Die handverlesene Runde, die sich in der vergangenen Woche zu einer „kulinarischen Reise durch die kolumbianische Pazifikregion“ in der Botschaft Kolumbiens in Berlin einfand, erwartete voller Spannung die hierzulande unbekannten Kreationen des Kochstars Rey Guerrero.
Eingeladen hatte die 30-köpfige Fachrunde (u.a. Yello-Legende und Gastronom Dieter Meier, The Duc Ngo, Heinz Horrmann, GE Herausgeber Helmut von Finck, Hans-Peter Wodarz, Eberhard Lange,) der Botschafter der Republik Kolumbien Hans-Peter Knudsen. Was sich den Küchenchefs, Gastronomen und Feinschmecker-Journalisten dann zur mittäglichen Stunde bot, ging aber weit über den kulinarischen Genuss hinaus.
Denn Rey Guerrero widmete sein Menü Alexander von Humboldt, der mit seinen Reisen im 18. Jahrhundert zum zweiten Entdecker der neuen Welt wurde. So wurde aus der kulinarischen auch eine philosophisch-historische Reise. Seine Bewunderung für Humboldt erklärte Guerrero zu Beginn des Essens.
Guerrero: Für uns Afrokolumbianer und die Bewohner der ecuadorianischen, peruanischen und chilenischen Pazifikküste sind beispielsweise die Erkenntnisse, die sich aus der Beobachtung des großen Kaltwasserstroms aus dem antarktischen Gletschermeer ergaben, von enormem Wert. Dabei wurde eine thermische Anomalie festgestellt, eine für die tropischen und subtropischen Regionen ungewöhnlich niedrige Durchschnittswassertemperatur, die durch den Aufstieg von Tiefseewassern verursacht wird. Diese Strömung wurde „Humboldtstrom“ getauft und erklärt zum Teil den Reichtum und die Vielfalt der Produkte, die aus diesen Meeren kommen.
Der in Cali geborene Guerrero interessierte sich schon seit seinen Kindertagen für die Geheimnisse der Küche, als er seiner Grossmutter beim Kochen half. Seine Kreationen basieren auf den Überlieferungen seiner Vorfahren, sein Restaurant in Kolumbiens Hauptstadt Bogota ist das Labor, in dem er seine Gerichte entwickelt.
Bei den ersten zwei Gängen seines Menüs, das er „Die Natur als Teil eines Ganzen“ nannte, ließ Guerrero seinen Gästen die Augen verbinden, bevor die Gerichte gereicht wurden. Jeder sollte sich ganz auf den Geschmack – nicht abgelenkt von optischen Eindrücken konzentrieren.
Als Einstieg wurden mit geräuchertem Fisch gefüllte Carimanolas gereicht. Gewürzt mit Polei-Minze und Oregano wurde das Gericht in einem Aioli aus Avocado und Annatto serviert.
Zum Namen des Ganges „Widerstand und Freiheit“ rezitierte Guerrero das Humboldt-Zitat:
„Es gibt keine niederen Menschenrassen, alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt“
Alexander von Humboldt
Den zweiten Gang GEMISCHTES CEVICHE AUS PIANGUA UND PIACUIL versah Guerrero mit dem Namen „Enge Freunde“ und erinnerte an die Humboldt-Weisheit:
„Die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft und Liebe ist ein Vorrecht zarter und gebildeter Seelen.“
Alexander von Humboldt
Piangua und Piacuil werden aus den Mangroven des kolumbianischen Pazifiks gewonnen. Sie werden aus ihren Gehäusen entfernt und gewürzt mit Ingwer, Polei-Minze, Sojasauce, Knoblauchsaft und Kokosmilch zu exquisiten Gaumenfreuden.
Auch zum ersten Hauptgang fand Guerrero einen passenden Namen: Uralte Weisheit. Pandao ist ein in Bananen- oder Bijao-Blättern im Ofen gebackener Fisch. An die dazu vorgetragene Humboldt Einsicht lohnt es sich heute zu erinnern:
„Es ist des Menschen würdig, was im Laufe der Natur liegt, auch natürlich zu nehmen.“
Alexander von Humboldt
Und Geuerrero fand auch für den zweiten Hauptgang, das Sancocho mit drei Sorten Fleisch, die passenden Humboldt Worte:
„Der Mensch muss Glück und inneren Frieden in Dingen suchen, die ihm nicht weggenommen werden können.“
Alexander von Humboldt
Eine Offenbahrung sondergleichen servierte Guerrero schließlich zum Dessert: Kokos vermischt mit Tamarinde und Kokosmilch, auf einem Bett aus Kokosraspeln und Panela mit Vanillenoten.
Zur Cocada Artesanal rezitierte Guerrero:
„Die Stimmung ist dann am besten, wenn man eine sinnvolle Beschäftigung gefunden hat.“
Der kulinarisch-philosophische Nachmittag war für mehrere Gäste die Initialzündung für eine baldige Kolumbien-Reise. Auch für den weitgereisten Dieter Meier wäre es die erste Reise nach Kolumbien. Der Künstler und Gastronom verbringt mehrere Monate im Jahr in Argentinien, wo er u.a. Wein anbaut und eine Rinderzucht betreibt.
Dieter Meier: „Ich werde schon bald nach Kolumbien reisen, ganz klar, nach diesen wunderbaren Eindrücken!“
Am 23. Oktober kommt Meier, der seinen Hauptwohnsitz in Zürich hat, aber erstmal zu einem wichtigen Termin zurück nach Berlin.
Dieter Meier: „Ich feiere das Grand Opening meiner „Torbar“ in Berlin Mitte mit meinem alten Freund Westbam. Zu dem Anlass werden wir auch gemeinsam auftreten: Dieter Meier singt Westbam“.
Der Gig bei der „Torbar“-Openingparty von Loveparade-Gründer Westbam und dem legendären Yello-Sänger und Electro-Pionier ist kultverdächtig. Beide Künstler standen das letzte Mal gemeinsam auf Westbams „Mayday“ in den 1990ern auf der Bühne.
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