Zillertal
Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich war vor dem 6. April 2017 noch nie im Zillertal. Auf dem Weg in den Süden gab ich immer Südtirol den Vorzug, selbst die Zillertaler Schürzenjäger waren für mich kein wirklicher Grund, um in Wiesing einmal von der Autobahn abzubiegen. Dabei ist das weitläufige Zillertal mit seiner imposanten Bergkulisse, den grandiosen Skigebieten und dem 18-Loch-Golf-Platz in Zillertal-Uderns Grund genug, sich einmal für ein paar Tage im Tal einzubuchen.
Erst recht, wenn es einen triftigen, vinologischen Grund gibt: Zum 6. Mal findet im Hochzillertal / Kaltenbach der Winzer Wedel Cup statt.
Vom 6. bis 9. April trafen sich Österreichs Winzer-Elite, Gourmets und Gourmands zum gemeinsamen Genießen, Golfen und Ski fahren. Martha und Heinz Schultz organisieren und laden ein. Die Schultz Gruppe gehört zu den größten Tourismus Unternehmen in Österreich und ist gleichzeitig der größte private Seilbahn Betreiber dieses Landes. Der Berg bzw. Martha ruft und alle kommen gerne. Für vier Tage tauschten etwa 20 Winzer den Rebstock mit dem Skistock.
Auftakt und kulinarischer Höhepunkt war die Genuss Gala am Donnerstag in der Genusswerkstatt der Sportresidenz Zillertal-Uderns.
Die Verantwortung in der Küche hatte der bekannte Fernsehkoch Alexander Fankhauser aus Hochfügen. Köstlich die Terrine von der Gänseleber mit Rhabarber und Schokolade. Kaisergranat mit Blutwurst und Apfelmeerrettich war eine gelungene Interpretation von Surf & Turf nach Zillertaler Art. Das Lachsforellen Filet auf Spargelragout hatte Sterne Qualität, aber leider gibt es in Österreich ja keinen Michelin Führer mehr. Im Hauptgang überzeugte das Zweierlei vom Rinderfilet mit Gemüse und Püree.
Die korrespondierenden Weine der teilnehmenden Winzer machten Freude!
Noch mehr aber der gastfreundlich kalkulierte Preis von 83 Euro für das 6-Gänge-Menü, inkl. Wein – allein dafür lohnt sich schon die Anreise. Ein großes Kompliment an das gesamte Team der Sportresidenz. Besonders erfreulich: die gut gelaunten, immer lächelnden jungen Damen im Service.
Am nächsten Tag war Genießen auf höchster Ebene angesagt.
Mit dem Sessellift ging es auf die 2.350 Meter hoch gelegene 5-Sterne-Wedelhütte in Hochfügen. Doch was man landläufig so unter dem Begriff Hütte versteht, hat mit diesem Refugium des Genusses absolut nichts zu tun. In stilvollem Ambiente wird beste Tiroler Küche serviert, der Weinkeller sucht seinesgleichen, vom einfachen Grünen Veltliner bis zum großen Bordeaux ist alles zu haben. Statt Strohsäcke á la Alpenverein gibt es komfortable Suiten, Connaisseure halten sich standesgemäß mehr im zweistöckigen Weingewölbe auf.
Doch nicht nur der Wein war Grund meiner Anreise: draußen war der Kurs für den Parallelslalom gesteckt, den Sebastian Gager aus dem Burgenland für sich entscheiden konnte.
Beeindruckend mit welchem Tempo die Winzer & Winzerinnen die Tore meisterten (neudeutsch rockten). Aber anscheinend bringt die Arbeit im Weinberg die nötige Kondition. Ich hatte mich an den sportlichen Aktivitäten und dem grauem Himmel satt gesehen, mir war mehr nach Sonne im Glas zumute, und die gab es in der Wedelhütte ausreichend – Martha, dem lieben Gott und den Winzern sei Dank. Gefühlte 100 Weine standen in den Stuben zur Verkostung an, selbst mit Bacchus Hilfe war das nicht zu schaffen.
Ich möchte jetzt keine vinologische Bergpredigt halten, aber doch einige Degustationsnotizen …
… überzeugt hat mich der Weinhof Waldschütz aus Sachsendorf im Kamptal / Wagram. Ralph Waldschütz vinifiziert elegante, fruchtige Grüne Veltliner mit typischer Pfeffernote in der Nase. Die „Classic“ Linie kostet keine zehn Euro, die „Reserve“ etwas mehr, also viel Wein für wenig Geld. Nicht zu vergessen sein hervorragender Riesling „Wagramer Selektion“ den auch der „Falstaff“ mit über 90 Punkten bewertet. Seit Generationen ist das Weingut Erich & Walter Polz aus Spielfeld eine feste Größe in der Steiermark. Reinhold Polz präsentierte u.a. den 2015 Morillon (Chardonnay) und den Czamilla, Sauvignon Blanc, ein fruchtiger Wein, mineralisch mit leichter Holznote. Als Aperitif Wein empfiehlt sich der gefällige Muskateller vom Weingut Zöchling mit dezenter Extraktsüße, duftig, fruchtig, trocken.