An der Grenze zu Österreich, im äußersten Südosten Deutschlands, präsentiert sich die Gastro- und Kulinarikszene im neuen Look und vor magischer Kulisse.
Neun Gebirgsstöcke, die in der Form eines Herzens das Berchtesgadener Tal umfassen, geben den spektakulären Rahmen. Eine Kulisse, die zu jeder Tages- und Jahreszeit eine neue Stimmung zaubert und die durch die kräftigen Lichtspiele besonders im Sommer ihre magische Wirkung entfaltet.
Der 1874 Meter hohe Jenner ist einer der wenigen Berge der Umgebung, die mit einer Seilbahn erschlossen wurden und gilt als Tor zum einzigen alpinen Nationalpark Deutschlands, dem Nationalpark Berchtesgaden. Ausserdem hat man von der Terrasse der Jenneralm den besten Blick auf den Watzmann (2713 Meter) und den schönsten, aber kältesten See des Landes, den Königssee.
Über 40 Millionen Euro steckte die Gemeinde in das Jennerbahn-Projekt, das die alte Bergbahn aus dem Jahr 1953 mit ihren Doppel-Sesselliften durch moderne und komfortable 10er Gondeln ersetzte. Eines der wichtigsten Ziele der neuen Bergbahn, die 2019 ihren Betrieb eröffnete, ist die Barrierefreiheit. So ermöglichen Rampen und Aufzüge statt Treppen und breite Türen auch gehbehinderten Gästen die Auffahrt. Zu dem erst im letzten Jahr fertiggestellten Grossprojekt gehört auch die Jenneralm, ein spektakuläres Bergrestaurant (neben Klassikern der Bergkulinarik gibt es hier auch Veggie-Spezialitäten und eine tolle Weinkarte), das auch über eine Eventlocation für Hochzeiten oder Champagnerempfänge direkt unter der Wolkendecke verfügt.
War die Auffahrt am ersten Tag mit den bis zum Boden verglasten Gondeln schon spektakulär, wurde mein Wiedersehen mit der Jenneralm am zweiten Tag noch besser. Am Abend sass ich nämlich mit der kulinarischen Instanz des Berchtesgadener Landes zusammen: Der Sternekoch Ulrich Heimann führt seit 15 Jahren das Gourmetrestaurants des Kempinski (früher Interconti) auf dem Obersalzberg. Das „Pur“ befindet sich gerade in einer kreativen Sommerpause und so sitzen wir auf der herrlichen Terrasse des zweiten Restaurants des Hauses.
Restaurant Johann Grill
Das „Johann Grill“ verantwortet Sebastian Weigl, der mit dem Kempinski Berchtesgaden genauso fest verwurzelt ist wie Ulrich Heimann. Als ich mit ihm schon zwei Stunden nach Sonnenuntergang noch auf der Hotelterrasse
sitze und von meinem Tag auf dem Jenner erzähle, lädt er mich spontan auf eine morgendliche Tour über einen spektakulären Klettersteig ein, der entlang von steilabfallenden Bergmassiven auch auf die Jenneralm führt.
Aber sozusagen auf einer alternativ-sportliche Route zur
bequemen Seilbahn. Sofort sage ich zu. Das Klettern an nackten Felswänden hat mich bei dramatischen Bergsteigerfilmen immer fasziniert und Klettersteige bieten die Möglichkeit auch ungeübten Stadtmenschen Einblick zu bekommen in die einzigartige Welt der Felsen. Schwierige Sicherungstechniken fallen weg, weil man sich an einem bereits gespannten Seil anhakt und hauptsächlich über in den Fels gebohrte Steigen bewegt. Als wir uns am nächsten Morgen um 6 Uhr früh in die Einstiegstelle des Schützensteigs einsteigen, bin ich sofort putzmunter trotz des fehlenden Morgenkaffees.
Schon nach den ersten Metern hänge ich an einem gewaltigen Felsmassiv, unter mir eine gewaltige Schlucht und unter hinter mir tut sich der karibisch-helle Teil des Königssees auf. Ein einzigartiges Adrenalin-Klettererlebnis von einer Stunde, bei dem sich auch Gelegenheiten ergeben, die Kulisse zu geniessen. Am besten auf dem gemütlichen «Bürgermeisterbankerl», das in die Felswand gebohrt wurde. Zu den Highlights des Aufstiegs gehört auch eine Hängebrücke und eine Seilbahn mit der man sich über eine Schlucht ziehen lässt. Wie gut, dass wir uns schon so früh morgens aufgemacht haben, so hat man den Berg ganz für sich allein – und kann sich ausserdem auf ein herrliches Bergfrühstück freuen. Ohne erfahrenen Tourguide ist aber auch der Familiensteig nicht zu empfehlen. Die beste vorbereitung auf eine der Klettertouren bietet zum Beispiel die Bergschule Watzmann in Ramsau mit einem ein bis drei tägigen Einsteigerkurs. Sensationell sind aber auch die unzähligen ebenerdigen Wanderwege rund um Berchtesgaden. Einen der urigsten Wege habe ich durch Zufall endteckt, als mir am Südufer des Königssee der Bus vor der Nase weggefahren ist.
Spontan habe ich mich dann entschlossen einfach den einstündigen Fussweg zu gehen, der direkt an dem quirrligen Flüsschen Königssee Ache führt: auf dem Weg liegen kleine Biergärten, urige Wirtschaften und Einkehren. Vielleicht bin ich auch einmal zu viel eingekehrt, jedenfalls habe ich am Ende rund drei Stunden für den Weg gebraucht.
Restaurant Anno1348
Wie verbunden jedenfalls die Wirtshauskultur mit der Berchtesgadener Bergwelt ist, kann man im gerade eröffneten «Anno1348» erkunden. In langwerigen Verhandlungen mit dem Denkmalsamt wurden die alten Gemäuer aus dem 14. Jahrhundert renoviert. Unter der Wirtshausdecke wurde schon vor 700 Jashren getafelt und in den Räumen sind Fundstücke wie zum Beispiel Schwerter aus dem Mittelalter ausgestellt.
Hier leben die vielen alten Sagen von den Geistern und Rittern, die in den Berchtesgadener Bergen eingeschlossen sind und die man sich noch heute erzählt.
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