Palma
Mallorca polarisiert. Für die meisten Deutschen ist Mallorca die schönste Insel der Balearen, die anderen rümpfen schon die Nase, wenn sie den Namen „Malle“ hören. 13 790 968 Urlauber verbrachten 2017 ihre schönste Zeit des Jahres auf Mallorca – das ist Rekordniveau.
Auch wenn sich 2018 die Tourismussteuer verdoppelt, man erwartet im laufenden Jahr wieder ein deutliches Plus in der Statistik. Über eine Million Urlauber aus Deutschland waren allein im Juni 2018 auf dem Flughafen von Mallorca unterwegs, das ist ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 40 Prozent aller Mallorca-Touristen kommen aus Deutschland. Allein 500 Kreuzfahrtschiffe ankern jährlich im Hafen von Palma und täglich suchen 22 000 Passagiere die Insel heim.
Doch was soll’s, letztendlich bin ich ja auch Tourist, finde aber genügend Möglichkeiten den Menschenmassen auszuweichen. Ich liebe die Insel und erlebe sie immer wieder neu. Schließlich hat Mallorca weit mehr zu bieten als Bierkönig und Ballermann. 8000 Kilometer Küste, einsame Buchten, feine Sandstrände und 300 Sonnentage sind Grund genug um Mallorca-Fan zu werden. Pittoreske Dörfer, wie Sóller, Valdemossa oder Deià, die zum Unesco Weltkulturerbe gehören, sind begehrte Fotomotive. Bekannt wurde Valdemossa in der Serra de Tramuntana vor allem durch Frédéric Chopin, der hier 1838/39 den Winter mit der französischen Schriftstellerin George Sand verbrachte. Besonders reizvoll ist die Fahrt von Valdemossa nach Deià.
Rechts säumen silbrig schimmernde Olivenbäume die Küstenstraße, weiße und rosafarbene Oleander blühen in verschwenderischer Pracht. Links reicht der Blick weit übers tiefblaue bis türkisfarbene Meer (Unbedingt einen Mietwagen buchen, im Internet schon für 10 Euro pro Tag ab Flughafen). Nach Deià biegt man links ab in die Bucht von Deià.
Ca’s Patró March: Der schönste Platz der Insel
Enge (und steile) Serpentinen führen zum Restaurant Ca’s Patró March, ein Geheimtip, der schon längst nicht mehr geheim ist. Wenn man Glück hat, findet man einen Parkplatz, noch einige Schritte zu Fuß und man kommt ins Staunen. Die Kulisse ist filmreif, einfach überwältigend. „Amazing, marvellous, très beau site, bellissimo, great, fantastisch“, Europa ist sich hier ausnahmsweise einig: Hier befindet man sich an einem der schönsten Plätze der Insel. Auch Gourmino Express Herausgeber und Mallorca Experte Helmut von Finck gerät ins Schwärmen: „Mein absoluter Lieblingsplatz, das Essen ist einfach, bodenständig, aber sehr gut. Der Blick auf die Bucht mit den ankernden Yachten grandios.“
Sehr gut der Tomatensalat mit Sardellen und Manchego-Käse, frittierte Tintenfische, fangfrische Garnelen, Tortilla, Bellota Schinken mit Melone und gegrillter Dorade. Der Hauswein für 22 Euro ist frisch-fruchtig und nach der zweiten Flasche kommt man noch mehr ins Schwärmen und Sinnieren.
Palma
Zurück in Palma steht ein Besuch im Mar de Nudos an. Die alte Mole hat sich seit einigen Jahren total verändert. Wo früher ein ordentliches Hafenrestaurant solide Hausmannskost offerierte, wird heute in der „Brasserie“ Mar de Nudos gepflegt diniert.
Das Ambiente ist schick, fast mondän, die anwesenden Damen haben sich sommerlich-sexy aufgehübscht, die Herren geben sich lässig leger, in blau weißem maritimem Look. Der Blick geht über den Tellerrand auf die Hecks der teuren Motor- und Segelyachten. Was aus der offenen Showküche serviert wird ist recht gut, wenn auch die Preise die Qualität toppen. In der Kalkulation hat man sich wohl am finanziellen Background der Yachteigner orientiert. Wer nur Lust auf einen Aperitif oder einen Sundowner hat, findet einen Platz vor dem Restaurant oder auf dem Oberdeck des Mar de Nudos.
Wer früher gerne am Hafen von Puerto Portals saß, kann sich den Weg jetzt sparen, hier haben die schönsten Yachten fest gemacht. See- und Sehleute flanieren die Wasserkante entlang und staunen über die Millionen die hier vor Anker liegen. Und letztendlich möchten die Bootsbesitzer auch bestaunt und beneidet werden, die auf dem Achterdeck ihren Aperitif und ihr Dinner zelebrieren. Eine Aufführung ohne Publikum ist ja auch langweilig.
Can’Eduardo ist ein Klassiker seit 1943
Nur wenige Hundert Meter entfernt befindet sich das Can’Eduardo direkt über dem Fischmarkt. Das Restaurant ist ein Klassiker seit 1943. Wer seine Küche direkt über dem Fischmarkt hat, hat den frischesten Fisch in der Pfanne – und wer einen Platz am Fenster bucht, hat den schönsten Blick auf die Kathedrale.
In der gleichen Straße, mitten im Hafen liegt der Real Club Nautico. Das El Nautico im ersten Stock ist sicher eines der schönsten Restaurants in Palma. Die Farbe Blau dominiert in allen Facetten, die Preise sind gehoben aber nicht überzogen, dafür ist der Blick auf die noblen Yachten inklusive. Tomatensalat mit Thunfisch 14 Euro, Garnelen auf russischem Salat 14 Euro, frittierte Tintenfische mit Spiegelei 15 Euro, eine gute Flasche Weißwein ist für 25 Euro zu haben. Wie in den anderen Restaurants ist auch hier eine Reservierung sinnvoll.
Auf dem Weg zum Flughafen mache ich noch einen Abstecher zum „Ballermann“. Hier war ich noch nie, aber man muss auch diese Ecke der Insel einmal gesehen haben. Zum einen wurde ich positiv überrascht, zum anderen haben sich die negativen Klischees bestätigt. Hier wird bei vielen Mallorquiner die Meinung über die Deutschen gebildet. Sie gelten als „trinkfreudig“, laut, überheblich, arrogant und natürlich wissen sie alles besser. Doch man hat sich arrangiert, schließlich bringen sie Millionen Devisen ins Land.
Der Ballermann & Co
Der Ballermann bzw. die Playa de Palma ist ein etwa 17 Kilometer langer Strand von Can Pastilla bis nach S’Arenal. Die einzelnen Strandabschnitte werden in 15 Balenarios unterteilt (mallebz.net). Wer sich im Bereich 0-4 in die Sonne legt hat einen ruhigen Sandstrand und wird kaum von den lästigen Souvenirhändlern belästigt. Die eigentliche Partyzone erstreckt sich von Balenario 4-7. Bekannt berüchtigt ist der Ballermann 6, hier geht die Post ab, und der Bierkönig in der Schinkenstraße ist schon am Nachmittag das Epizentrum der trinkfreudigen Partypeople. Wer laute Oktoberfest-Stimmung schon im Sommer und am Nachmittag braucht, ist hier richtig… Ab Ballermann 8-15 haben auch anspruchsvollere Urlauber und Familien ihren Spaß. Ich war überrascht über gepflegte, strahlend weiße Hotels mit riesigen Infinty-Pools auf den Dächern, gepflegte Restaurants und Bars – allerdings war ich nur am Nachmittag auf der Strandpromenade… (mehr in der nächsten Folge meiner Mallorca-Reise)
Ca’s Patró March
Cala Deiá
Telefon +34 971 639 137
Restaurant Can’Eduardo
3 Travesia Contramuelle (Es Mollet)
Palma de Mallorca
Telefon +34 971 72 11 82
Restaurant El Nautico
Plaza de San Pedro 11
07012 Palma de Mallorca
Telefon +34 971 72 66 00