Italien – Venedig
Zugegeben, Karneval, Prunksitzungen, Narrenumzüge und Fasching gehören nicht zu meinen favorisierten Events. Die oft zitierte fünfte Jahreszeit im Rheinland geht spurlos an mir vorbei und die Devise: „Feiern bis der Arzt kommt“, hatte ich einmal vor 30 Jahren in meinem Vokabular. Weil alle davon schwärmen, habe ich mir trotzdem den Karneval in Venedig 2019 in meinem Terminkalender eingeplant.
Auch wenn die Stadt in dieser Zeit noch mehr Touristen unterbringen muss, als im Rest des Jahres, dieses Spektakel gehört zu Venedig wie die Biennale, die Kunstausstellung vom 13.-17. November 2019 oder die internationalen Filmfestspiele vom 29. August bis 7. September 2019.
Den historischen prunkvollen Karneval kennt man erst seit dem späten Mittelalter. Er erreichte seine größte Pracht zu Zeiten von Giacomo Casanova, auch die Sitten wurden lockerer und man feierte hemmungsloser. Doch nach der Angliederung an Österreich im Jahre 1797 fand der Karneval so gut wie nicht mehr statt, wenn auch im 19. Jahrhundert wieder häufiger gefeiert wurde, allerdings mehr im privaten Kreis als Amüsement der österreichischen Offiziere. Den Karneval, wie man ihn heute kennt gibt es eigentlich erst seit Federico Fellinis Film „Casanova“ im Jahre 1976.
Bei meinem letzten Besuch im November 2018 in Venedig hat man mir vieles erzählt, die Hoteliers haben mir ihre Geheimtips verraten, wann und wo die schönsten Feste steigen und dass die meisten Besucher am Wochenende vor Aschermittwoch anreisen. An diesem Sonntag werden auch die schönsten Kostüme prämiert. Die meisten von ihnen kann man auf dem Markusplatz bestaunen und in den Gassen Richtung Rialto-Brücke.
Doch sie ist auch im November ohne Masken ein Highlight. Die Hauptdarsteller sind dann die Touristen aus Fernost, die mit ihren Selfie-Sticks um die besten Positionen für ein optimales digitales Souvenir kämpfen.
Trattoria „Poste Vecie“
Ich gehe ein paar Schritte weiter zum Fischmarkt. Hier wurde mir die Trattoria „Poste Vecie“ empfohlen. Angeblich seit dem 15. Jahrhundert das älteste Restaurant der Stadt. Schon Casanova soll hier seine amourösen Liebschaften angebahnt haben.
Im 21. Jahrhundert ist ein Tisch nur mit Reservierung zu bekommen, der schönste Raum ist links vom Eingang, das Kaminzimmer. Was aus der Küche kommt ist ordentlich zubereitet, die Portionen sind üppig, der Fisch überzeugt durch absolute Frische, kein Wunder, wenn der Fischmarkt nur wenige Schritte entfernt ist.
Bistrot de Venise
Sehr zufrieden war ich im Bistrot de Venice. Das Restaurant ist elegant, venezianisch-gemütlich und es gehört zu den besten Adressen der Stadt. Auf der Speisekarte stehen die historischen, klassischen Gerichte Venedigs.
Natürlich in moderner Form und nach heutigen Erkenntnissen gekocht und präsentiert: Ente in „Pevarada-Sauce“ mit Kompott aus roten Zwiebeln, Apfel und frischen Trauben. Ein Rezept aus dem 16. Jahrhundert. Der panierte Aal mit Lorbeerblättern und Pfefferkörnern wurde schon im 14. Jahrhundert so zubereitet.
Natürlich gibt es die Kalbsleber alla Veneziana, oder eine Artischockensuppe mit geräucherter Entenbrust. Erfreulich: das 4-Gänge Menü kostet 74 Euro, was man in Venedig als günstig bezeichnen darf. Die Weinkarte ist opulent, die Preise moderat, die Beratung (auch in deutsch) kompetent und geduldig, wie ich am Nachbartisch beobachten konnte.
Restaurant „Quadri“
Wer es sich leisten kann, bucht einen Tisch im exklusiven Restaurant „Quadri“, für die meisten das schönste Restaurant der Stadt mit phänomenalem Blick auf den Markusplatz und den Dom. Seit Jahren hat es auch einen der begehrten Michelin-Sterne, was in Venedig nicht allzu häufig vorkommt.
Kein Wunder, wenn der Patron Raffaele Alajmo heißt, der mit seinem Bruder Massimiliano das Restaurant „Le Calandre“ in Rubano bei Padua betreibt. Ihr Restaurant hat drei Michelin-Sterne und gehört zu den besten der Welt. Logische Konsequenz also, dass im „Quadri“ der Anspruch wie auch die Preise ähnlich hoch sind. Vorteil: Man sitzt im ersten Stock, hat den Logenblick über das Karnevalstreiben und bekommt bei Hochwasser keine nassen Füße.
Restaurant Bistrot de Venise
Calle dei Fabbri, San Marco 4685
30124 Venedig
Telefon 0039 041 5236651
Trattoria Poste Vecie
San Polo 1608
30124 Venedig
Telefon 0039 041 72 18 22
Bistrot Chat qui Rit
Calle Tron San Marco 1131
3014 Venedig
Telefon 0039 041 522 90 86
Restaurant Gran Caffe „Quadri“
Piazza san Marco 121
30124 Venedig
Telefon 0039 041522 2105
PS:
Gerade Anfang 2019 vom Parlament in Rom verabschiedet: Was schon lange in der Diskussion ist, Venedig wird ab Mai 2019 eine Art Eintrittsgeld von den Tagestouristen verlangen. Das wird erst einmal ein Betrag von drei Euro und ab 2020 sechs Euro sein. Auch von zehn Euro ist die Rede, wenn der Ansturm zu groß wird. Hotelgäste haben sich an die schon lange übliche Ortstaxe gewöhnt, die beim Auschecken meist in bar zu entrichten ist. Der Betrag variiert je nach Saison und Hotelkategorie. Bei rund 20 bis 30 Millionen Touristen die jährlich die Stadt besuchen kommt eine schöne Summe zusammen, die für die Reinigung und Erhaltung der Stadt verwendet werden soll.
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