Rom
Rom gehört wie Barcelona, Sevilla, Paris, Venedig und Capri zu den Sehnsuchtsorten in Europa. Kein Wunder, dass jährlich über zehn Millionen Touristen die Stadt mit ihren drei Millionen Einwohnern überfluten. Tausende belagern die Spanische Treppe und den bekanntesten Brunnen der Welt, die Fontana di Trevi. Einheitlich uniformierte Bustouristen in Shorts, Socken und Sandalen (Deutsche?), und Passagiere der Kreuzfahrtschiffe schwärmen aus und staunen ehrfurchtsvoll über das Kolosseum, das Pantheon und den Vatikan mit dem Petersdom.
Wer die Sixtinische Kapelle besuchen will muss lange Wartezeiten einplanen, die Müllabfuhr ist im Dauereinsatz und die Flaschensammler machen reiche Beute. Aber was soll’s, ich sehe das gelassen und bin immer wieder von der Stadt begeistert – von ihren pittoresken Plätzen wie den Campo de Fiori oder der Piazza Navona. Hier nehme ich meinen Cappuccino in einem der vielen Cafés, staune immer wieder über die Fontana dei Quattro Fiumi, den Vierströmebrunnen (s.auch gourmino-express.com Heinz Beck) und lasse mich mit dem Touristenstrom den kurzen Weg zum Pantheon treiben. Drinnen versucht jeder die majestätische Kuppel mit seinem Handy abzulichten, aber ohne ein Weitwinkelobjektiv ist das ein fast aussichtsloses Unterfangen. Für Michelangelo war sie Vorbild für die Kuppel des Petersdoms. Das Pantheon war ursprünglich ein römischer Tempel der allen Göttern geweiht war. Also auch dem Gott des Weines und des Rausches.
Den Rausch habe ich mir erspart, aber ein Glas Wein zu meinem Lunch muss schon sein. Ich hatte einen Tisch im Traditionslokal Fortunato Pantheon reserviert. Von der kleinen Terrasse aus hat man einen Blick auf das Pantheon, und die dezent arroganten Kellner mit angegrauten Haaren und weißer Livrée geben sich distinguierter als die Gäste. Die Pasta Gerichte kosten zwischen 14 und 22 Euro, sind sehr gut und die Portionen sind Familien tauglich. Am Nachbartisch delektieren sich elegante Römer in dunkelblauem Tuch an Thunfisch Tatar und Ossobuco. Der Barolo aus dem Piemont den sie schon mittags dazu trinken liegt im höheren dreistelligen Bereich. Ich ziehe ein Glas Südtiroler Weißburgunder für acht Euro vor.
Am Abend schlendere ich durch das romantische Viertel Trastevere (lat. „Trans Tiberim“, jenseits des Tiber). Es ist der älteste und ursprünglichste Stadtteil von Rom. Früher wohnten hier einfache Leute, Arbeiter, Randgruppen und Juden, heute ist das Trastevere , angesagtes Restaurant- und Künstlerviertel. Hippes Jungvolk, alt eingesessene Römer und natürlich Touristen aus aller Welt schieben sich durch die engen Gassen. Alte Wohngebäude mit bröckelnden Fassaden, holpriges Kopfsteinpflaster, zum Trocknen aufgehängte Wäsche, Blumen und Weinstöcke in Keramiktöpfen vermitteln mediterranes Urlaubsgefühl. Die Piazza Santa Maria in Trastevere ist der Mittelpunkt des fast dörflichen Viertels. Unzählige kleine Bars, Straßencafés, Restaurants und Pizzerien preisen ihre Speisekarten an. Man sitzt auf einfachen Holzstühlen, von der Decke hängen Knoblauchzöpfe, Schinken und Salami, aus der Küche kommen einfache, bodenständige Gerichte und der Pizzaofen wird nicht kalt.
Ich habe Glück und bekomme ohne Reservierung einen Tisch im Restaurant Checco er Carettiere. Das Vier-Gänge-Menü kostet 50 Euro, die halbe Flasche Weißwein Gavi di Gavi steht mit 12 Euro auf der Karte. Das Restaurant ist proppenvoll, das Essen herzhaft, die Portionen üppig und bei den Desserts wird mit Kalorien nicht gegeizt. Geschäftsleute und Gesellschaften geben sich gleichermaßen den sinnlichen Genüssen hin.
Das beste Bahnhofsrestaurant Italiens
Doch bevor ich am nächsten Tag den Leonardo Express (14 Euro, 35 Min. ab Hauptbahnhof Termini) zum Flughafen Fiumicino nehme, schaue ich noch bei meinem Freund, 2-Sterne-Chef Oliver Glowig im Mercato Centrale, Statione Termini vorbei. Im ersten Stock des Bahnhofes wird kreative Sterneküche serviert. Ich möchte behaupten, das „Mercato Centrale, Oliver Glowig“ ist das beste Bahnhofsrestaurant Italiens. Aus der Küche kommen frittierte Eier auf Spinat mit Pecorino-Schaum, Weinbergschnecken mit Minze und weißer Bohnencréme, Bacalao (Stockfisch) im Brotmantel, Kalbsbries mit Orangen und Safran, gefüllte Sepia Ravioli…. Der Unterschied zum Sterne-Restaurant? Die Preise! Alle Gerichte stehen zwischen 10 und 20 Euro auf der Karte. Meine Empfehlung: Erst die Speisekarte, dann die Fahrkarte.
Fortunato Pantheon
Via Del Pantheon 55
00186 Roma
Telefon 0039 06 67 92 788
Restaurant Checco er Carettiere
Via Benedetta 10-13
00153 Roma
Telefon 0039 06581 7018
Caffé Propaganda
Via Claudia 15
00184 Roma
Telefon 0039 06 945 34 255
Il Pizzicaroli Trastevere
Via del Moro 40
00153 Rom
Telefon 0039 06 4565 1385
Mercato Centrale Rom
Oliver Glowig
Statione Termini
Via Giolitti 36
Weiteres Restaurant im Latium:
Barrique by Oliver Glowig
Poggio Le Volpi
Via Fontana Candida 3/C
Telefon 0039 06 941 66 41
(Wurde 2018 als bestes Restaurant
Umgebung Rom ausgezeichnet)