Argentinien
Es wird für mich noch viele Reisen brauchen, um Argentinien in seiner ganzen Schönheit zu erfassen, das Land ist einfach zu groß und zu vielfältig. Mein letzter Trip führte mich ins legendäre Weinanbaugebiet des Malbec, nach Mendoza. Begleitet wurde ich dabei vom Berliner Gastronom Benjamin Groenewold, der in seinem direkt am Kanzleramt gelegenen Biergarten und feinem bayerischen Wirtshaus „Zollpackhof“ im kommenden Jahr Ausflüge in die argentinische Kulinarik plant. Einen fulminanten Auftakt hierfür bereitete Groenewald seinen Gästen bereits Anfang Oktober mit einer argentinischen Nacht – im Beisein des argentinischen Botschafters und des Rinderzüchters und Winzers Dieter Meier („Yello“), der den Wein und das Fleisch bei diesem Event verantwortete.
Daher lag nichts näher, als sich mit einer kulinarischen Bildungsreise an die Quelle der Köstlichkeiten zu begeben – nach Argentinien.
Gesagt getan – mit an Bord unserer Maschine nach Buenos Aires war passenderweise auch Dieter Meier, der regelmäßig zu seinem Weingut und seiner Rinderzucht reist und dort viel Zeit verbringt – besser kann man eine kulinarische Bildungsreise nach Argentinien wohl kaum starten. Beim Abflug aus Zürich wurden wir am Gate mit einer argentinischen Party, Tango und Tapas verabschiedet, denn der Flug war ein besonderer – der Erstflug der schweizerischen „Edelweiss Air“ nach Buenos Aires. Vor unserer Weiterreise nach Mendoza machten wir daher natürlich noch Buenos Aires ein paar Tage unsere intensive Aufwartung.
Hotel Madero
Das stylische Hotel Madero, das sich direkt in Puerto Madero in unmittelbarer Nähe der alten Hafenanlage befindet, war die perfekte Wahl als Domizil zum Erkunden der Stadt. Rund um die umgebauten Docks, die inzwischen Bars und mondäne Restaurants beherbergen, hat sich innerhalb weniger Jahre ein neues Ausgehviertel entwickelt. Auch an heißen Tagen weht hier immer ein frisches Lüftchen.
Im fussballverrückten Argentinien kommt dem Madero eine ganz besondere Bedeutung zu, es ist nämlich die Residenz der Stadtmannschaft von Buenos Aires, sozusagen die offizielle Übernachtungsadresse von Boca. Von hier lassen sich wunderbar fleischlastige Ausflüge ins Ausgehviertel San Telmo (zum Beispiel in die rustikale Markthalle) oder nach Palermo unternehmen.
La Brigada – Bestes Fleisch, fantastischer Wein und gelebte Fussballiebe
In einer der ersten Asado-Adressen von Buenos Aires, dem La Brigada, erleben wir konzentriert das, wofür die Stadt steht: Bestes Fleisch, fantastischer Wein und gelebte Fussballiebe. Der Patron Hugo Chavarrieta war einst selbst Fussballer.
Die verschiedenen Räume seines Fleischtempels auf zwei Etagen dekorierte er von oben bis unten mit Devotionalien aus der internationalen Fussballwelt, auch Franz Beckenbauer hat hier sein Plätzchen. Sein größter Schatz lagert jedoch im Weinkeller. Über die Jahre baute der Wirt eine Sammlung hauptsächlich lokaler Weine von über 53000 Flaschen auf. Die perfekte Grundstimmung, um für zwei Tage einen Ausflug ins Herzland des Weines zu unternehmen, nach Mendoza, bekamen wir jedenfalls im La Brigada serviert.
Bioweingut Chakana
Im kleinen Örtchen Agrelo besuchen wir das Bioweingut Chakana, das in Deutschland noch weniger bekannt ist, aber auf dem Gebiet ein Pionier ist. Warme sonnige Tage wechseln sich in Mendoza ab mit kalten Nächten, kühler Wind aus den Anden weht dann über die Weinreben, die sich auf 120000 Hektar erstrecken.
Der Boden des Weingutes gehören zu den besten, die Mendoza zu bieten hat. Ohne jedwede Beigabe von Zusatzstoffen, will Chakana einen Wein liefern, der für die pure Qualität und den Charakter des Ortes steht. Weinproduzent Gabriel Bloise empfängt uns zum Tasting und führt uns durch die heiligen Lagerhallen. Was ist eigentlich das Geheimnis des Erfolges von Malbec in Argentinien? Bloise: „Diese Rebsorte gedeiht einfach in den unterschiedlichsten Regionen sehr gut, ist unglaublich anpassungsfähig. Das wichtigste für uns ist, daß man unseren Weinen den speziellen Charakter und die Herkunft aus dem oberen Mendoza Tal anmerkt.“ Im laufe des Nachmittages lassen wir uns ganz darauf ein.
Neben den Weingütern ist aber auch die zauberhafte Stadt Mendoza mit seinen art-deco Häusern ein toller Ort für kulinarische Entdeckungstouren.
San Antonio war ein weiterer Ort den wir besuchten. Wer dem Flair des alten Argentinien nachspüren will, wird hier, rund zwei Stunden vor Buenos Aires in einer der Estancias fündig.
Einen Tag verbrachten wir hier auf den grünen Wiesen rund um das alte Herrenhaus El Ombu in San Antonio. Im Kolionalstil im Jahr 1880 errichtet, kann man sich hier bei einer Asado, Gauchogesängen und einem ausgiebigen Ausritt zwischen glücklichen und saftigen Rindern eine Auszeit vom Grossstadttrubel nehmen. Ein wirklich empfehlenswerter Tagesausflug, den man auch ausdehnen kann. Das El Ombu bietet nämlich auch neun rustikale Gästezimmer zum längeren Verweilen an.
Voller fantastischer Eindrücke (eines davon war das alljährlich stattfíndende Festival der Toten Hosen, die in Argentinien über viele Hardcore Fans verfügen und unter anderem die deutsche Kultband Kraftklub zum ersten Mal nach Buenos Aires brachten) unter der warmen Sonne Argentiniens ging es schließlich wieder zurück ins kalte Europa. Nicht ohne ein bisschen argentinischer Lebensfreude im Koffer mitzunehmen: die Auswahl von Mendoza Weinen werden wohl nicht sehr alt werden.
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