Portugal hat die Corona-Pandemie landesweit (noch) wesentlich besser im Griff als die spanischen Nachbarn. Wenn auch die Zahl der Infizierten wieder steigen, so gilt das Land als relativ sicher. Ausnahme ist die Stadt Lissabon. Hier hat Auswärtige Amt auch eine Reisewarnung für die Hauptstadt herausgegeben (Stand 25. September). Meine letzte Reise nach Portugal vor einigen Jahren hatte natürlich auch mit Genuss zu tun – wenn auch nur indirekt. Ich war in Sachen „Naturkork“ unterwegs, ein Thema das jedem Weintrinker bekannt ist und auch schon unangenehm in der Nase und am Gaumen aufgefallen ist. Wenn der Wein korkt, dann riecht er modrig, faulig und schmeckt leider auch so. Verursacht wird der Korkgeschmack durch einen Schimmelpilz, der über den Kork in den Wein übergeht. Wenn Sie beim Probieren unsicher sind, einfach den Wein mit etwas Wasser auffüllen, das verstärkt den Korkgeruch. Die Korken werden aus der Rinde der Korkeiche gestanzt, die in der Nähe von Porto hauptsächlich aber in der Region Alentejo zu finden sind. Mehr als die Hälfte der Weltproduktion von Kork stammt aus Portugal. Aber der Grund meiner letzten Reise im März 2020 war nicht der Kork, sondern der Portwein und die faszinierende Stadt Porto.
Graham’s Portwein
Doch was unterscheidet den Portwein von einem „normalen“ Rotwein, was macht ihn so besonders? Portwein hat einen wesentlich höheren Alkoholgehalt (zwischen 18 und 21 %Vol.) als „normaler“ Rotwein, und er ist meist sehr süß (Ruby).
Jahrgangs-Portweine bauen diese Süße etwas ab und sind sehr fruchtig. Der hohe Alkoholgehalt wird erreicht durch den Benefício (die Vinierung), das Aufspriten des gärenden Mostes mit hochprozentigem Weinbrand oder Weindestillat. Auch eine geöffnete Flasche kann man dadurch auch einige Tage länger genießen. Ich muss zugeben, ich konnte mich erst seit zehn Jahren mit dem süßen Portwein anfreunden und habe mich nach vielen Verkostungen auf die Marke „Graham’s“ eingetrunken.
Dieses Haus gehört für mich zu den besten Portwein-Produzenten. Graham’s gehört der Familie Symington die noch einige Quintas auf ihrem Portfolio haben wie die bekannten Marken Dow’s, Warre’s, Cockburn’s u.a. Als Quinta bezeichnet man in Portugal ein Weingut. Während in anderen Weinanbaugebieten der Welt die Weingüter und die Kellereien in der Nähe der Weinberge angesiedelt sind, so liegen die Weinberge der Rebsorten, die für den Portwein verwendet werden im Tal des Douro, bis zu 100 Kilometer von Porto entfernt. Für die Portwein-Produktion sind rund 80 Rebsorten zugelassen. In den Kellern und Hallen der Stadt (Stadtteil Vila Nova de Gaia) reifen die Weine und werden von hier aus vermarktet und in alle Welt exportiert. Ich hatte mich mit einigen Freunden für eine Kellerführung und Verkostung bei Graham’s angemeldet. Hier führte uns die junge Deutsche Cecilia mit ihrem exzellenten Fachwissen detailliert in die Welt der Portweine und in die Philosophie von Graham’s ein.
Um es gleich vorweg zu nehmen: wir waren von allen Weinen begeistert – vom relativ jungen, fruchtigen Ruby (Verschnitt) bis zum gereiften 30 Jahre alten Tawny mit feinen Honigaromen und Noten von Trockenfrüchten. Er war schon mehrfach Testsieger bei diversen Vergleichstest (75 Euro).
Meine Verkostungsnotizen:
- Six Grapes Reserve Port, dunkelrot, in der Nase Kirsche, Brombeere, und Pflaume, sehr süß, auf der Zunge dezente Anklänge von Bitterschokolade, langer Abgang (15 Euro).
- Quinta dos Malvedos, 2006, exzellenter Jahrgangs-Port, duftet nach Schokolade und Gewürzen, am Gaumen Cassis, Pflaume, langer Nachhall (39 Euro).
- Besonders gut hat mir der 10 Jahre alte Tawny Port gefallen. Bernsteinfarben, gute Struktur, Komplex am Gaumen, Noten von Feigen, getrockneten Aprikosen, Nüssen und Honig, vollmundig, langer, fast cremiger Abgang (20 Euro).
- Elegant der 20 Jahre alte Graham’s Tawny Port. Rötliches orange-braun im Glas, in der Nase Trockenfrüchte, Walnuss, Orangenschale, auf der Zunge etwas flacher als sein 10 Jahre jüngerer Bruder, langer Abgang (55 Euro).
Ein Lunch mit bodenständigen Gerichten in einem der eleganten Restaurants macht für 105 Euro Freude (inkl. Wein), ein Stilton-Käse mit einem Glas Quinta dos Malvedos Vintage Port setzt den formidablen Schlusspunkt.
Aber die Stadt Porto hat viel mehr zu bieten, als „nur“ den Portwein. Aber man sollte gut zu Fuß sein: es geht bergauf, bergab, vom Bahnhof zur Bücherei, von Kirchen zur Kathedralen von Restaurant zu Restaurant. Mein alter Wahlspruch (den ich hier schnell vergesse) fiel mir wieder ein: Kirchen von außen, Restaurants von innen, Berge von unten…
Restaurant Escondidinho
Wer auf rustikales Ambiente steht, sollte einen Tisch im traditionellen Restaurant Escondidinho buchen. Es ist eng, laut und der Herren-Service gibt sich vornehm disdinguiert. Aber was auf den Tisch kommt hat mit Sterne-Gastronomie absolut nichts zu tun.
Die Portionen sind riesig, die Meeresfrüchte frisch, der Bacalhau saftig-glasig, alles überzeugt durch intensiven Geschmack – es ist einfach schmackhaft (ein Beschreibung die ich nicht mag, aber hier trifft sie zu).
Vogue Café
Eleganter geht es im Vogue Café im Hotel „Infante Sagres“ zu. Das Ambiente ist stylisch, das Publikum hip und jung, eine Location, die auch in Paris, London oder Hamburg Erfolg hätte.
Aus der Küche kommt Internationales, Barmaid Joana macht einen super Job an der Bar, mehrfach wurden ihre Cocktails schon ausgezeichnet.
Im Restaurant agiert souverän Carlos als kompetenter Restaurantchef. Am Wochenende legt ein DJ auf, die wechselnde Lightshow bringt das Disco-Feeling.
Restaurant DOP
Ü-30 People dinieren im Restaurant DOP von Starkoch Rui Paula in der Altstadt. Er ist der Superstar in Portugal, ein Strahlemann, immer gut drauf, TV-Kamera-orientiert, mit Witz und guter Laune.
Eine Melange zwischen Alfons Schuhbeck, Tim Mälzer und Steffen Henssler. Da uns der zugedachte Tisch nicht zusagt, werden wir nach dem Amuse Gueule an einen großen runden Tisch gebeten.
Auf den Tellern findet man gute Produkte, Bodenständiges, in opulenten Portionen, auf Sterneküche legt man hier keinen Wert. Zwei Michelin-Sterne hat Rui Paula in seinem Restaurant direkt am Atlantik.
Doch darüber mehr in der nächsten Folge meiner Reise. Wie auch über die Livraria Lello, eine der schönsten Buchhandlungen der Welt – Harry Potter lässt grüßen…
Wo bestelle ich im Internet die Portweine von Graham’s?
BOS FOOD Düsseldorf GmbH, Grünstraße 24c
www.bosfood.de. Telefon 02132 139 0 Montag – Freitag 9 – 18 Uhr
DOP Rui Paula
Palácio das Artes
Largo de S. Domingos 18
4050 545 Porto
Telefon 0351 222 014 313
Restaurante Escondidinho
Rua Passos Manuel 142
4000-382 Porto
Telefon 0351 22 200 1079πππ
Vogue Café
Rua de Avis 10
4050-075 Porto
Telefon 0351 223 398550π