Wenn die holländische Königsfamilie seit 60 Jahren ihren Urlaub ununterbrochen an einem Ort im gleichen Hotel verbringt, so muss das offensichtlich eine besondere Adresse sein. Königin Juliana und Prinz Bernhard verbrachten schon 1960 zum ersten Mal ihren Winterurlaub in der Post in Lech am Arlberg.
Zwischen der holländischen Königsfamilie und Familie Moosbrugger, den Besitzern der Post, entstand seit dieser Zeit eine Freundschaft die auch noch heute über Generationen andauert. Eigentlich ist die historische Post kein Gasthof im herkömmlichen Sinne, sie ist ein exklusives 5-Sterne-Haus mit 46 Zimmern und Suiten, Wellness- und SPA-Bereich – eine geglückte Symbiose zwischen Grand Hotel und Gasthof.
Hausherr Florian Moosbrugger sammelte in den besten Häusern der Welt seine Erfahrungen, die er mit seiner Frau Sandra und Mutter Kristl Schritt für Schritt in die Post einbrachte, ohne dass der Charme und die Intimität seines Gasthofes auf der Strecke blieb. Ich betrete das Hotel durch das fast unscheinbare Holzportal und werde an der Rezeption in der Hotelhalle herzlich empfangen und auf mein Zimmer begleitet.
Ich fühle mich wohl und angenehm umsorgt, es ist nobel, aber trotzdem familiär und gemütlich. Lokale Antiquitäten, Jagdtrophäen, ausgesuchte Hölzer und Textilien in Wolle und Leinen in warmen Farben bestimmen die Atmosphäre. Es stellt sich die Frage, wo buche ich einen Tisch für das Abendessen? In der Jägerstube, der Emostube, der Kutscherstube, in der Bemelmans-Bar oder im 2017 neu gebauten Panoramarestaurant mit Blick auf das weltbekannte Zentrum von Lech?
In der Küche bestimmt seit 2017 der junge Tiroler David Wagger die kulinarische Linie des Hauses. Er beherrscht geschickt den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Seine Gerichte schmecken nach Heimat, aber auch nach Meer und einer mediterranen Brise. Köstlich die Tranche vom Steinbutt und die gefüllte Wachtel, das auf den Punkt gebratene Rehfilet, eine aromatische Lammkrone, oder der glasig gegarte Kaisergranat.
Wanderer und Wintersportler werden satt mit einem „Post“ pulled Burger, Käsespätzle oder einem Filetgulasch Stroganoff. Ich sitze auf der edel eingedeckten Terrasse und entscheide mich für die Käsespätzle mit aromatischem Bergkäse – eine feine Rustikalität mit gerösteten Zwiebeln. Doch dieses Gericht ohne Wein? Für mich geht das nicht! Ein Glas 2018 Grüner Veltliner „Grub“ von Schloss Gobelsburg wird mein Auftakt in den Nachmittag…
Dem Slalom durch den Wander- und Skizirkus Arlberg habe ich mangels Fitness Adieu gesagt, bewege mich aber auf der opulenten Weinkarte mit guter Kondition durch den promillereich gesteckten Parcours der Weine von Schloss Gobelsburg. Jetzt kommt der ältere Bruder Michael Moosbrugger ins Spiel. Er produziert auf Schloss Gobelsburg in Langenlois in Niederösterreich beste Rieslinge und Grüne Veltliner.
Auch wenn er 500 Kilometer von seiner Familie entfernt arbeitet, auf der Weinkarte ist er omnipräsent vertreten. Seine ersten Gewächse (Ried Lamm, Ried Heiligenstein, Ried Gaisberg) gehören zum besten was Österreichs Weinwelt zu bieten hat. Ich vermisse nicht die französischen Chardonnays aus Meursault und Montrachet – Moosbrugger muss man sich merken!
Gasthof Post Familie Moosbrugger
Dorf 11, A-6764 Lech am Arlberg
Telefon 0043 5583 22060
Hotel Central, Sölden: Salute! Wein am Berg
Bei meinen vinologischen Exkursionen durch Österreich bin ich immer wieder überrascht, welche Schätze sich in den Kellern der 5-Sterne-Alpen-Hotels verbergen. In diesen Häusern wird jeder anspruchsvoller Weinliebhaber fündig – die besten Kreszenzen der Welt warten auf ihre Bestimmung – Weinkultur wird hier gepflegt und gelebt. Bis zu 1000 Weine stehen auf den Weinkarten oder besser Weinbibeln.
Herausragende Destinationen sind der Jagdhof von Armin Pfurtscheller in Neustift im Stubaital, der Kaiserhof in Ellmau, das Interalpen-Hotel Tyrol in Telfs-Buchen, der legendäre Großflaschenkeller im Arlberg-Hospiz Hotel von Adi Werner in St. Christoph, die Wedelhütte im Hochzillertal, oder der Alpenhof in Murnau (Deutschland). Der 1000ste Wein, der gerade auf die Weinkarte kam, war ein Wein aus der Jubiläumsedition 850 Jahre Schloss Gobelsburg! Eine der beeindruckendsten Weinkarten hat das luxuriöse 5-Sterne-Hotel „Das Central“ in Sölden im Ötztal.
Fast 600 Weine sind aufgelistet, beindruckend das Angebot der größten Burgunder der Domaine de la Romanée Conti. Alle Top-Lagen des weltberühmten Pinot Noirs sind vertreten, die Preise natürlich im vierstelligen Bereich, aber immer noch gastfreundlich kalkuliert. Doch auch ein Weißburgunder von Spitzenwinzer Joachim Heger aus Baden bringt für 27 Euro die Flasche großes Trinkvergnügen. Im Keller betreut Mâitre & Chef-Sommelier Martin Sperdin 30 000 Flaschen mit Unterstützung von Sommelier Marcel Altmann.
Aber auch das Restaurant-Angebot erfüllt jeden kulinarischen Anspruch. Edel das Ambiente im „Feinspitz“, es gilt als das beste Hotelrestaurant in Sölden. Feinschmecker werden glücklich in der Ötztaler Stube, hier serviert Küchenchef Michael Hofer Gerichte auf Michelin-Sterne-Niveau. (Schade, dass es in Österreich keinen Michelin-Guide mehr gibt). Seine Kreationen sind auch dem Restaurantführer Gault&Millau drei Hauben wert. Ich war begeistert vom gebratenen Spanferkel auf Sauerkraut mit Laugenperlen und Sölsch-(Bier)-Sauce.
Bauernspeck, hausgetrocknete Würste und Bergkäse stehen in der Marend-Stube auf dem Programm, geselliger Genuss ist in der Fondue Stube im Weinkeller angesagt. Wie in einer anderen Welt dagegen die Atmosphäre im zum Hotel gehörenden Bergrestaurant „ice Q“. Der Panoramablick auf die Ötztaler Alpen ist grenzenlos, die Architektur cool, stylisch – man ist quasi „geflasht“ – (genug der Anglizismen), ich benutze dieses Imponier-Deutsch nur selten, hier aber passt es.
Das 38 Millionen teure Projekt war auch Kulisse für die spektakulärsten Actionszenen im James Bond Film „Spectre“. (Die einzigartige Erlebniswelt 007 Elements). Aber nicht nur dieses Projekt begeistert. Hoch über Sölden, am Gaislachkogl 3048 Meter über dem Meer, hat die passionierte Wein-Connaisseurin und Hotelchefin Angelika Falkner vor zehn Jahren ein weltweit einmaliges Projekt geschaffen: den „Pino 3000“ Weinkeller. „Immer wieder haben mir Sommeliers, Winzer und Journalisten bestätigt, dass Wein in dieser Höhe anders als im Hotel, aber vor allem besser schmeckt.“
Der Wein und die Höhe
Angelika Falkner wollte den Wein auf 3000 Meter Höhe nicht nur genießen, sondern auch reifen lassen. Im Keller des „ice Q“ wurden Barrique Fässer aus französischer Eiche installiert in denen eine Rotwein-Cuvée aus drei verschiedenen Ländern reift. Und weil der Blick vom Gaislachkogl bis nach Deutschland, Italien und Österreich geht, komponierte sie Spätburgunder vom Weingut Dr. Heger aus Ihrigen am Kaiserstuhl/Deutschland, Blauburgunder vom Spitzenweingut Paul Achs aus dem Burgenland in Österreich und Pinot Nero aus der Kellerei St. Pauls in Südtirol. Das Ergebnis kann sich sehen, aber besonders riechen und schmecken lassen. „Die Aromen springen tatsächlich aus dem Glas“, so Kellermeister Wolfgang Tratter aus Südtirol. Doch warum ist das so?
„Der Reifeprozess in dieser Höhe verlangsamt sich, der Wein wird weicher, geschmeidiger“ so der erfahrene Önologe. Schon vor vielen Jahren hatte ich in Singapur mit dem legendären F&B Manager der Singapore Airlines Heinrich Freidanck ähnliche Bewertungen aufgeschrieben. Freidanck war verantwortlich für etwa 40 000 Gerichte täglich, die flugtauglich vorgekocht werden und für das Weinangebot aus aller Welt seiner Airline. Getestet wurden Gerichte und Weine in einer Unterdruck-Kabine. Wenn ein Flugzeug seine Reiseflughöhe von etwa 10 000 Metern erreicht hat, ist der Luftdruck in der Kabine vergleichbar mit dem auf einem 3000 Meter hohen Berg. Ein Wein, der im Weingut mit Restzucker oder üppiger Extraktsüße (Glyzeringehalt) in die Flasche kommt, präsentiert sich in der Höhe anders. Auch das renommierte Fraunhofer-Institut hat sich mit diesem Phänomen beschäftigt.
Zucker wird in der Höhe zu etwa 20 Prozent weniger wahrgenommen. Üppige Spätlesen werden eher der Kategorie Kabinett zugeordnet, sie schmecken leichter, filigraner. Leichte, fruchtige Weißweine wirken flacher und sind in der Nase weniger intensiv, Alkohol und Säure werden dadurch stärker empfunden. Kräuter- und Gewürznoten verlieren etwas von ihrem Bukett. Aromatische Weine wie Pinot Noir bleiben in der Höhe stabil und reifen im Fass langsamer. Tannine, also Gerbstoffe sind am Gaumen intensiver, was ich bei meinen Fassproben im „iceQ“ auch so empfunden hatte. Der Jahrgang 2018 zeigte sich mit noch vordergründigen, aber weichen Tanninen, opulenter Frucht und viel Potential. Der Jahrgang 2017 überraschte mit früher Trinkreife, intensiver Nase nach dunklen Beeren, Vanille, dezenten Holznoten und gut eingebundener Säure. Das Weinfestival „Wein am Berg“ im Juli war auch für mich ein Highlight des Jahres 2021, nicht zuletzt auch durch die Kreationen von Gastkoch Herbert Hintner aus der „Rose“ in Eppan in Südtirol, der mit Küchenchef Michael Hofer das Galadinner am Abend zelebrierte.
Fazit nach einem ausgedehnten Genuss-Marathon: PINO 3000 Wein am Berg – Weinkultur auf höchstem Niveau – im Sinne des Wortes
Schon heute buchen: Das Festival Wein am Berg 2022 vom 24. April bis 1. Mai 2022 mit Spitzenwinzern und Sterneköchen aus Österreich, Belgien, Luxemburg und Niederlande
„Das Central“ Auweg 3
A-6450 Sölden/Ötztal
Telefon +43 5254 2260-0
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