„Die Touristen bleiben in diesem Jahr aus, Hotels in Sorge“ meldet die Berliner Morgenpost am 18.6. 2019. Die Hamburger Morgenpost fragt: „Wo sind all die Touristen?“ Auch das Mallorca Magazin vermeldete schon Anfang des Jahres, dass die Hoteliers 20 Prozent weniger Buchungen hätten als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Nach einem Bericht der deutschen Presse Agentur (dpa) schlugen einige deutsche Zeitungen in diese Kerbe. Im Luxusbereich liest man, dass der Yacht-Charter 2019 um zehn Prozent einbricht. Die bisherigen Rekorde der Tourismusbranche werden nicht erreicht, doch dramatisch ist die Situation sicher nicht. Bei den deutschen Urlaubern rechnet man mit einem minus zwischen sechs und zehn Prozent. Und natürlich ist auch der Klimawandel ein aktuelles Thema. Die Hoteliers befürchten einen Supersommer wie 2018 in Mittel- und Nordeuropa (Diario de Mallorca). Für viele Deutsche sind Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius in Deutschland ein triftiger Grund zu Hause zu bleiben. Wenn die Statistiken recht haben, wollen 30 Prozent der Deutschen 2019 ihren Urlaub im eigenen Land verbringen.
Viele weichen auch auf die Türkei, Tunesien und Ägypten aus. Besonders die Türkei ist durch die schwache türkische Lira sehr gefragt. Nach Jahren der Flaute hat die Türkei wieder gute Zuwachsraten.
Ich sitze auf der Terrasse der Bar Bosch in Palma, trinke einen Aperitif, lese meine Zeitungen, recherchiere im Internet und weiß nicht, was ich von diesen Meldungen halten soll. Die Bar an der Plaça del Rei Joan Carles I. am oberen Ende des Passeig des Born ist brechend voll wie immer, wie auch die Altstadt von Palma. Ich habe ein kleines Domizil in Palma und verbringe einige Wochen im Jahr auf der Insel.
Ein Bummel durch das Viertel La Lonja, die Markthalle in Santa Catalina und die Altstadt von Palma gehört zu meinem Standard-Programm. Das historische Zentrum mit den beeindruckenden Fassaden aus spanisch-katalanisch-arabischer Architektur, der Plaça Major, die verwinkelten Gassen, die intimen Plätze rund um die alles überragende Kathedrale, das Wahrzeichen der Stadt, faszinieren mich immer wieder.
Tapas-Bar Tast
Doch wenn am Morgen ein gigantisches Kreuzfahrtschiff anlegt und tausende von Eintages-Touristen die Stadt überfluten, verzichte ich auf mein Ritual und ziehe mich in eine Tapas-Bar zurück.
Zu meinen Favoriten gehört die Bar „Tast“, nur wenige Schritte von der Bar Bosch entfernt. Die Tapas, Pinchos und Ratioñes sind lecker, exzellent, kreativ und genügen auch höherem Anspruch – (einfach geil und voll gut, wie ich am Nebentisch aufschnappe). Köstlich die Gänseleber auf geröstetem Brot, die Mini Burger, die Kartoffel-Tortilla mit Zwiebeln, das Kabeljau-Omelett, natürlich der Iberico Schinken Gran Reserva Serrano, der geschmorte Ochsenschwanz, Krabben und Kroketten. Die Flasche Hauswein ist für 12 Euro ein Schnäppchen, das bezahle ich bei meinem Italiener in Berlin für ein Glas Weißwein.
Doch mein Favorit der mallorquinischen Weißweine ist der Sauvignon Blanc „Stairway to Heaven“ (Treppe zum Himmel), des Weingutes Castell Miquel. Als meine Haare noch länger waren und das Adrenalin stürmischer, gehörte der Song „Stairway to Heaven“, eine Rock-Ballade der britischen Rockband „Led Zeppelin“ zu meinen Favoriten in den siebziger und achtziger Jahren. An Wein hatte ich damals weniger gedacht. Das Lied wurde 2004 vom Musikmagazin „Rolling Stone“ auf Platz 31 der besten 50 besten Songs aller Zeiten gewählt, und das Gitarrensolo von Jimmy Page gehört lt. der US-amerikanischen Musikzeitschrift „Guitar World“ 2009 zum besten Gitarrensolo der letzten 50 Jahre.
Weingut Castell Miquel
Doch im Weingut Castell Miquel hat hat dieser Name eine andere Bedeutung. In den neunziger Jahren entdeckte Prof. Michael Popp das romantische Landgut in den Tramuntana- Bergen. Der erfolgreiche Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln (Bionorica) aus Deutschland machte daraus ein Weingut mit 16 Hektar Anbaufläche.
5,5 Hektar davon sind aufwändig rekultivierte Terrassen, Namensgeber für die Treppe zum Himmel – „Stairway to Heaven“. Vinifiziert werden Sauvignon Blanc (großartig die Owner’s Edition), Rosado (ein wunderbarer Sommerwein), Blanc de Negre (rote Trauben, weiß gekeltert), Shiraz und Cabernet Sauvignon. Herausragend die rote Special Edition Tony Cragg, von dem es leider nur 3275 Flaschen gibt.
Weingut Can Axartell
Im Norden der Insel werden besondere Weine im Weingut Can Axartell in Polença produziert. Hans-Peter Schwarzkopf, ein Sohn der berühmten Shampoo-Dynastie hat hier ein modernes Weingut der Superlative gebaut – vierstöckig in einen Kalksteinbruch integriert, von außen kaum zu erkennen. Zwölf Jahre dauerte die Planungs- und Genehmigungsphase, 2013 wurde der erste Wein gekeltert.
Besonderen Wert legt man auf die Vinifizierung der autochthonen, also der urtypischen Rebsorten von Mallorca: Premsal, Giró Ros, Argamussa, Valent Blanc (weiß). Bei den roten Sorten setzt man auf Callet, Manto Negro, Escursac, Gorgollassa, Giró Negro. Aber natürlich werden auch die weltweiten Klassiker wie Pinot Noir, Syrah und Merlot angebaut. Die weißen Sorten, wie auch der Rosado bringen mit leichten 12 % / 12,5% Vol.Alk. viel Trinkspaß. Bei den Roten „The Artist“ 2016, 14,5 %Vol. ist Vorsicht geboten: 15 % Vol. Alk. (Ventum 2016, Merlot, Syrah, Callet) könnten den Connaisseur an einem heißen Sommertag leicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Vermuteria „La Rosa“
Ich verzichte auf die veritablen Schwergewichte und schaue noch in der Vermuteria „La Rosa“ vorbei. Klar, es ist voll wie immer, die Gäste haben sich aber an das Anstehen gewöhnt.
Um so länger dauert die Vorfreude auf einen kommunikativen und schönen Abend. Alles, was auf den Tisch kommt ist authentisch, schmackhaft und sauber zubereitet. Aromatisch intensiv die Sardellen, auf den Punkt zubereitet der Bacalau mit gebratenen Gemüsen, herzhaft die Lammkoteletts, cremig-zart der Käsekuchen.
Und dazu einen Wermut? Warum nicht. Zum Käsekuchen eine perfekte Liaison. Aber zum Nachspülen muss es bei den Temperaturen schon ein eiskalter Weißwein sein.
Palma Fakten – Zahlen zum Mitreden
- 11,95 Millionen Touristen verbrachten 2018 ihren Urlaub auf Mallorca.
- 33,7 Prozent kamen aus Deutschland.
- 13,8 Millionen Touristen überfluteten 2018 insgesamt die Balearen
- 4,5 Millionen davon waren Deutsche.
- Fast 1000 Kreuzfahrtschiffe von AIDA, MSC, TUI Mein Schiff, Costa, Carnival Cruise Line, u.a. legen jährlich im Hafen von Palma an.
- Das heißt, die Stadt wird von Millionen All-inklusive-Touristen im Jahr heimgesucht, die sich auf den Schiffen verpflegen und der Hotellerie und Gastronomie in Palma nur wenig Devisen bringen.
Meine Meinung: Wenn einige Hunderttausend dieser Tages-Touristen im Jahr weniger Palma de Mallorca besuchen, wäre das sicher ein immenser Vorteil für die Infrastruktur und das angeschlagene Ökosystem.
TAST Union
Calle Union 2
07001 Palma
Telefon +34 971 72 98 78
Vermuteria La Rosa
Calle Rosa 5
07003 Palma
Telefon +34 971 77 89 29
Bodegas Castell Miquel
Apdo. Correos 11
07340 Alaró / Lloseta km 8,7
Telefon +34 971 510 698
Fínca Can Axartell S.L.
P.O Box 65
Ctra. Vella de Pollença a Campanet km 15
07460 Pollença
Telefon +34 638 036 282