Frankfurt
In jeder deutschen Stadt und jedem Dorf gibt es einen „Mario“, einen „Giorgio“ oder einen „Enzo“. Wir lieben diese italienischen Restaurants, jeder hat „seine“ Trattoria um die Ecke und ist dort glücklich bei Pizza und Pasta. Doch die Frankfurter haben einen besonderen, ja außergewöhnlichen Mario – Mario Lohninger in Sachsenhausen, direkt am Mainufer gelegen. Der kleine geographische Unterschied: Mario Lohninger ist Österreicher und kommt aus Zell am See im Salzburger Land. Ich war mit Mario vor einigen Jahren beim Skilaufen in Südtirol (er kann wesentlich besser Kochen als Skifahren) und lernte ihn als äußerst sympathischen, bescheidenen Menschen kennen.
Sein Werdegang ist besonders – zu den Stationen seiner beruflichen Laufbahn gehören die besten Restaurants der Welt:
Rudi und Karl Obauer in Werfen (s. auch GOURMINO EXPRESS März 2016), das Tantris in München, The Schönegger in New York, oder das legendäre Spago von Wolfgang Puck in Los Angeles. Seine frankophilen Akzente holte er sich im 3-Sterne-Restaurant Guy Savoy in Paris, und in New York arbeitete er als Executive-Chef bei David Bouley im Danube. 2004 aber startete er mit der DJ-Legende Sven Väth das Cocoon in Frankfurt, den mega super Club mit den zwei Restaurants „Silk“ und „Micro“, richtungsweisend für Deutschland. Im „Silk“ erhielt er auch seinen ersten Michelin-Stern, doch mit Beginn der Finanzkrise 2008 lief das Geschäft nicht mehr so gut, die Börsen-, Banken- und Finanzwelt entzog sich der Gourmandise – Fazit: Der Ofen ging aus, schwacher Dax schlägt Lachs. Mit Vater Paul und Mutter Erika Lohninger eröffnete er 2010 das „Lohninger“ in Frankfurt-Sachsenhausen am Mainufer – „Silk“ und „Micro“ waren Geschichte.
[wds id=“736″] Foto: Wolfgang Ritter
Ein kleines Trostpflaster: der Restaurantführer Gault Millau wählte Mario Lohninger zum Koch des Jahres 2011!
Ich besuchte letzte Woche wieder einmal das unaufgeregt-elegante Restaurant mit feiner Tischkultur, Stuckdecken und Wiener Jugendstil-Elementen. Doch bei 25 Grad Celsius Außentemperatur bevorzuge ich einen Tisch auf der Terrasse mit Blick auf die Frankfurter Skyline. Und schon bald merke ich: Hier bin ich in der Obhut eines gut funktionierenden Familienbetriebes. Mutter Erika leitet dezent aber bestimmt den Service, der Vater steht neben Mario und Küchenchef Dirk Schommer in der Küche. Nach kurzem Blick in die Speisekarte stellt sich die Frage, was bestelle ich bei einem österreichischen Kosmopolit, der die Welt gesehen und von ihr gelernt hat.
[wds id=“737″] Fotos: Wolfgang Ritter
Zwei Menüs stehen zur Auswahl: „Die Heimat“ und „Die Welt“.
Aber die Heimat und die Welt sind durchaus kompatibel, man kann die Gerichte kombinieren. Die Entscheidung ist schnell gefallen, Mario hat für jeden Geschmack etwas in seinem „Melting Pot“: zart-süße Heirloom Tomaten mit cremiger Burrata, New York Style Pastrami und Alaska Black Cod mit Rettich Cannelloni (den hat Mario in Deutschland bekannt gemacht und nicht Nobu Matsuhisa). Das Ochsenbackerl-Gulasch mit Spätzle ist deftig rustikal und trotzdem fein, die Soße zum Auslöffeln. Beim unvergleichlichen Wiener Schnitzel fällt mir nur ein: Tu Felix Austria. Auch wenn mir jegliches Hungergefühl abhanden gekommen ist, der Kaiserschmarrn muss sein, herrlich fluffig-luftig mit zart-cremigem Bourbon Vanille Eis.
[wds id=“738″] Fotos: Wolfgang Ritter
Die Weinkarte bietet für jeden etwas – Mutter Erika hat eine kluge Auswahl aus Österreich und Deutschland zusammengestellt.
Am Nachbartisch delektieren sich Wirtschaftsleute, Bänker und Anwälte im dunklen Zwirn an Lachs mit Gurke, Misomarinade und steirischem Kürbiskernöl – Lunchtime mit Blick auf die Skyline der Banken: man nimmt sich eine kurze Auszeit – Lachs schlägt Dax …
Restaurant Lohninger
Schweizer Straße 1
60594 Frankfurt am Main
+49 69 247557860
reservierung@lohninger.de
www.lohninger.de