[wds id=“1180″] Fotos: Wolfgang Ritter
Nach wie vor ist Italien das Sehnsuchtsland der Deutschen. Doch die meisten kommen nicht weiter südlich, als bis nach Rom. Selbst Neapel und die Amalfitana (Küstenstraße) mit den Sehnsuchtsorten Positano, Ravello und Amalfi kennen nur wenige. Dabei hat der Mezzogiorno, also Süditalien, einiges zu bieten. Gerade Apulien mit seiner Hauptstadt Bari an der adriatischen Küste bietet Sehenswürdigkeiten, die auch zum Weltkulturerbe gehören. Die Trulli, die kegelförmigen Steinhäuser mit den schuppenartigen Zipfelmützen-Dächern sind das Wahrzeichen der Region.
Die meisten stehen in Alberobello, aber man findet sie überall südlich von Bari. Früher waren das Arme-Leute-Häuser in den Feldern, heute sind in vielen Pensionen und Hotels untergebracht – und sehr gut gebucht. Sehenswert auch Ostuni, in der Provinz Brindisi, bekannt als die weiße Stadt und Locorotondo, nur wenige Kilometer entfernt. Weiter südlich begeistert Lecce, die Stadt auf der Halbinsel Salento (der „Absatz“).
[wds id=“1181″] Fotos: Wolfgang RitterDas historische Zentrum ist Zeuge der griechisch-römischen Vergangenheit. Das charakteristische, barocke Stadtbild stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert, was der Stadt den Beinamen „Florenz des Barock“ eingebracht hat (s. auch GOURMINO EXPRESS Artikel „Süditalien – Pesce, Pasta, Pizza & Primitivo di Manduria“). Ich war mit Freunden einige Tage in dieser Region unterwegs, um Land und Leute, aber vor allem den Wein näher kennen zu lernen.
[wds id=“1179″] Foto: Wolfgang RitterIn Apulien wird der meiste Wein Italiens produziert, mehr als in allen Weinanbaugebieten in Deutschland zusammen. Der Großteil sind Massenweine, aber mittlerweile gibt es auch einige Weingüter und Genossenschaften, die Weine mit internationalem Format produzieren. 80 Prozent der Produktion sind Rotweine. Die wichtigsten Rebsorten sind der Primitivo und die Negroamaro. Die Primitivo-Traube ist eine der ältesten Sorten Europas. In Kalifornien wird dieser Wein unter dem Namen Zinfandel verkauft. Primitivo bedeutet übrigens nicht, dass es sich hier um einen einfachen oder minderwertigen Wein handelt. Primitivo bedeutet „der Erste“, und verweist auf die frühe Weinlese. Der Bekannteste ist sicher der Primitivo di Manduria. Der Wein zeichnet sich aus durch seine tiefe Farbe, er duftet nach Brombeeren, Pflaumen, Zimt und Pfeffer, hat aber oft einen recht hohen Alkoholgrad mit bis zu 17% Alk. Die Weine sind in Deutschland meist unter zehn Euro zu haben, also viel Wein für wenig Geld.
Die zweitwichtigste Rebsorte ist die Negroamaro, der „Schwarze“. Auch er ist ein schwerer, alkoholreicher Wein mit tiefdunkler Farbe. In der Nase Aromen wie dunkle Kirschen, Schokolade und Lakritze.
[wds id=“1183″] Foto: Wolfgang RitterGrundsätzlich kommen die besten Weine von der Halbinsel Salento – aber auch im Anbaugebiet Castel del Monte werden sehr gute Weine produziert. Das achteckige Castel steht seit 1996 in der Liste des Weltkulturerbes. Im Hinterland von Bari werden kräftige, Gerbstoff reiche und langlebige Weine produziert. Die wichtigsten Sorten sind Montepulciano, Aglianico und Uva di Troia. Hier geht man mit dem Alkoholgehalt etwas maßvoller um. Wie schon erwähnt, Apulien ist ein Rotweinland, Weißweine haben es aufgrund der klimatischen Bedingungen schwer, Spitzenweine wie aus dem Friaul oder Südtirol sind nicht zu finden. Doch Weine, die für kleines Geld viel Trinkspaß bringen gibt es in jeder Trattoria und in jedem Restaurant. Die wichtigsten weißen Rebsorten sind der Fiano, Bianco di Alessano, Falanghina, Bombino Bianco, Moscato di Trani und natürlich auch der weltweit verbreitete Chardonnay.
[wds id=“1184″] Foto: Wolfgang RitterDie besten Weißen kommen aus dem Trulli-Gebiet, südlich von Bari. Auch der Weingigant Antinori aus der Toskana produziert seit 20 Jahren Weine in der Provinz Brindisi. Bekannt ist der einfache Chardonnay Tormaresca für etwa 8 Euro, anspruchsvoller ist der Chardonnay „Pietrabianca“ Castel del Monte für etwa 16 Euro.
Wir streifen Brindisi, eine der wichtigsten Hafenstädte an der Adria.
Hier haben die Vereinten Nationen eine riesige Versorgungsbasis, Fähren starten zu verschiedenen Reisezielen auf der anderen Seite der Straße von Otranto (nach Albanien nur etwa 70 Kilometer).
[wds id=“1190″] Foto: Wolfgang RitterKurz vor Monopoli ist Lunch im Ristorante Elia angesagt.
Wir sitzen auf der Terrasse, die Speisekarte animiert zum zu viel bestellen. Alles, was das Meer hergibt ist vertreten: Thunfisch vom Grill, frittierte Scampi mit feinem Engelshaar, Paccheri mit Hummer, Makrelen und Calamari.
[wds id=“1185″] Fotos: Wolfgang Ritter / EliaDas Publikum speist gepflegt in lässige Eleganz gedresst. Wie fast überall in der Welt, werden Stammgäste bevorzugt bedient. Aber was soll’s, wir genießen den Blick auf das Meer und freuen uns über die Qualität des Essens und der Weine.
[wds id=“1186″] Fotos: Wolfgang Ritter / EliaDer Fischereihafen von Bari, Molo di Bari, liegt auf der Strecke und ein kurzer Blick in die angelandeten Plastikkisten zeigt uns, was Frische bedeutet:
In der alten Markthalle ist es laut, Männer bestimmen die Szene. Die Fische sind mega frisch, werden auf Wunsch ausgenommen, Krustentiere leben meistens noch, Scampi werden vor Ort roh gegessen.
[wds id=“1187″] Fotos: Wolfgang RitterIch habe noch einen Abend in Bari vor mir und checke im Palace Hotel ein – das Zimmer ist für 85 Euro inkl. Frühstück absolut OK!
Das opulente Frühstück mit einem perfekten Service ist ungewöhnlich, in Italien in dieser Qualität und zu diesem Preis nicht oft zu finden.
[wds id=“1188″] Foto: Palace HotelDas historische Zentrum von Bari mit seinen Kirchen und Palästen ist sehenswert, viele Restaurants und Bars buhlen um die flanierende Kundschaft.
Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt finde ich, Guide Michelin sei Dank, das Restaurant „La Pignata“. Das elegante Ambiente und die Speisekarte animieren mich zu bleiben, doch wer isst schon gerne alleine in einem Restaurant, in dem nur ein Tisch besetzt ist?
[wds id=“1192″] Foto: Wolfgang RitterIch entscheide mich für das „Ristorante al 111“ am Corso Vittorio Emanuele.
Die Tische strahlen in weißem Tuch, die Atmosphäre ist angenehm bis gemütlich. Ein Kellner begrüßt mich mit Handschlag, er stellt sich vor (Mario) und bietet mir drei Tische zur Auswahl an. Ich fühle mich wohl und bestelle – wie meistens zu viel. Der übliche Gruß aus der Küche überrascht mich: Fave, Saubohnen zum selbst entkernen. Mit etwas Meersalz, Pfeffer und Olivenöl gewürzt, dazu dunkles, rustikales Brot, ein Glas Wein dazu – Genuss kann auch sehr einfach sein. Die frittierten Calamaretti sind frisch und wurden in feiner Panade und frischem Öl gebadet. Die Paccheri sind al dente, die Scampi frisch und glasig gebraten, das Dessert süß und opulent.
[wds id=“1193″] Fotos: Wolfgang RitterAm Nachbartisch dinieren noch zwei Familien mit einigen Kindern. Die Mütter sind in Gucci und Dolce & Gabbana gehüllt, die etwas angegrauten Väter machen mit Benetton Jacken und Sonnenbrillen im (noch vorhandenen) Haar auf sportlich und jung. Die Kinder sind laut und mit ihren neuesten Smartphones beschäftigt. Es ist halb Elf, alle freuen sich auf das Dessert, zwei Familien sind glücklich und haben Spaß. Wie war das in Deutschland? Gegessen wird um Sechs, alles andere ist ungesund …
Empfehlenswerte Weingüter
Ognissole
Canosa Provinz Taranto
www.ognissole.itFeudi di San Gregorio
Apulien
Info: Vincenzo D’Orta
+39 340 5789550Masseria Maìme
Str.Prov.le 86 per Torre
San Gennaro km 5.00
San Pietro Vernotico
72027 ItaliaCantine Carpentiere
Strada Esterna Bagnoli
70033 Dorado
+39 80 9697725Cantine San Marzano
Via Regina Margherita, 149
74020 San Marzano di San Giuseppe
+39 99 9574181
Palace Hotel
Via Francesco Lombardi, 13
70122 Bari
+39 80 5216551
info@palacehotelbari.it
www.palacehotelbari.com
Ristopizza & Bistro al 111
Corso Vittorio Emanuele, 111
70122 Bari
+39 80 2370669
info@al111.it
www.al111.it
Ristorante Elia
Contrada Capitolo, 5
70043 Capitolo
+39 80 742533
info@capitoloelia.com
www.capitoloelia.com
Ristorante La Pignata
Corso Vittorio Emanuele, 173
70122 Bari
+39 80 5232481
www.facebook.com/pages/La-Pignata