Südtirol
Dass Südtirol eine der schönsten Regionen Europas ist wissen nicht nur die Münchener, die in zwei Autostunden über dem Brenner sind. Den Autokennzeichen nach zu urteilen, ist in den Monaten von September bis November „halb“ Deutschland beim „Törggelen“, dem Verkosten des neuen Weines in den Weinlauben und Gasthäusern. Schlutzkrapfen, Knödel, Speck, frisch gekelterter Wein und Esskastanien sind die angesagten Renner. Ich trinke lieber einen schönen Weißburgunder aus den letzten Jahren (Kellerei St.Michael, Eppan), einen fruchtigen Sauvignon (Kellerei Terlan), oder einen gereiften Blauburgunder (Hofstätter, Tramin), oder samtigen Merlot von Star Winzerin Elena Walch (Tramin).
Die beste Weinkarte an der Strada del Vino hat das Gasthaus „Zur Rose“ in Eppan.
Hier hat die Patrone Margot Hintner die besten Kreszensen der Region Südtirol und der restlichen Weinwelt zusammen gestellt. Dazu noch gastfreundlich kalkuliert, verbunden mit perfekter Glaskultur. Wenn dann der Ehemann Herbert Hintner heißt und zu den besten Köchen Italiens gehört, steht dem kulinarischen Glück nichts mehr im Weg.
Ich kenne den begnadeten Küchenchef schon seit 30 Jahren und bin immer wieder von seinen Ideen und seiner unerschöpflichen Kreativität überrascht!
Der Guide Michelin zeichnete seine Leistung schon 1995 mit dem ersten Stern aus, im Veronelli-Führer war er Chef Patron des Jahres und im Restaurantführer Gault Millau darf er sich seit Jahren zwei Hauben aufsetzen. Seine Gerichte sind die Klassiker seiner Heimat, aber auch die Hochküche Italiens findet man genauso auf den Tellern – mit deutscher Perfektion gekocht.
Eine perfekte Liaison, wie man sie nur in Südtirol findet – wie auch die scheinbar angeborene Herzlichkeit, die in der Rose jedem Gast zuteil wird.
Ich liebe die deftig-feine Südtiroler Küche, und entscheide mich für Kloaznravioli mit Graukäse, wunderbar aromatisch und herzhaft im Biss; Tortelloni, gefüllt mit Kalbsbrust, und im November dürfen es auch mal ein paar Gramm weißer Trüffel aus Alba sein. Der soufflierte Käseknödel mit Creme Spinat ist eine Delikatesse, ein Klassiker von Herbert Hintner, der auch in zehn Jahren noch auf der Karte stehen sollte. Aber er kann auch Fisch! Wie den auf den Punkt gebratenen Seeteufel mit Topinambur und Rote Bete oder die Gelbschwanzmakrele mit Tomaten und Kapern.
Auf der Dessertkarte steht seit Oktober die Kastanien Praline mit Sauerrahmeis und ist ein süßes Unikat der Dessert Landschaft.
Der soufflierte Topfen-Preiselbeerschmarrn ist luftig-leicht, fluffig mit dezenter Süße – ein Fest für meine sensiblen Geschmacksnerven. Dass Margot Hintner zu jedem Gericht den passenden Wein hat, brauche ich nicht besonders zu erwähnen … – bei 12.000 Flaschen im Keller!
Mein nächstes Ziel ist (natürlich mit einer Wasser trinkenden Fahrerin), das Hotel Belvedere in Jenesien.
Das Haus thront hoch über Bozen in einer außergewöhnlichen Lage mit einem 180 Grad Panoramablick über die Stadt und die Dolomiten. Englisch sprechenden Gästen würde in solchen Fällen, wenn sie sprachlos sind, die Beschreibung „Amazing“ einfallen, und es ist wirklich zum Staunen, wenn man an einem schönen Herbsttag dieses Panorama erleben darf. Ein Glas Wein auf der Terrasse, den Blick auf den gewaltigen Schlern (Bergmassiv, das Wahrzeichen von Südtirol), den Plattkofel und den Langkofel … mehr geht nicht.
Man ist von soviel Schönheit geballter Natur einfach sprachlos, überwältigt, ja zutiefst berührt.
Aber zurück zum „Belvedere“, in dem ich eine Nacht verbringen durfte. Eigentlich ist die Belvedere Entwicklung der letzten Jahre Drehbuch und Stoff für eine Rosamunde Pilcher Geschichte im ZDF (es muss nicht immer Cornwall sein). Ein Münchner Arzt ist von Südtirol begeistert und verliebt sich in eine Hotelbesitzerin in Jenesien, die Jahre zuvor ihren Mann verloren hat. Er verkauft seine Praxis und verlegt seinen Lebensmittelpunkt in das Belvedere nach Jenesien. Hier wird neu investiert in Restaurants, Wellness- und SPA-Bereich, und seit einem halben Jahr sind die neuen Hangsuiten die begehrtesten Zimmer des Hauses.