Amsterdam
Verstehe einer diesen Titel! Doch wer sich für Geschichte interessiert, erkennt die Zusammenhänge meiner Headline: für den sind das keine böhmischen Dörfer, sondern holländische Dörfer im Amerika des 17. Jahrhunderts. Dieses Jahrhundert war das Goldene Zeitalter der Holländer, es war ihre wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Sie waren die Herren der Weltmeere und des Welthandels.
Einen großen Anteil an diesem Erfolg hatte Peter Stuyvesant. Er war Generaldirektor der Niederländischen Westindien-Kompanie, eine mächtige Handelsgesellschaft und war verantwortlich für die Gründung von New Amsterdam, dem heutigen New York. Auch die Namen der Stadtteile Brooklyn, Haarlem und New Jersey haben holländischen Ursprung. Ein Denkmal von Peter Stuyvesant steht heute im Innenhof des Westindien Hauses am Herenmarkt in Amsterdam.
Aber es war nicht nur eine wirtschaftlich glanzvolle Epoche, auch die bildende Kunst erlebte in dieser Zeit ihre Hochblüte: Um 1650 stellten 700 Maler in einem Jahr etwa 70 000 Gemälde her. Das ist beispiellos in der Kunstgeschichte. Das bekannteste Bild aus dieser Zeit ist sicherlich die Nachtwache von Rembrandt van Rijn (1606-1669) im Rijksmuseum Amsterdam. Das Bild war gewaltig, 4,00 x 5,10 Meter, es wurde 1715 verkleinert, da es nicht in den Saal des Amsterdamer Rathauses passte.
Gemalt wurden in dieser Zeit vorwiegend Stillleben. Sie gewährten Einblick in das Leben des gehobenen Bürgertums mit protzigem und sinnenfreudigem Interieur, barocken Gemälden mit Früchten, Blumen, Fischen, erlegten Wildtieren und Küchen- und Mahlzeit-Szenen.
Mein Lieblingsbild ist natürlich „Das Schlaraffenland“ von Pieter Bruegel. Warum? Unter einer Art „Tischlein-deck-dich-Baum“ liegen ein Ritter, ein Bauer und ein Gelehrter. Um in das ersehnte Schlaraffenland zu gelangen, muss man sich durch einen Teigberg fressen. Bruegel macht deutlich, dass alle Stände und Schichten der Gesellschaft der Völlerei, den niederen und leiblichen Bedürfnissen und Versuchungen ausgeliefert sind: sowohl der Bauer, der Gelehrte und natürlich auch der Ritter – ein Bild, in dem ich mich bis zu einem gewissen Grad wieder finde…
Heute hat Amsterdam etwa 60 Museen und damit die höchste Museumsdichte der Welt. Was liegt also näher, als dass ich zwischen meinen häufigen Restaurantbesuchen und leiblichen Genüssen meine Defizite in Sachen Kunstgeschichte wieder auffrische. Doch zurück zum eigentlichen Grund meiner Reise: Essen und Trinken, Genießen in einfachen Gasthäusern und exklusiven Restaurants.
Zwei Sterne hat das noble „Bord’eau“ im Hotel De L’Europe
Dass man in Amsterdam mittlerweile gut bis sehr gut essen kann, hatte ich schon bei meinem ersten Besuch erwähnt (gourmino-express Grachten, Gouda & Gourmets). 100 empfehlenswerte Restaurant hat der aktuelle Guide Michelin aufgeführt. Zwei Sterne hat das noble „Bord’eau“ im Hotel De L’Europe, das im Besitz der Familie Heineken (Bierdynastie) ist. Das 6-Gänge-Menü kostet 110 Euro, was man in dieser Klasse als günstig bezeichnen kann. Küchenchef Bas van Kranen orientiert sich an französischer Haute Cuisine, auch auf der Weinkarte sind vorwiegend französische Namen zu finden. Für meinen Lunch hatte ich einen Tisch im „hèt Terras“ reserviert. Das Restaurant gehört zum Hotel, hier gibt es das 3-Gänge-Menü schon für 37 Euro. Man sitzt auf der Terrasse direkt am Wasser, ein Glas Wein gibt es für 7 Euro.
Meeresfrüchte in der Seafood Bar
Wer Meeresfrüchte liebt, sollte einen Tisch in der „Seafood Bar“ buchen, eines der besten Fischrestaurants im Museumsviertel. Ich würde nur mittags buchen, es ist laut, man sitzt eng, aber die Qualität der Produkte ist hervorragend (Es gibt vier „Seafood“ Restaurants in der Stadt).
Wer gepflegte Atmosphäre mit gestärkter Tischwäsche und gehobener Tischkultur liebt ist im „Breitner“ richtig. Das 5-Gänge-Menü steht mit 108 Euro auf der Karte. Französische Weine dominieren die Weinkarte, aber auch aus Deutschland findet man große Namen wie Rudolf Fürst aus Franken oder A. Christmann aus der Pfalz. Das beste Restaurant im Moment ist sicher das „Ciel Bleu“ im Hotel Okura. Die Küchenchefs Onno Kokmeijer und Arjan Speelmann wurden im Guide Michelin 2018 mit zwei Sternen ausgezeichnet.
Tulpen aus Amsterdam….
Wer noch blühende Tulpenfelder erleben will, muss sich schnell entscheiden. Ende Mai, Anfang Juni werden die Felder abgemäht, damit die ganze Kraft in die Tulpenzwiebeln geht. Für die Züchter sind die Tulpenzwiebeln wichtiger, sie werden im Spätsommer in die ganze Welt exportiert.
Hotel De L’Europe
Nieuwe Doelenstraat 2-14
1012 Amsterdam
Telefon +31 20 531 16 19
The Seafood Bar
Van Baerlestraat 5
1071 AL Amsterdam
Telefon +3120 670 8355
Restaurant Breitner aan de Amstel
Amstel 212/hoek Herengracht
1017 AH Amsterdam
Telefon+31 20 62 77 879
Hotel Okura „Ciel Bleu“
Ferdinand Bolstraat 333
1072 LH Amsterdam
Telefon +31 20 678 7111
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