Urlaub in Deutschland ist angesagt wie nie zuvor. Schon 2019 hat sich dieser Trend abgezeichnet, doch seit die Corona-Pandemie unser Leben bestimmt, hat sich auch die Urlaubsplanung für 2020 total verändert. Aus Angst vor dem Virus haben fast die Hälfte der Deutschen ihre Reisepläne geändert. Von denen die umgebucht haben, werden ein Drittel ihren Urlaub in Deutschland verbringen, 17 Prozent verzichten auf eine Reise oder haben sie verschoben. 43 Prozent nehmen die geplante Reise ins Ausland wahr. Doch für 68 Prozent ist Deutschland das beliebteste Urlaubsland (Score Media Group). Das heißt: Mecklenburg-Vorpommern statt Mallorca und Bayern statt Barcelona. Die Strände an der Ostsee sind überfüllt und der Tegernsee mit seiner traumhaften Bergkulisse ist der Hot Spot in Bayern.
„Für all diejenigen, die sich Österreich als Urlaubsort vorstellen können, kann ich einfach nur sagen: Bayern ist genauso schön“, sagte der bayerische Ministerpräsident im ZDF. „Also wer Österreich genießen will, kann das auch in Bayern tun.“ Und mit dieser Meinung steht er nicht alleine. Bayern ist das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Auch ich liebe dieses Land, besonders die Landschaft und die Seen um Murnau am Staffelsee. Im Haus meines Vaters am Kochelsee habe ich viele Sommer meiner Kindheit verbracht. Angeln und Wandern waren angesagt und der beschwerliche Aufstieg auf den 1575 Meter hohen Herzogstand gehörte zum Pflichtprogramm meiner Ferienzeit.
Der Rundumblick auf die umliegenden Seen ist grandios, kein Wunder, dass der Herzogstand der Lieblingsberg von König Ludwig II am Walchensee war. Heute bringt die Standseilbahn die Gäste für 15 Euro auf den Berg und wieder zurück, doch sind in der Kabine besondere Corona-Hygiene-Vorschriften zu beachten.
Der Alpenhof in Murnau
Doch das ist Geschichte, heute erlebe ich das Blaue Land trotz Gesichtsmaske etwas weniger schweißtreibend. Ich hatte mich wieder im Alpenhof in Murnau eingebucht. Meinen letzten Besuch vor etwa zwei Jahren hatte ich in bester Erinnerung, was also liegt nahe, das luxuriöse 5-Sterne-Haus auch in Corona-Zeiten zu erleben.
Natürlich ist Corona auch hier ein Thema, aber Hotelier Christian Bär traf alle Vorkehrungen, damit sich der Gast wohl fühlt. Mit einem befreundeten Ingenieur wurden spezielle, transparente Masken entwickelt, die alle Hygiene-Vorschriften erfüllen und die Mitarbeiter den Gast mit einem freundlichen Lächeln umsorgen können. „Unsere Terrasse hat sich trotz der vorgeschriebenen Abstände der Tische kaum verändert, weil wir unseren Gästen schon immer grosszügigen Raum offerieren konnten“, so der sympathische Chef des Hauses in unserem Gespräch.
Die Terrasse ist auch mein Lieblingsplatz des Hauses. Der Blick geht weit ins Land, in das Murnauer Moos und auf die Ammergauer Alpen, die im Licht der untergehenden Sonne den Tag in den Abend begleiten – mystisches Blau in vielen Facetten und magisches Rot verzaubern die Landschaft. So erklärt mir die Natur das „Blaue Land“, das schon Franz Marc und Wassily Kandinsky inspiriert hatte (gourmino-express.com/Das Geheimnis der Blauen Reiter) Doch ich freue mich auf den Abend und die kreativen Gerichte von Küchenchef Claus Gromotka.
Ich entscheide mich für das 6-Gänge-Menü für 78 Euro, in dieser Klasse ein wirkliches Schnäppchen. Der junge Chef setzt auf die hochwertigen Zutaten seiner Region, die Fische kommen aus den umliegenden Seen, das schwarze Bergschaf-Lamm wurde beim Bauern in der Nachbarschaft aufgezogen. Als Beilage findet man seltenes bayerisches Urgemüse.
Die Klassik bestimmt die Linie der Küche, doch pointierte, kulinarische Aperçus überraschen Auge und Gaumen. Der perfekt gegarte Kochelsee-Saibling erhält internationalen Touch durch pikante Pimientos – aromatisch wie in meiner zweiten Heimat Mallorca – Pimientos de Patrón. Der Seeteufel feiert eine harmonische Liaison mit Garnelen und Pastinaken (Wurzelgemüse), die überraschende Komponente bringt ein süß-saurer Apfelsud.
Das rosa gebratene Filet vom Werdenfelser Weiderind hat internationale Klasse – ich vermisse weder Dry Aged-, Kobe- noch Nebraska-Beef. Auch der dazu gereichte Kartoffelgratin und eine vermeintlich banale Selleriecreme sind ebenbürtige Begleiter. Das aromatische Highlight des Gerichts ist die Sauce. Hier zeigt sich die große Klasse von Claus Gromotka: Seine Saucen sind perfekt reduziert, haben intensiven Geschmack ohne überwürzt zu schmecken,Tiefe, Glanz und doch eine Leichtigkeit, die zum Nachbestellen animiert.
Doch welche Weine begleiten dieses Feuerwerk der Aromen?
Wer die Weinkarte bestellt muss sich fast auf eine sakrale Zeremonie einstellen. Würdevoll präsentiert der Sommelier auf einem Tablett zwei voluminöse in Leder gebundene Weinbücher – Weißweine und Rotweine sind getrennt aufgelistet, eine Gesichtsmaske und ein paar Handschuhe.
Doch bevor man sich in die beeindruckenden Folianten vertiefen kann, heißt es Maske anlegen und Handschuhe überstreifen. Covid 19 hat keine Chance die aufwändigen Wein-Bibeln zu infizieren. 1000 Weine aus aller Welt erweisen ihre Referenz und bitten um Beachtung, warten auf eine Entscheidung, welche Rebsorte und welches Weingut unser Dinner begleiten wird.
Die „Weinkarte“ gehört zu den zehn besten in ganz Deutschland und wurde in den letzten Jahren mit dem „Wine Spectator’s Award of Excellence“ ausgezeichnet. Doch wer sich von diesem Angebot überfordert fühlt, Top-Sommelier Guarino Tugnoli und seine kompetenten Mitarbeiter finden für jeden Gast den passenden Wein für jeden Geschmack und jede Brieftasche.
Hotel Alpenhof Murnau
Ramsachstraße 8
82418 Murnau
Telefon 0 88 41 49 13 20
3-7 Gänge Menüs von 48 – 88 Euro
DZ ab 234 Euro inkl. Frühstück
PS: Über die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus sind die Deutschen geteilter Meinung: 34 Prozent machen sich sehr große oder große Sorgen über eine Infizierung. 66 Prozent machen sich nur geringe oder gar keine Sorgen ARD, Stand 21. 8. 2020)
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