Wenn auch die üblichen A-B-C-Promis des Show-Business beim Ball des Weines in Wiesbaden fehlten, so tat das der Stimmung keinen Abbruch. Der Ball im eindrucksvollen Kurhaus hat seine ganz eigene Atmosphäre, und braucht Vergleiche mit anderen Bällen in Berlin, München oder Dresden nicht zu scheuen – und eines ist sicher: auf diesem Ball werden die besten Weine Deutschlands ausgeschenkt.
Der Ball des Weines hat sich zu den schönsten Bällen in Deutschland gemausert. „Hollywood Moments“ war das Motto des diesjährigen Balls. Doch wer nach irgendwelchen Stars aus der Traumfabrik Ausschau hielt, suchte vergeblich. Immerhin brachten die Doubles der Superstars Marilyn Monroe, Louis Armstrong und den legendären Blues Brothers mit ihrer begeisternden Show einen Hauch von Hollywood-Glamour auf die Bühne des großen Ballsaals.
Und die Bundeswehr Big Band, die zum Tanz aufspielte, kann man eben nicht mit dem Orchester Cab Calloway aus dem Kultfilm „Blues Brothers“ vergleichen. Doch die Hauptdarsteller des langen Abend waren die VDP-Weine (Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter), von denen einige durchaus einen Oscar verdient hätten. „And the Winner is…. der deutsche Wein“. So das Fazit meines Wein-Marathons so gegen drei Uhr morgens. 88 Weine, Sekte und Digestifs wurden zur Verkostung angeboten, selbst erfahrene Verkoster waren damit überfordert.
Doch einige meiner persönlichen Favoriten möchte ich doch anmerken:
- 2017 Sauvignon Blanc, Johann Ruck, Franken
- 2107 Chardonnay, Stigler, Baden
- 2016 Riesling, Dr. Wehrheim, Pfalz
- 2017 Pinot Blanc, Maximin Grünhaus, Mosel
- 2014 Riesling Emrich-Schönleber, Nahe
- 2018 Weißburgunder, J. J. Adeneuer, Ahr
- 2017 Silvaner, Hans Wirsching, Franken
- 2017 Silvaner, Horst Sauer, Franken
- 2017 Weißburgunder, Schäfer-Fröhlich, Nahe
- 2016 Silvaner, Bürgerspital, Franken
- 2017 Auxerrois, Blankenhorn, Baden
- 2014 Riesling, A. Christmann, Pfalz
Sehr gut gefielen mir die angestellten Silvaner aus Franken. Wo hat man in Deutschland die Möglichkeit Silvaner auf diesem hohem Niveau und in diese Vielzahl zu verkosten. Selbstverständlich wurden auch exzellente Rotweine angeboten, aber um meiner Kondition willen, hatte ich an diesem Abend Spätburgunder, Merlot und Konsorten eine Absage erteilt. Dass seit einigen Jahren die deutschen Rotweine auch international Beachtung finden, ist in vielen Fach-Publikationen nachzulesen.
Der Weißwein Jahrgang 2018 ist mittlerweile abgefüllt, doch auf dem vinolologischen Parcours des Balls konnte man nur wenig davon probieren. Und nicht nur im Fernsehen ist die Klimaerwärmung ein zentrales Thema, auch auf dem Ball wurde das Thema heiß diskutiert. Der heiße und trockene Sommer brachte in allen deutschen Anbaugebieten hervorragende Ergebnisse. Das gilt sowohl für die Qualität, wie auch für die Menge. Über 10 Millionen Hektoliter wurden in die Keller gebracht, am meisten in den größten deutschen Anbaugebieten, der Pfalz und in Rheinhessen. Die Fachleute waren sich einig: Der Klimawandel ist im Weinbau seit Jahren zu spüren. „Der deutsche Weinbau wirkt, als sei er 300 Kilometer nach Süden gerutscht.“ so Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Der Jahrgang 2018 präsentiert sich ausgereift, frisch mit opulenter Frucht. Was sagt das dem unerfahrenen Wein-Novizen? Am besten jetzt trinken.
Aber natürlich kamen auch die Feinschmecker zu ihrem Recht. Im Ballsaal delektierten sich die Gäste an US-Beef-Tatar, Carpaccio vom Schwertfisch, Rinderfilet mit gebratenen Gamba, Lemon-Pie und Käsekuchen, sorry, Cheese Cake… das Thema ist ja Hollywood. Auf der Flanier-Genussmeile (Walk of Fame), die sich durch fast alle Räume des Kurhauses zog begeisterten mehr oder weniger bekannte Köche mit ihren Kreationen.
Allen voran die Michelin Sterneköche Martin Scharff, Schlossweinstube Heidelberg und Lokalmatador Michael Kammermeier, „Ente“ im Nassauer Hof. 1800 Gäste waren begeistert, die VDP Familie kann zufrieden auf das nächste Jahr anstoßen – der Ball des Weines wird 2020 zum 20. Mal gefeiert.
Was muss ich mir in Wiesbaden sonst noch merken?
Restaurant i-Punkt – den Hot-Spot am schönsten Platz der Stadt.
Wer einen Tisch auf der wunderschönen Terrasse unter dem riesigen Schirm des i-Punkt bekommt, kann sich privilegiert fühlen. Schöner Essen geht kaum in Wiesbaden.
Der Blick geht über den Tellerrand zum beeindruckenden Kurhaus, den fürstlichen Nassauer Hof, die Kolonnaden, das Theater, das Bowling Green und die Wilhelmstraße. Inhaber, Küchenchef und Gastgeber Oliver Henrich versteht es, der Wiesbadener Gesellschaft mit seinem Restaurant ein zweites Zuhause zu geben.
Hier trifft sich das junge Wiesbaden, Business People ordern ihren Lunch und wer Lust auf ein Glas Wein oder einen Snack an der Theke hat, wird genauso glücklich. Man speist unter eleganten Kristall-Lüstern, serviert wird auf weißer Tischwäsche aber trotzdem ist die Atmosphäre entspannt, leger und kommunikativ.
Auf der Speisekarte steht vorwiegend bodenständige Hausmannskost auf hohem Niveau, die Portionen sind üppig, Michelin-Sterne Ambitionen hat Oliver Henrich (Gottseidank) nicht: Kalbsnieren in Senfsauce, Paillard vom Taunusrind mit Parmesan, Hackbraten in Kräuterrahm mit Bandnudeln, Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Feldsalat – aber auch der hausgemachte Wurstsalat mit Bratkartoffeln findet seine dankbaren Abnehmer. Die Weinkarte bietet alles was auch anspruchsvolle Weinnasen selig macht – zu gastfreundlich kalkulierten Preisen.
Restaurant i-Punkt
Wilhelmstraße 49
65183 Wiesbaden
Telefon 0611 5 8019 98
Kein Ruhetag