Franschhoek
Wer zum ersten Mal die Weinregionen um Kapstadt bereist, versteht, warum sich die Holländer vor über 350 Jahren in dieser wunderschönen Landschaft angesiedelt haben. Am 7. April 1652 betrat der junge Kaufmann Jan van Riebeeck zum ersten Mal südafrikanischen Boden und bemerkte schnell, dass man aufgrund des Klimas hier Weinanbau betreiben könnte. Die ersten 1.200 Rebpflanzen wurden angefordert und kamen per Schiff aus Frankreich, sehr wahrscheinlich Chenin Blanc, 1659 wurde dann der erste Wein gekeltert. Ein überliefertes Zitat aus dieser Zeit über den Geschmack des Weines besagt folgendes: „Er schmeckt nach Essig und nach Putzmitteln“. 20 Jahre später wurde Stellenbosch gegründet (s. auch GOURMINO EXPRESS Artikel „Weinregion Stellenbosch, Südafrika – am Kap der guten Tropfen“), heute das Zentrum der „Winelands“.
Ich bin mit Peter Julius, dem Präsidenten der Stiftung Deutsche Tafelkultur, unterwegs im weitläufigen Tal von Stellenbosch nach Franschhoek (französisches Eck).
Wie fast überall fährt man entspannt, genießt das mediterrane Klima, die Straßen werden von Weinbergen eingesäumt und am Horizont grüßen die majestätischen Bergzüge Simonsberg und Drakenstein. In der Region Franschhoek haben sich 1688 die wegen ihres Glaubens in Frankreich verfolgten Hugenotten angesiedelt. Einige von ihnen waren mit dem Weinanbau vertraut und legten auch in ihrer neuen Heimat Weinberge an. Viele französische Namen erinnern noch heute an die lange Weinbautradition: Grande Provence, La Motte, Allée Bleue, Haute Cabrière, um nur einige zu nennen. Fast alle haben ein Restaurant und manche auch ein Hotel angegliedert.
Wir haben einen Tisch im La Motte reserviert.
Das Weingut liegt direkt an der Straße einige Kilometer vor Franschhoek und ist nicht zu übersehen – eine weitläufige, gepflegte Anlage in traditioneller kapholländischer Architektur mit 108 Hektar Weinbergen. Die wichtigste Rebsorte ist Shiraz, kraftvoll, würzig mit opulentem Körper. Das Restaurant des Weingutes ist elegant-gemütlich, sehenswert, mit offener Showküche.
Die Teller kreativ und üppig angerichtet, an guten Produkten wird nicht gespart. Die Flasche hervorragender Chardonnay steht mit 138 ZAR, also 9,30 Euro auf der Rechnung! Wenn das kein Grund ist, in Südafrika eine Weinreise zu machen! Das Weingut gehört der südafrikanischen Star-Mezzosopranistin Hanneli Rupert, die auch im Weingut Konzerte gibt.
Einige Kilometer weiter auf der anderen Straßenseite liegt das Weingut Grande Provence.
Ein nicht weniger schönes Anwesen, gepflegt, mit akkurat geschnittenen Hecken und uralten Eichen. Das Restaurant ist sehr elegant, die Küche hervorragend, Michelin-Sterne würdig: Seeteufel auf Erbsencreme mit Calamar-Chip, Kaninchenroulade in Parmaschinken …
Der Premium Wein wird als klassische Bordeaux-Cuvée vinifiziert, also mit den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Aber nicht nur hohe Weinkultur ist das Anliegen der Besitzer, in diversen Ausstellungen kann man auch südafrikanische Kunst bestaunen. Das angeschlossene Hotel schmückt sich mit fünf Sternen, wer im Helikopter anreisen möchte, ein Landeplatz steht zur Verfügung.
Das beste Restaurant in Franschhoek ist seit Jahren das „The Tasting Room at Le Quartier Francais“.
Die Spitzenköchin Margot Janse kocht international mit afrikanischem Touch. Gehört laut dem (umstrittenen) San Pellegrino Ranking zu den 50 besten Restaurants der Welt.