Wien
Eine Reise nach Wien ist für mich immer verbunden mit einem Besuch der Albertina, Österreichs bedeutendstem Museum (u.a. permanent Monet bis Picasso; aktuell bis 27. August, Maria Lassnig, Retrospektive Aquarelle und Zeichnungen). Doch auch Markthallen und Märkte haben für mich eine besondere Faszination. Egal in welchem Land, in welcher Stadt ich auch bin, der Besuch eines Tempels der Köstlichkeiten ist fester Bestandteil meiner Sightseeing Touren. In Barcelona ist es die Markthalle Boqueria direkt an den Ramblas, in Lissabon steht der Mercado da Ribeiro, „Time out“ mit seinen anspruchsvollen Imbiss-Stationen auf dem Programm. In Südfrankreich sind es die nach Lavendel duftenden Wochenmärkte, und in Nizza verzaubert mich der Blumenmarkt in verschwenderischen Farben. In Rom ist es der Campo de Fiori, in Venedig der Fischmarkt direkt am Canal Grande und auch die sparsamen Schwaben haben in Stuttgart eine wunderschöne Jugendstil-Markthalle mit einem verschwenderischen Angebot.
In München ist es der weltbekannte Viktualienmarkt – und in Wien ist ein Bummel über den Naschmarkt ein Fest für alle Sinne!
Er liegt im 6. Wiener Gemeindebezirk zwischen der rechten und der linken Wienzeile. 120 Marktstände und jede Art von Lokalen präsentieren ihr exotisches Angebot auf 1,5 Kilometern Länge. Wer auf der Suche nach Trödel & Krempel ist, kann am Samstag vielleicht auf dem Flohmarkt ein Schnäppchen machen.
Doch mich fasziniert am meisten das immense Angebot an Kräutern und Gewürzen: Currys und Kardamom, unzählige Arten von Pfeffer, Fenchelsamen und Gewürznelken, Sternanis, Ingwer, Koriander und Kurkuma, Zimt und Kümmel … Hier wird der Geruchssinn auf eine harte exotisch-orientalische sensorische Probe gestellt.
Auf Schritt und Tritt wird man zum Probieren animiert, höflich, aber nicht aufdringlich, anders als im Bazar in Istanbul. Das Fischangebot ist eher bescheiden, in den Vitrinen der Stände dominieren Rind und Lamm. Aber auch das gastronomische Angebot auf dem Naschmarkt ist multikulturell und bietet alle Facetten weltweiter Genüsse.
Das frühere Jugoslawien ist vertreten, die alte K.u.k.-Monarchie, Griechenland, Italien, Spanien, die Türkei, Israel, Ostasien, Japan und China, Orient und Occident bieten türkische und Wiener Hausmannskost.
Ich freue mich auf einen Lunch im La Marée, das Restaurant ist nur mäßig besetzt, es ist Ferienzeit.
Das Restaurant ist elegant eingedeckt, auch draußen kommen gestärkte Stoffservietten zum Einsatz. Ich probiere Calamari mit Kräutersaitlingen gefüllt, auf Tomaten-Olivenragout. Der gegrillte Steinbutt als Hauptgang ist perfekt gebraten und für 24 Euro gastfreundlich kalkuliert. Dazu reicht man Kartoffelgratin und geschmorte Tomaten. Auch das Glas Grüner Veltliner, 1/8 l aus der Wachau ist für fünf Euro nicht überteuert. Der Service ist aufmerksam und gibt sich bemüht.