Sansibar
Kaum ein Reiseziel weckt so viele Sehnsüchte und Abenteuerlust wie Sansibar. Das ist doch der Ort, wo Sindbad der Seefahrer vor Anker gegangen ist! Und wo man als nichts ahnender, semi langweiliger Tourist beim Strandspaziergang eine Flaschenpost mit Schatzkarte findet und kurz darauf in See sticht – mit einem Affen auf der Schulter und einer Flasche selbst gebranntem Kokosnuss Schnaps! Offenbar nicht ganz … Während eines langen Spaziergangs gleich am ersten Sansibar-Tag, finde ich weder eine Flaschenpost noch einen Affen, sondern hauptsächlich Kokosnüsse – die mir dann im Pool meiner Veranda mit Blick auf den Indischen Ozean besonders gut schmecken. Auch schön. Und mein ganz persönliches Abenteuer, das ahne ich am Morgen noch nicht, wird an diesem Tag nicht lange auf sich warten lassen.
Kurz zur Einordnung: Sansibar (bestehend aus den beiden Nachbarinseln Unguja und Pemba) gehört zwar zur Republik Tansania, agiert jedoch halb autonom.
Man wählt hier einen eigenen Präsidenten und schafft eigene Gesetze. 99 Prozent der Bevölkerung sind hier muslimisch (auf dem Festland nur 35 Prozent). Außerdem gehört Sansibar, anders als das Festland, zur Swahili-Kultur. Die meisten Touristen kommen im Anschluss an eine Tansania-Safari hierher oder schätzen Sansibar als exotischere und ursprüngliche Alternative zu den anderen Inseln im Indischen Ozean (wie den Malediven oder Mauritius). Und die Resorts sind hier tatsächlich sehr darum bemüht, die einheimische Kultur zu integrieren …
… wie das Boutique-Hotel Essque Zalu Zanzibar, direkt am Indischen Ozean an der nordöstlichen Küste der Hauptinsel Unguja gelegen.
Hier bleibe ich auch vier Tage. Safari ist ein anderes mal dran. In der ganzen Anlage spürt man den Afrika-Geist: Das Haupthaus sowie die 40 Suiten und acht Villen haben traditionelle Makuti-Dächer aus getrockneten Palmblättern, bei der Innengestaltung wurden afrikanische Stoffe verwendet. Und im SPA wird ein einzigartiges Maasai-Ritual durchgeführt – draußen, in typischen Zelten, begleitet von den Klängen der ostafrikanischen Volksgruppe Maasai.
Auch toll: Auf der Speisekarte der Restaurants stehen viele einheimische Gerichte. Alles andere wäre auch eine Verschwendung. Nichts gegen Steaks und Club Sandwiches, aber Sansibar gilt als DIE Gewürzinsel. Am liebsten würde ich das zu Hause gleich alles weiter essen.
Und das geht sogar: Im resorteigenen Mosha-Kochstudio mit der größten Gewürzsammlung der Welt (über 500 Fläschchen) buche ich einen Kochkurs.
Hier ist es also: Mein ganz persönliches Sansibar-Abenteuer. Denn es birgt deutlich mehr Gefahren in sich als eine Seereise nach einem Flaschenpost-Fund. Kochlehrerin Rose lächelt zwar immer nett, erkennt bei mir aber gleich einen höheren Betreuungsaufwand … Und Tadaa, in nur einer Stunde ist unser selbstgekochtes Sansibar-Menü fertig. Alle haben es überlebt, trotz meiner Beteiligung. Mein Lieblingsgericht war mit Abstand das Oktopus-Curry. Am Ende des Artikels schreibe ich Euch noch das Rezept dafür auf. Wirklich einfach nachzukochen! (wenn ich das schon sage …)
Abends gab es dann im „Market Kitchen Restaurant“ die „Seafood Feast“-Platte und Ingwer-Limetten-Cocktails. Dieses Mal hatte ich nichts damit zu tun. Das wäre auch zu viel Adrenalin für einen Tag …
Verantwortlich für die Gewürzexplosion auf Sansibar sind übrigens die Omaner, die einst Nelken, Muskatnuss und Zimt importierten und sie dann zum größten Exportschlager machten.
Der Sultan verlegte 1840 sogar seine Hauptstadt von Muskat nach Sansibar, nachdem zuvor, im Jahr 1811, der zentrale Sklavenmarkt für Ostafrika gegründet wurde – das dunkelste Kapitel der Sansibar-Geschichte. Die Gewinne aus Gewürzexporten und Sklavenhandel machten aus der Altstadt, die bis dahin nur aus Hütten bestand, das prachtvolle Stone Town mit den wohl eindrucksvollsten Holztüren der Welt.
Der Sultan ließ an der Uferpromenade auch das damals modernste Gebäude Ostafrikas errichten, mit Strom und einem elektrischen Fahrstuhl. Das „House of Wonders“ ist noch heute ein Touristenmagnet, genauso wie das Geburtshaus von Freddie Mercury, der hier am 5. September 1946 unter dem Namen Farrokh Bulsara auf die Welt kam. Ansonsten: Einfach durch die Gässchen laufen, die Kunst und die Türen bewundern und unbedingt in einem der vielen kunstvoll verzierten Dachterrassen einen Kaffee trinken.