Santo Stefano di Sessanio
„Die Modernisierung des ländlichen Italiens im späten 20. Jahrhundert war eine Katastrophe“, meint Gastgeber Daniele Kihlgren, „das architektonische Erbe vieler kleinerer Städte wurde fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Beton, Straßenverbindungen, Fabrikanlagen, Autobahnringe wurden von Politikern und Parteien als Fortschritt angepriesen, sie zerstörten jedoch oftmals den gewachsenen Charakter eines Ortes!“ Zurückgezogen in den Bergen der Abruzzen hat Daniele gemeinsam mit Freunden im Gran Sasso und Monti della Laga Nationalpark auf 1250 Metern ein komplettes mittelalterliches Dorf restauriert und im Gesamten in ein Hotel verwandelt: Sextantio Albergo Diffuso im malerischen Santo Stefano di Sessanio bei L’Aquila.
„Die Landflucht dieser abgelegenen kleinen Bergdörfer und die Verarmung der Bevölkerung, haben das Dorf paradoxerweise vor der damaligen Modernisierung und dem Schicksal anderer italienischer Ortschaften bewahrt, das Ortsbild blieb erhalten, da nichts verändert wurde.“ Im industrieverseuchten Mailand gab sich Daniele einst in den 1990ern philosophischen Themen hin, schloss sich Intelektuellengruppen an, es wurde viel diskutiert! Irgendwie erinnert mich Danieles Biographie stark an die Protagonisten des italienischen Kultbuch-Autors Andrea de Carlo, (u.a. Sie und Er, Zwei von zwei, Creamtrain oder Vögel in Käfigen und Volieren), die sich rebellisch mit der Verkrustung der italienischen Gesellschaft, der Verschandelung der italienischen Kulturlandschaft, dem Verlust der Identität, den mäßigen Zukunftschancen italienischer Jugendlicher, der Liebe und dem Suchen nach einem eigenen Platz im Leben intensiv auseinander setzen müssen.
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Auch Daniele kehrte dem stickigem Mailand den Rücken, um frei zu sein! Nicht nur philosophieren, sondern etwas anpacken, Daniele und seine Entourage restaurierte gleich ein ganzes mittelalterliches Dorf. Spektakulär im Ergebnis! Heute blüht Santo Stefano von Neuem auf, liebevoll wurden alte Gemäuer und Häuser restauriert, am Dorfplatz wieder eine Bar geschaffen. Ein paar Gassen weiter kann man an einer kleinen Piazza frühstücken, während die starke Sonne der Abruzzen vom azurblauen Himmel hinunter lacht. Klar, dass man hier nach dem Konzept der italienischen Slow-Food-Bewegung isst, saisonale Produkte aus der Region verwendet und z.B.den guten Käse der Schäfer vom nahen Campo Imperatore verzehren und genießen kann.
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Daniele: „In Italien beginnt und endet ja alles irgendwie mit dem Essen, da war es logisch für uns, dass wir unseren Gästen Produkte von Herstellern anbieten, die wir persönlich kennen. “Sextantio Albergo Diffuso ist ein mystischer Ort, eine wirklich gelungene Umgestaltung, die das traumhafte und ruhige Santo Stefano di Sessanio vor der Verwahrlosung bewahrt hat. Mittlerweile hat er einige Wissenschaftler aus Mailand in seinem Dorf zu Gast, die Anthropologen befragen die ganz alte Landbevölkerung, abends sitzen sie dann zusammen, machen Musik, trinken ‚vino‘ und tanzen. Am nächsten Morgen wird dann aber gearbeitet, derzeit an seinem zweiten Objekt, dem Dorf Matera, in dem in den 1950ern die Bevölkerung noch an Malaria verendete. Wer nach Santo Stefano di Sessanio fährt sollte wissen: der Sextantio ist keine Luxussanierung, sondern eine behutsame Konservierung, die die Mauern auch heute noch atmen lässt. Ein Rückzugsort, fernab aller ausgetretenen Italien-Pfade, der sich auch im Winter wunderbar erkunden lassen kann.
Sextantio Albergo Diffuso
Via Principe Umberto
67020 Santo Stefano di Sessanio AQ
+39 0862 899112
santostefano@sextantio.it
www.sextantio.it