kokettierte vor seinen Freunden gerne: „Ihr behauptet, ich sei ein mäßig begabter Sänger, aber sagt bitte nicht, ich sein ein schlechter Koch“.
Noch heute stehen die von ihm kreierten „Bucatini alla Caruso“ auf der Speisekarte des Restaurants – mit San Marzano Tomaten, Paprikaschoten, Zucchini, Knoblauch und frischen Kräutern. Grund genug für uns noch ein Glas Spumante auf der Terrasse zu genießen – die warme Frühlingssonne auf der Haut, den Vesuv im Blick und im Herzen „O Sole mio“, natürlich von Enrico Caruso gesungen.