Venedig
Da ich sehr gerne mit meinem Wagen unterwegs bin, fahre ich folglich auch nach Venedig mit dem Auto. Und ärgere mich immer wieder aufs Neue: sechs Stunden auf der Autobahn von München bis ins Parkhaus San Marco an der Piazzale Roma. Dazu kommen die Kosten für die Autobahn-Vignette in Österreich, die Maut am Brenner, Autobahngebühr in Italien, Parkhaus in Venedig plus Benzinkosten – es kommen locker 300 Euro zusammen. Doch das tut meiner Liebe zu dieser einzigartigen Stadt absolut keinen Abbruch. Es ist eher umgekehrt: Je häufiger ich diese morbide Schönheit mit ihren Palästen, den intimen Plätzen und schmalen Gassen besuche, desto mehr fühle ich mich auf Entzug, wenn mich der Alltag in Deutschland wieder eingeholt hat (s. auch GOURMINO EXPRESS Artikel „Venedig – Auf den Spuren von Commissario Brunetti“).
Keine andere Stadt weckt mehr Emotionen in mir als Venedig!
Die Fahrt mit dem Wasser Taxi von der Piazzale Roma durch den Canal Grande zur Piazza San Marco ist teuer, aber jeden Cent wert. Günstiger und weniger exklusiv ist eine Fahrt mit einem Vaporetto, dem Wasserbus, der meist übervoll ist und etwa 20 Mal eine Haltestelle anläuft.
Wir steigen am Markusplatz aus und nehmen das Shuttle Boot zum Kempinski San Clemente Palace auf einer privaten Insel.
Nach zehn Minuten kommt die Insel auch schon in Sicht – nicht gerade einladend, mir kommt das frühere Staatsgefängnis San Quentin in der Bucht von San Francisco in den Sinn, aber lebenslänglich wollten wir ja nicht bleiben … Wir legen an und werden herzlich empfangen. Der gepflegte Park und die Fassade des Palastes beeindrucken jeden Neuankömmling. Nach dem Einchecken werden wir von den Ladys in Red (Guest Relation) auf unser Zimmer gebracht.
Die weitläufigen Korridore und die hohen Räume veranlassen mich, innerlich Haltung anzunehmen – hier wohnt man nicht hochherrschaftlich, hier residiert man fürstlich.
Der Blick aus unserem Zimmer auf die Lagune und Venedig ist dem Preis angemessen – man kann sicher zentraler wohnen, doch wer dem Trubel von Venedig entgehen will, ist hier genau richtig, man fühlt sich privilegiert. Die 25 Millionen Touristen pro Jahr, die durch die schmalen Gassen, den Markusplatz und über die 400 Brücken geschleust werden, stören hier nicht … Wer Ruhe und Entspannung sucht, ist hier am richtigen Platz – mit der Option, per Shuttle Boot in 15 Minuten an San Marco anzulegen.
Wir haben am Abend bei Mâitre Santa Malizia einen Tisch im eleganten Gourmet Restaurant „Acquerello“ gebucht.
Spargel mit Trüffeln, Pasta mit gegrilltem Oktopus und Zuppa della Laguna, eine italienische Fischsuppe, sind unsere Highlights. Die Tortelli auf einem Murano Glas Teller möchte man am liebsten nur anschauen (s. Foto). Der weiße Friulano von Livio Felluga schmeckt gut wie immer, der Preis ist etwas höher, natürlich dem Ambiente angemessen.
Wir nehmen noch einmal den Shuttle zum Markusplatz, die Musiker in den Cafés Florian, Quadri und Lavena spielen unermüdlich mit kalten Fingern heiße (und lauwarme) Melodien.