Zugegeben, ich bin wegen des Essens hier. Über das Skigebiet „Drei Zinnen Dolomiten“ wußte ich, vor meinem Besuch recht wenig. Erst vor vier Jahren bekam es diesen Namen, als die Südtiroler Skiberge Rotwand und Helm verbunden wurden und nun gemeinsam über 110 Pistenkilomteter bieten. Was das Schönste an diesen 110 Pistenkilometern ist? Logisch: das Essen. Denn die südtiroler Küche vereint das Beste aus den österreichischen und italienischen Spezialitäten. Sie ist das, was ich gerne wäre: fein und bodenständig zugleich.
Der Weg zu den Hütten und ihren Speisekarten führt über die Pisten. Zu meiner Überraschung sind sie breit wie eine Autobahn und glatt präpariert wie eine Tortenglasur – trotz der über 300 Tage Sonne im Jahr. Bei der Sextner-Bergsonnenuhr wird je nach Uhrzeit ein anderer Gipfel angeleuchtet: der Neuner (2582 m), Zehner (Sextner Rotwand, 2965 m), Elfer (3092 m), Zwölfer (3094 m) oder Einser (2698 m). So sieht man beim Skifahren immer, wie spät es ist. Und nach eins ist eh Hüttenzeit.
Erste Anlaufstelle: In der Lärchenhütte gibt es selbst gemachten Lärchenschnaps. Ich probiere einen, entscheide mich dann aber doch für einen leichteren Drink. Irgendwie muss ich ja noch zu der nächsten Hütte.
Im Henn-Stoll, der nächsten Hütte, bestelle ich eine ordentliche Portion Südtiroler Speck. Was daran so besonders ist? Südtiroler Speck vereint wieder einmal das Beste aus Tiroler und italienischer Küche. Während man nördlich der Alpen den Schinken durch Räuchern haltbar macht und im südlichen Italien an der Luft trocknet, haben die Südtiroler beide Herstellungsverfahren kombiniert.
An der Rotwand sehe ich ein paar Rentiere über die Piste laufen. Hatte ich zu viel Hüttenzeit? Nein, die Tiere leben hier seit 15 Jahren und sind mittlerweile lokale Berühmtheiten. Der Südtiroler Christian Tschurtschenthaler brachte sie aus Finnland auf den norditalienischen Berg, gerade leben fünf Rentiere im großen Gehege neben der Piste. Tagsüber spazieren sie gemütlich in der Gegend herum und jeden Montag und Donnerstag verteilt Christian Rentierbonbons – dann darf sie jeder füttern.
Gourmet-Anlaufstelle Jora-Hütte
Die Jora-Hütte gilt als die Gourmet-Anlaufstelle des Skigebietes Drei Zinnen. Hier kreiert Chefkoch Markus Holzer frische Pasta mit Baumarkt-Zubehör: z. B. Ravioli mit Tapeziererpinsel, Farfalle mit der Kneifzange…
Wer es tagsüber nicht auf die Hütte geschafft hat: Wöchentlich veranstaltet Markus Holzer einen „Pasta on the rocks“-Abend, an dem immer wechselnde hausgemachte Nudel-Gerichte serviert werden. Oder man holt einfach den Werkzeug-Kasten heraus und macht zu Hause ein paar Rezepte aus seinem Kochbuch nach.
Den Gebirgsstock Drei Zinnen sieht man vom Skigebiet aus allerdings nur von hinten. Also erkundige ich mich nach dem besten Foto-Aussichtspunkt für die Schokoladenseite: dem Strudelkopf im Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Mit dem Bergführer Albuin starte ich eine etwa zweistündige Wanderung – mal durch meterhohen Schnee, mal durch steile vereiste Berghänge. Stets das perfekto Foto im Kopf…und die Knödel Kein Mensch ist weit und breit und die steilen Zipfel der Dolomiten glitzern wie Kristalle in der Sonne.
Als wir nach 2,5 Stunden auf dem Strudelkopf mit seiner Aussichtsplattform stehen, muss ich die Drei Zinnen erst einmal in Ruhe anstarren. Sie sind das Ideal einer Bergkette, haben sogar eine noch schönere Form als die Pasta vom Vorabend. 2009 wurden die Dolomiten zum Weltnaturerbe der Unesco ernannt. Zurecht!
Nach weiteren zwei Stunden Rückweg war es das erste Essen meiner Südtirol-Reise, das ich mir wirklich verdient habe: das Knödeltris (jeweils ein Knödel mit Spinat, Käse und Roter Bete) mit Krautsalat in der Dürrensteinhütte. Perfekt für alle, die sich nicht entscheiden können.
Wo übernachten? Mein Hotel (Romantikhotel Santer) lag in Toblach. Es hat einen 3000 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit zwei Swimming-Pools, über zehn Saunen und sogar einem Heubett. Es ist mir also nicht immer leichtgefallen, das Hotel zu verlassen.
Von Toblauch aus kann man zum wunderschönen smaragdgrünen Toblacher See (Fotos oben) spazieren oder (wenn man zu viel gegessen hat) sich mit der Pferdekutsche hinbringen lassen. Oder man fährt etwa 20 Minuten mit dem Auto zu dem Pragser Wildsee, dem wohl fotogensten See der Alpen (Fotos unten), der im Winter zugefroren ist. Südtirol, du bist nicht nur auf dem Teller schön!
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