Erzählt man über Urlaub auf Menorca, erntet man mehr erstaunte Blicke als bei Berichten von der Südsee oder vom Amazonas. Ach, ja, diese Insel neben Mallorca – jeder wollte irgendwie schon mal hin, kaum einer hat es tatsächlich geschafft. Und so bleibt Menorca geradezu exotisch. Hier die besten Tipps für den ersten Besuch auf der Insel.
Traumhafte Strände und Buchten.
Wer es tatsächlich mal hierhin schafft, wird feststellen: Menorca (bedeutet „Die Kleinere“) ist gar nicht klein. Rund 95.000 Menschen teilen sich die knapp 700 Quadratkilometer der Insel. Den Namen trägt sie nur im Vergleich zur großen Schwester Mallorca. Denn Menorca ist immerhin die zweitgrößte Insel der Balearen. Mit ihren 216 Kilometern Küstenlänge bietet sie sogar mehr Strände und Buchten als Mallorca und Ibiza zusammen!
Der Norden ist von schroffen Klippen und rauem Wind geprägt und somit besonders bei Wind- und Kitesurfern beliebt. Das Wasser im Süden hat die meisten Blautöne der Balearen! Die bekannten Schönheiten sind Cala Turqueta, Cala de Macarella, Cala Mitjana oder Cales Coves, deutlich weniger überlaufen (da nur zu Fuß zugänglich) sind Cala Fustam und Cala de Trebalúger. Möchte man all diese Buchten an einem Tag sehen, ist eine Bootstour perfekt.
So muss man den Strand nicht teilen, sondern kann jederzeit in das irre türkisblaue Wasser springen. Und an Bord wartet eine selbstgemachte Paella vom Angeber-Kapitän („Ich habe viele Talente”). Dass Menorca keine Mini-Version von Mallorca ist, wird man spätestens am 358 Meter hohen Monte Toro in der Inselmitte feststellen, der höchsten Erhebung der Insel.
Mit einem Franziskanerinnen-Kloster oben drauf. Von hier reicht der Blick über die gesamte Küste: Saftig grüne Hügel verschmelzen irgendwann mit dem endlosen Blau des Meeres. Dramatische Berge und Beton gibt es dagegen nicht. Schon Anfang der 1970er-Jahre wurde der Bau von Gebäuden verboten, die mehr als drei Stockwerke hoch sind. Außerdem steht die ganze Insel seit 1993 als Unesco-Biosphärenreservat unter Naturschutz. Und lässt sich auf dem 184 Kilometer langem Camí de Cavalls (Pferdeweg) komplett umwandern. Hört sich nach Wandergruppen, Vogelbeobachtern und Familien an? Falsch. Mit diesem Image hat sich Menorca lange die Party-Touristen vom Hals gehalten.
Cova d’en Xoroi
Im Schatten der großen Schwester und deren Sünden schmeißt Menorca unbemerkt die coolere Fete. So findet die wohl spektakulärste Disco von ganz Balearen in der Cova d’en Xoroi statt. Die Höhle ist eingebettet in eine schroffe Steilwand und hat mehrere Kammern und Terrassen – alles in Weiß. Die Sonnenuntergänge hier sind einmalig. Die Schlangen übrigens auch. Unbedingt die Tickets vorher online reservieren. Und nachschauen, welche Band spielt.
Auch die Beachclubs „Isabella“ in Fornells, „Ivette“ in Cala Morell (Foto) oder „Francesca“ in Cala Galdana stehen denen von Ibiza in nichts nach.
Bodegas Binifadet
„Bodegas Binifadet“ in Sant Lluis ist der größte der insgesamt neun Weingüter auf Menorca – mit einem Restaurant unter einer Weintrauben-Decke! Aber es gibt nich nur Wein pur: Spezialität an der Bar sind Cocktails mit Wein, z.B. Margarita mit Rosé oder Grapefruit-Gin-Fizz mit Muskatwein. Und damit man irgendwann nicht vom Hocker zur Seite kippt, gibt es Tapas wie Patatas Bravas.
Restaurant Es Ports
Das bekannteste Gericht der Insel gibt es aber im Hafen von Fornells. Für den köstlichen Langusteneintopf Caldereta de Langosta segelt sogar Spaniens König Juan Carlos von Mallorca herbei. Und Wirt Ricardo holt sie für ihn aus dem Becken.
Im Restaurant Es Ports gibt es dazu ein großes Lätzchen und einen Schalentierknacker. Einfach widerstandslos anziehen und genießen! Auch die Königsfamilie bleibt von diesem Outfit nicht verschont!
Die Stadt Ciutadella
Die beiden größten Städte der Insel sind Mahon und Ciutadella. 1772 verlegten die Briten (zu dieser Zeit Inselherrscher) die Hauptstadt von Ciutadella nach Mahon (wegen des dortigen riesigen Naturhafens). Ciudatella ist aber deutlich schöner und spannender.
Den britischen Soldaten hat man nicht nur die heutige Ginkultur Menorcas zu verdanken, sondern auch den Umstand, dass damals aus dem wichtigsten Kloster des Landes in Ciutadella in einer Nacht ganze drei Nonnen geflohen sind. Heute möchte man aus Ciutadella gar nicht mehr freiwillig weg.
Die Altstadt gleicht einer Pastellpalette: gelb, rosa, blau, gepaart mit den stets grün gestrichenen Fenstern. Angeblich sollen die Briten die grüne Farbe als Tarnung benutzt haben und sie blieb einfach über. Die Wände sind voll mit Streetart, in den Innenhöfen verstecken sich Paläste, Boutique Hotels und knutschende Pärchen. Plastikstühle sind in der ganzen Stadt verboten, überall stehen stoffbezogene Regiestühle. Auf jeden Fall einmal durch die Bögen der Markthalle am Plaza de la Libertad schlendern und den inseltypischen Mahon-Käse und die Carnixulla-Wurst probieren.
Wer ganz mutig ist, kauft sich Fisch oder Meeresfrüchte und lässt sie in einem der umliegenden Restaurants zubereiten. Denn so machen es die Einheimischen. Oder einfach ein paar Tapas auf die Hand schnappen!
Künstlerdorf Binibèquer Vell
Ein Traum in Weiß ist das verwunschene Künstlerdorf Binibèquer Vell im Südosten der Insel. Hier kann man locker einen halben Tag verbringen. Die schmalen weißen Gassen erinnern an das griechische Santorin.
Angeblich ist kein Haus der Siedlung wie das andere – sorgfältig von dem Architekten Antoni Sintes entwickelt. Auch innen sind alle Räume unterschiedlich geschnitten. Am liebsten würde man überall klingeln und reinschauen, aber die Außenansicht tut es auch.
An jeder Ecke in Ciudatella kann man Abarcas shoppen (ca. 40 Euro): Ehemals Bauernschuhe, sind die Ledersandalen mit Autoreifen-Sohle heute weltbekannt. Und halten mehrere Sommer lang!
Der schönste Interior-Laden von Menorca ist Ksar Living in Ciudatella in einem ehemaligen Stadtpalast. Man würde hier am liebsten alle Tische und Betten gleich heraustragen, aber zum Glück gibt es auch kleinen Krams (Lampen, Taschen, Vasen, Geschirr, Stoffe), der in den Koffer passt. Einziges Problem: Die eigene Wohnung wird nach dem Besuch hier ganz schön öde erscheinen.
Hotel Rural Sant Ignasi
Menorca ist gesegnet mit tollen Boutique-Hotels, der Fluch der Hotelburgen ist an der Insel fast vorbeigezogen. Besonders idyllisch ist Hotel Rural Sant Ignasi (santignasi.com), eine Finca aus dem Jahr 1777.
Auch die Pfauen fühlen sich hier wohl, die vorzugsweise um den Pool und um die Frühstückstische spazieren gehen – auf der Suche nach Krümeln. Auf Wein sind die zum Glück nicht so scharf.
Algemeine Menorca-Informationen:
Anreise: Easyjet (easyjet.com) fliegt direkt von Berlin Tegel in die Hauptstadt Mahon ab 29 Euro/Strecke. Oder man fliegt nach Palma (Mallorca) und fährt nach Alcúdia – von dort dauert die Überfahrt mit der Fähre nach Ciutadella 1,5 Std, ab 24 Euro/Ticket (balearia.com).
Mietwagen in Menorca:
z. B. bei Arenal Rent a Car (arenalrentacar.com) ab 23 Euro/Tag. Alle Infos: www.illesbalears.travel/de/menorca
Diesen Beitrag teilen: