Kuba
Wenn ich in München jemand frage, was ist typisch für Havanna, so sind die Antworten fast immer die gleichen: Die alten amerikanischen Autos, kubanische Zigarren, Rum, die herunter gekommenen Fassaden der Häuser, Mojito, die schönen Frauen und natürlich die Musik. Die Klischees stimmen, doch bei den schönen Kubanerinnen kann ich nicht ganz zustimmen. Ich habe bei meinem letzten Besuch wenig wirklich schöne Frauen auf den Straßen der Stadt gesehen. Entweder sie sind in den letzten Jahren nach Miami in ein besseres Leben abgewandert, oder sie sind abends im Casa de la Musica.
Wobei man hier eher die Schönen der Nacht bewundern kann (Das Casa de la Musica gibt es zwei Mal: einmal in der Stadt und einmal etwas außerhalb des Altstadt-Zentrums, das Miramar de la Musica). In den Clubs kann man exzellente kubanische Live- Bands in großer Besetzung hören, entsprechend groß ist der Andrang. Wie überall in der Welt, auch hier am Eingang sich sehr wichtig nehmendes Security-Personal, doch ein paar Pesos (Große Scheine!) helfen die Warteschlange zu umgehen. Ganz anders die Musikszene im Sociedad Cultural Rosalia De Castro. In dem morbiden Palais aus dem 18. Jahrhundert kann man die Nachfahren der legendären Gruppe Buena Vista Social Club bewundern.
Buena Vista Social Club
Aber der Reihe nach: Buena Vista Social Club ist ein Musikprojekt des amerikanischen Gitarristen Ray Cooder und Juan de Marcos Gonzáles aus den Jahren 1996/97. Sie produzierten ein Album mit der Musik aus den 1940er und 1950er Jahren. Der Musikstil ist der „Son“, der traditionelle kubanische Stil, der im Stadtteil „Buena Vista“ gespielt wurde. Weltweit bekannt wurde Buena Vista Social Club durch den gleichnamigen Dokumentarfilm von Wim Wenders, ein Freund von Ray Cooder. Die meisten der an diesem Projekt beteiligten Musiker und Sänger sind tot, wie Compay Segundo, Rubén Gonzales und Ibrahim Ferrer. Er ist vielleicht der bekannteste, er wurde 2005 in Havanna auf dem Friedhof Christoph Columbus begraben. 1998 wurde das Album Buena Vista Social Club mit einem Grammy Award ausgezeichnet.
Zwanzig Jahre später erlebe ich ein Konzert „A Cuban Night in the 50’s“ mit der Formation „Buena Vista Social Club & Afrocuban All Stars“ im Rosalia De Castro. Für 30 Pesos (Monatsverdienst eines Durchschnittskubaners) ist man dabei, drei Mojitos inklusive. Wer bereit ist 50 Pesos auszugeben, bekommt dafür ein Dinner und hat einen Platz näher an der Bühne. Zahlungswillige Touristen sitzen an einer langen Tafel auf engstem Raum, verdrehen sich den Hals und stochern im Reis mit Schweinefleisch, die drei Mojitos sind auch hier inklusive. Wir haben „nur“ 30 Pesos (etwa 25 Euro) investiert, sitzen dafür gefühlte 100 Meter von der Bühne entfernt. Der Sound-Salat der uns von der Bühne überflutet ist nicht viel besser als der Salat der das Essen auf den Tellern der Mehrzahler verunziert. Unser Blick wird durch massive Säulen in der Raummitte eingeschränkt, doch hin und wieder kommt auch einer der Akteure mit Mikrofon vorbei, ein Selfie mit ihm ist zuhause der Beweis, dass man dabei war.
Zur Ehrenrettung muss man aber sagen: die Musiker und Sänger sind wirklich gut, Orestes Macías ist fast 90 Jahre alt, er war auch in der original Formation BVSC schon dabei. Doch echte Stimmung will nicht so recht aufkommen.
Ganz anders im Café Taberna, Plaza Vieja, Old Habana. Hier ist das Essen und der Mojito auch nicht besser, doch die kleine Bühne mit der betagten Rentner-Band ist für jedermann gut einsehbar. Schon nach den ersten Takten springt der Funke auf das Publikum über. Auch hier kommt der Name Buena Vista Social Club ins Spiel. Der Name ist nicht geschützt, man hängt noch einen Zusatz dran (Benny’s Friends), und schon stimmt die Kasse. Am besten mittags schon Karten kaufen, Preise wie im Rosalio de Castro. Wir sind am nächsten Tag wieder mit „unserem“ 1957 Chevrolet Impala unterwegs.
Nach dem obligatorischen Besuch in der Bodeguita Del Medio, zwei Mojitos und einer Zigarre, steht der Parque Almendares auf dem Programm. Ihn sollte man sich unbedingt anschauen, ein Urwald, ein Feuchtbiotop mit Mangroven mitten in der Stadt.
Zu trinken gibt es hier nichts, also weiter. Nach einem Mojito an der Bar auf dem Dach des exklusiven Hotels Manzana, fahren wir noch bei „Partagás“ vorbei. Direkt hinter dem Capitolio gibt es die besten Zigarren. Ich entscheide mich für eine Kiste No.4, eine kräftige Zigarre mit Röst- und Holzaromen, Pfeffer- und Gewürznoten. Aber auch eine Kiste No. 2 muss noch sein. Wer Zigarren im Torpedo-Format mit gutem Zugverhalten liebt, kommt an ihr nicht vorbei. Die Zigarren sind original verpackt und haben mit den Kopien, die überall auf der Straße angeboten werden nichts zu tun (Touristen zahlen in CUC, konvertiblen Peso, die mit dem Us-Dollar gekoppelt sind). Wir rauchen noch eine kleine „Robusto“ auf dem Balkon des „Castropol“. In diesem Restaurant stehen kreolisch-italienische Gerichte auf der Karte. Ordentlich zubereitet, der Service aufmerksam, der Mojito nicht zu süß.
Doch das Beste ist der Blick auf den Malecón, die wenig befahrene Uferstraße. Was bleibt? Ein überwältigender letzter Sonnenuntergang und ein leicht wehmütiger, letzter Sundowner: Hasta Luego Hermoso Habana.
Café Taberna
Calle Mercaderes esq. TteRey.
La Habana
Vieja Cuba
Telefon 0537 861 1637
Restaurante La Imprenta
Calle Mercaderes 208
La Habana Vieja
Telefon 0537 801 1881
Gran Hotel Manzana Kempinski
Calle San Rafael
10100 La Habana Vieja
Telefon 0537 869 9137
Rosalio de Castro
Egido 504
e/Monte y Dragones
Habana Vieja
Restaurant Castropol
Ave. Malecón 107
Centro Habana
Telefon 0537 861 4864