„Nach Costa Rica fliegt man wegen der Tiere, nicht wegen des Essens“, steht in meinem Reiseführer. Stimmt das? Tatsächlich hat das kleine mittelamerikanische Land (mit 51 000 Quadratkilometern nur etwas größer als die Schweiz) unglaubliche Biodiversität vorzuweisen. Denn obwohl Costa Rica nur 0,03 Prozent der Erdoberfläche bedeckt, bietet es Lebensraum für unglaubliche sechs Prozent der weltweit vorhandenen Tier- und Pflanzenarten! 900 Vogelarten, 3000 verschiedene Schmetterlinge, 230 Säugetierarten – darunter Jaguare, Pumas, Ameisenbären, Affen und natürlich die süßen Faultiere – sie alle leben hier. Über ein Viertel des Landes steht unter Naturschutz, ein weltweit einmaliges Konzept! (Alle Infos zu Costa Rica: visitcostarica.com/de)
Nationalgericht für alle Fälle
Aber: Wenn es ums Essen geht, erwarten viele deutlich weniger Diversität. Schließlich besteht das Nationalgericht Costa Ricas aus Reis mit Bohnen. Zum Frühstück bekommt man hier immer Gallo Pinto serviert, wortwörtlich übersetzt heißt das „gefleckter Hahn“. Gebratener Reis mit kleinen schwarzen Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch und fein gehacktem Koriander. Oft mit Kochbananen und Ei gereicht. Kurios: Nicht die Zutaten definieren das Gericht, sondern der Zeitpunkt des Verzehrs. Mittags heißt es dann Rice & Beans. Wird abends Reis mit Bohnen serviert, meistens mit Fisch oder Fleisch, heißt es Casado (zu dt.: „verheiratet“). Gallo Pinto dagegen ist nur das Frühstück! Auch wenn ich es mir am Anfang der Reise nur schwer vorstellen kann, so viel Reis mit Bohnen zu essen, werde ich spätestens nach ein paar Tagen regelrecht süchtig nach Gallo Pinto.
Vulkane machten die Erde fruchtbar
Aber natürlich hat Costa Rica viel mehr zu bieten als nur den gefleckten Hahn. Die 70 Vulkane des Landes sorgen für fruchtbare Böden (Ananas, Bananen, Maracujas, Kakao- und Kaffeepflanzen sprießen hier nur so aus dem Boden), die Gewässer der Karibik und des Pazifiks für den Fischreichtum.
Eine der schönsten Möglichkeiten, einen Vulkan hautnah zu erleben, ist die Areal-Gegend. Der Vulkan Arenal (1657 m), 100 km nördlich von der Hauptstadt San José, ist der aktivste des Landes. Die Eruptionen sind seit einigen Jahren seltener geworden, trotzdem qualmt er noch manchmal ganz fotogen. Seine fleißige Aktivität hat der Gegend auch die heißen Thermalquellen beschert – und machte sie so zu einer beliebten Spa-Destination. Aber auch Adrenalin ist hier nie weit entfernt: Entweder beim Sprung in die vielen Wasserfälle oder beim Wandern durch die Baumkronen auf hängenden Brücken (Mistico Hanging Bridges).
Wo man hier am besten isst oder den berühmten Kaffee Costa Ricas trinkt – traditionell am Tisch durch einen Filter aufgebrüht? In La Fortuna, dem Städtchen zu Füßen des Vulkans. Hier bekommt man in Restaurants wie La Fonda traditionelle Gerichte (wie Bananenchips Patacones), perfekt gegrilltes Fleisch oder auch frisches Ceviche (im Gegensatz zu Peru, wird es hier ohne Leche de Tigre, Mais und Süßkartoffel serviert, sondern mit frischem Limettensaft und Koriander).
Aus dem Pazifik direkt auf den Teller
Costa Rica hat die längsten Surfwellen der Welt und die Pazifik-Strände rund um den Ort Nosara (auf der Nicoya-Halbinsel) sind perfekt sowohl für Anfänger als auch für absolute Pros. Viele kommen auch hierher, um ein besonderes Naturschauspiel zu beobachten: Am Strand von Ostional kriechen in manchen Nächten bis zu 20 000 Oliv-Bastardschildkröten an Land, um ihre Eier abzulegen. „Arribada“ heißt das eindrucksvolle Naturschauspiel und vier bis sechs Wochen später müssen die frischgeschlüpften Baby-Schildkröten ihren ersten gefährlichen Weg meistern: von der Brutstätte im warmen Sand hinaus in die wilden Wellen.
Was man auf der Nicoya-Halbinsel probieren sollte? Natürlich den frischen Fang aus dem Pazifik! Eines der spektakulärsten Restaurants der Gegend hat die Lagarta Lodge (lagartalodge.com). In einen steilen Hang gebaut, hängen ihre drei Pools quasi über den Mangroven und dem Meer – mit einem einzigartigen Blick auf die Wellen des Pazifiks.
Und: Das Restaurant gehört zu den beliebtesten Sonnenuntergangs-Spots an der Küste! Hier bekomme ich gesunde Smoothies aus heimischen Früchten morgens vor dem Surfen, Tintenfisch-Cevice oder Thunfisch Burger nach dem Surfen und saftiges Surf&Turf zum Dinner.
In einem Menü durch Costa Rica reisen
Ein kulinarisches Abbild Costa Ricas bekommt man im Restaurant des Parador-Hotels serviert (hotelparador.com). Hier hat sich Chef Rodrigo Salazar (kehrte nach mehreren Michelin-Stationen überall auf der Welt in seine Heimat Costa Rica zurück) etwas Besonderes einfallen lassen. Er serviert fünf Gänge, mit denen man durch die schönsten Regionen seines Landes reist. Und zwar mit allen Sinnen. Denn jeder Gang wird von Musik, Video-Installationen und Gerüchen begleitetet – so hat man tatsächlich das Gefühl, sich beim Essen genau an den Ort zu begeben, von dem die Zutaten stammen.
Als ersten Gang serviert Rodrigo Salazar Ceviche aus dem Regenwald. Eine vegetarische Variante, bestehend aus Obst und Gemüse aus dem Dschungel (Palmherzen, Avocado und Maracuja). Dabei tosen Wasserfälle durch den tiefen Dschungel – als Video sowohl auf dem Tisch als auch an den Wänden des Raumes projiziert. Als zweiter Gang kommen Meeresschätze aus dem Pazifik auf den Teller. Dabei werden mit Hummer und Shrimps gefüllte Tortelloni mit einer Mango-Hollandaise abgerundet. Währenddessen wechselt das Dschungel-Bild zu der Unterwasserwelt Costa Ricas und Schildkröten ziehen ihre Kreise auf den Tischdecken.
Gang drei kommt aus dem hügeligen Inland mit seinen Farmen und Kaffeeplantagen. Hier serviert Rodrigo Salazar das Traditionsgericht Tamalales (gefüllte Bananenblätter) mit einem Sous-vide-Schweinefilet. Gereicht mit einer Sauce aus Kaffee und Tamarinden.
Ein qualmendes Highlight ist Gang vier: Lamm mit Gallo Pinto und Räucheraroma. Der Geschmack erinnere ihn an seine Großmutter, sagt Chef Salazar. Denn früher wurden Fleischgerichte immer in großen Räucheröfen zubereitet, so haben die Kinder schon draußen beim Spielen gerochen, dass das Essen bald fertig ist. Während wir das essen, knistert eine Feuer-Animation im ganzen Raum. Aus einer Glaskugel steigt der Rauch. Der Nachtisch stammt aus einer anderen spektakulären Region Costa Ricas, dem Nebelwald in Monteverde: dunkle Schokokugel (die wie ein Vollmond aussieht), gefüllt mit Mango-Mousse und Karamell. Wow!
Mit diesem Menü isst man sich regelrecht durch die verschiedenen Landschaften des Landes! Kulinarisch ohne Zweifel mein Highlight in Costa Rica (neben Reis mit Bohnen). Übrigens: Das Parador Hotel braut auch sein eigenes Bier! Das Pale Ale heißt Flash, benannt nach dem Faultier, das auf dem Hotelgeländer seit Jahren am gleichen Baum hängt.
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