Berlin
Mit einem Staatsakt in Berlin und über 600 geladenen Gästen verabschiedete sich die Nation von Alt-Bundespräsident Walter Scheel (†97). Zu dem Trauerempfang kamen u.a. Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Minister des Bundeskabinetts, Ministerpräsidenten, Spitzen von Behörden, Botschafter und Bundestagsabgeordnete aller Parteien.
[wds id=“746″] Foto: dpa
Auch vertreten war die Spitzen-Gastronomie, die Scheel so viel bedeutete, mit Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann und Event-Gastronom Hans-Peter Wodarz. Gemeinsam mit ihren Kollegen Jahrhundertkoch Paul Bocuse, Marc Haeberlin und Winzer Fritz Keller ließen Sie einen Trauerkranz für Scheel fertigen.
[wds id=“745″] Foto: Reinweiss Blumen
Witzigmann: „Der FDP-Politiker Walter Scheel hat wie kein anderer im Land die ‚Neue Deutsche Küche‘ und ihre Vertreter gefördert.“
Der frühere Bundespräsident beauftragte bei Staatsempfängen in der Villa Hammerschmidt in Bonn oft Sterneköche für die Ausrichtung von Staatsbanketten. So war etwa Eckart Witzigmann für den Empfang für Queen Elisabeth II. verantwortlich. Witzigmann: „Wir brachten zunächst Menüvorschläge ein, die dann an die Unverträglichkeiten oder Wünsche der 22 Gäste angepasst wurden!“ Der Staatsempfang war damals auch ein großer medialer Erfolg.
[wds id=“747″] Foto: bpa
Bei vielen weiteren Gelegenheiten präsentierte Witzigmann den gekrönten Häuptern und Staatsoberhäuptern die deutsche Kulinarik.
Witzigmann: „Das war natürlich eine besondere Ehre für mich. Mein persönliches Verständnis war ja auch immer, dass jeder Gast von mir wie ein König behandelt wird.“ Wo es ihm möglich war, versuchte Scheel in seinem Amt Gästen Genuss, Kulinarik und auch Lebensfreude zu vermitteln. Er zeigte dies auch durch seine Übernahme von Ämtern, wie zum Beispiel die des Ehrenpräsidenten des Direktoriums für Vollblut-Zucht, mit dem er den Pferdesport förderte. Sogar eine Auszeichnung, die „Walter Scheel-Medaille für Genusskultur und Lebensart“ (verliehen u.a. an Witzigmann), ehrt bis heute kulinarische Verdienste.
[wds id=“749″] Foto: bpa
Legendär war seine Reise 1975 in die Sovietunion – die erste eines Bundespräsidenten überhaupt.
Für einen Empfang in der Deutschen Botschaft in Moskau wies er an, dass dort nicht wie bei anderen Gelegenheiten Sekt, sondern Champagner (Dom Perignon) ausgeschenkt wurde. Der deutsche Sektverband stand damals Kopf und sprach von einem „Skandal“. Scheels Antwort auf die Kritik war, dass er bei diesem Empfang das Beste, was Europa zu bieten hat, präsentieren wollte. Den europäischen Gedanken stellte er damit schon damals vor nationale Eigeninteressen und präsentierte sich so als Visionär und Europäer mit Geschmack gleichermaßen.
[wds id=“750″] Foto: dpa
Witzigmann: „Er war ein Genussmensch, ein Kenner guter Weine, der gutes Essen liebte. Und er stand dazu.“
„Seine Lebensfreude und der Optimismus, den er verbreitete war ansteckend!“ Ganz besonders setzte er sich auch für trockene, durchgegorene deutsche Weine ein. Hans-Peter Wodarz erinnert sich gerne an die besonderen Momente mit Scheel. Wodarz: „Seine humorvolle, fröhliche und weltläufige Art würde heute vielen Politikern gut zu Gesicht stehen!“
[wds id=“744″] Foto: bpa
Die Sterneköche und Walter Scheel – das war eine über Jahrzehnte gewachsene glückvolle Beziehung. So bereiteten 12 Sterneköche (u.a. Witzigmann, Haeberlin, Wodarz, Winkler, Schuhbeck, Marchesi) zu seiner Hochzeit 1988 ein 12-Gänge-Menü. Jeder Sternekoch brachte dann dem Ehepaar Scheel persönlich einen Gang an den Tisch. Spektakulär!
[wds id=“743″] Foto: bpa
Unzählige Male war Scheel auch bei Spitzenköchen zu Gast, ob im Tantris, Aubergine, der Ente, Pomp, Duck and Circumstamce oder in den Palazzo Spiegelzelten.
Jeder seiner Besuche war ein Ereignis, auch für die anderen anwesenden Gäste. Bundespräsident Gauck brachte es beim Staatsakt auf den Punkt: „Der unkonventionelle Walter Scheel war immer seiner Zeit voraus. Er war ein großes Glück für unser Land!“ Zu Tränen gerührt waren die Gäste, als die Bundeswehrkapelle das legendär gewordene Scheel-Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“ anstimmten und alle Gäste des Staatsaktes spontan mitsangen. Letzte Strophe: „Ade nun ihr Lieben, die ihr nicht mitfahren wollt. Ich wär so gern noch geblieben, aber der Wagen, der rollt.“
[wds id=“740″] Foto: bpa
Auf dem Weg zum Flughafen verabschiedeten sich Eckart Witzigmann und Hans-Peter Wodarz dann noch auf ihre ganz persönliche Art. Ein kurzer Besuch bei Berlins bestem Barkeeper Andreas Lanninger, zu dem Walter Scheel gern, oft und lange an dessen damaliger „Harry’s New York Bar“ kam. Gemeinsam stieß man – ganz im Sinne von Scheel – mit Champagner an, erinnerte sich und sagte nochmal:
„Merci, Monsieur Le President!“
[wds id=“739″] Foto: Lannis
Staatsakt: Verabschiedung von Walter Scheel
Berlin / Deutschland
[spacer height=“15px“] Diesen Beitrag teilen: