Süditalien
Ich war gespannt, was passiert, wenn man mit Hardcore-Rotwein-Trinkern der früheren Toskana-Fraktion und Bordeaux-Connaisseuren in Süditalien unterwegs ist. Meine Freunde hatten schon vor vielen Jahren (auch mit Joschka Fischer) so manche große Flasche im „Gargantua“ in Frankfurt aufgemacht. Doch einmal in den Weinbergen, oder besser Weingärten, in Apulien unterwegs zu sein, war auch für sie vinologisches Neuland.
[wds id=“1179″] Foto: Wolfgang Ritter
Um es gleich vorweg zu nehmen, es wurde kein Concours d’Elegance der Rotweine, nein, eher ein Concours le Corps & Alcool. Bekanntermaßen sind die Rebsorten Primitivo und Negroamaro von der Sonne verwöhnt und schießen beim Alkoholgehalt häufig über das Ziel hinaus – Rotweine mit 17% Vol. Alkohol und 18 Gramm Restzucker sind keine Seltenheit. Mehr darüber nächste Woche im zweiten Teil meiner Reise.
[wds id=“1178″] Foto: Wolfgang Ritter
Wir hatten uns die Regionen Kalabrien, die Basilikata und Apulien in drei Tagen vorgenommen, was natürlich in einem nachhaltigen Wein- und Genuss-Marathon endete – anstrengend, aber schön und kalorienreich.
Pünktlich um 9.15 Uhr landete unsere Maschine in Lamezia Terme in Kalabrien. Ich war noch nie da, habe aber in 30 Minuten alles Wesentliche der Stadt gesehen, was mich interessiert (Castello Normanno di Nicastro). Unsere knappe Zeit wollten wir lieber in Tropea investieren, die pittoreske Stadt auf einer Felsklippe hoch über dem Meer. Sicher einer der schönsten Orte in Kalabrien, etwa 60 Kilometer südlich von Lamezia.
[wds id=“1177″] Fotos: Wolfgang Ritter
Die Stadt war mir bisher nur durch Korruption und Aktivitäten der Mafia (Ndrangheta) bekannt, aber jeder Koch und kulinarisch Interessierte kennt die Roten Zwiebeln aus Tropea. Sie sind süßlich, dezent im Geschmack und kommen in fast allen Gerichten der Region zum Einsatz. Natürlich auch verschwenderisch eingesetzt bei unseren Antipasti in Elias Ristorante im Zentrum.
[wds id=“1176″] Fotos: Wolfgang Ritter
Ich bedaure, dass wir nur kurz bleiben und fahren weiter Richtung Nord-Osten nach Crotone.
Die Straßen sind meistens schlecht, Querrinnen und Schlaglöcher wechseln sich ab. Unser Freund Peter hatte sich als Fahrer angeboten und avancierte nach der Reise zum automobilen Slalomspezialisten. In Crotone sind die meisten Restaurants noch geschlossen, Saisonbeginn ist erst Ende Mai, Anfang Juni.
[wds id=“1175″] Foto: Wolfgang Ritter
Doch wir haben Glück: Tessie, Patrone des Restaurants Gambero Rosso direkt am Strand, registriert unsere suchenden Blicke und bittet uns zu Tisch.
Das Restaurant ist leer, der Weinkeller (noch) voll, der Blick auf das Ionische Meer fantastisch, die erste Flasche Wein Appetit anregend (was bei uns aber selten erforderlich ist). Wir probieren u. a. einen 2016 Madre Goccia der Tenuta Iuzzolini. Die Flasche 2016 Terre Di Trezzi aus den Weinbergen von Strongoli / Kalabrien macht frisch-fruchtige Freude, der 2015 Greco Di Tufo kommt etwas reifer und opulenter daher. Auch Tessie, wie wir erfahren, eine Kanadierin, die der Liebe wegen den Erdteil gewechselt hat, macht unsere Weindegustation Freude.
[wds id=“1174″] Fotos: Wolfgang Ritter
Der Küchenchef läuft zur überschaubaren Höchstform auf, Antipasti, Pasta, Pizza und Meeresfrüchte haben ähnliches Niveau wie das rustikale Ambiente. Patron Sergio offeriert noch ein frisch gezapftes Bier – es ist wie ein Nachmittag unter Freunden. Unsere Reise geht weiter Richtung Nord-Osten. Ein Hotel hatten wir noch nicht gebucht, in der Annahme, in der Vorsaison sind genügend Zimmer frei. Was wir nicht wussten: die meisten Häuser hatten noch nicht geöffnet.
Doch Hermes und Merkur, die Götter der Reisenden (und auch der Diebe) leisteten Beistand und führten uns in das Resort Relais Capo Spulico.
In Sichtweite, direkt über dem Strand gelegen: das Castello Federiciano di Roseto Capo Spulico. Von Hunger und Durst waren wir wahrlich nicht geplagt, aber nach einem kurzen Blick in das romantisch illuminierte Innere der Burg einigten wir uns auf einen Teller Antipasti und ein Glas Wein. Doch wie heißt es so schön? Und erstens kommt es anders … und zweitens – kommt Roberto aus der Küche und annonciert auf deutsch seine Speisekarte … „Ich habe lange als Küchenchef bei ‚Rosati‘ in Düsseldorf gearbeitet“, ein Restaurant das uns bestens bekannt ist, und unsere kulinarische Askese außer Kraft setzte.
[wds id=“1173″] Fotos: Wolfgang Ritter
Apropos Wein: Alle Weißweine, die wir auf unserer Reise verkosteten, erschienen auf der Rechnung mit jeweils etwa 20 Euro pro Flasche, und waren durchaus gut zu trinken. Weiter geht es am nächsten Morgen Richtung Taranto. Silbrig schimmernde Olivenhaine, Feigenkakteen, rosafarbene Oleander und gepflegte Weingärten säumen die Straße und den Golfo di Taranto. Taranto empfängt uns mit qualmenden Industrieanlagen, petro-chemisch riechenden Raffinerien und Blick auf Zementfabriken und den wichtigen Handelshafen.
Wir lassen die Stadt der zwei Meere links liegen, Gallipoli ist unser nächste Ziel – die „schöne Stadt“ (ihr griechischer Name), auf der Felseninsel war sicher ein Highlight unserer Reise.
Die engen Gassen, die intime Atmosphäre (zumindest in der Vorsaison) der Hafen und der Blick auf das Meer sind unvergleichlich. Wo wohnt und isst man? Wer Glück hat, wohnt im Palazzo del Corso, doch die acht Zimmer sind fast immer ausgebucht. Doch was soll’s, auch ein Dinner im Restaurant Dolce Vita auf der Dachterrasse ist unvergesslich.
[wds id=“1171″] Fotos: Wolfgang Ritter
Südlich von Gallipoli kommen Hip Hop Dancer, Techno-Freaks und Beautiful People auf ihre Kosten. Im G-Beach Club, direkt am Strand geht jeden Abend voll die Post ab – man braucht sich vor Ibiza nicht zu verstecken.
[wds id=“1172″] Fotos: G-Beach Club
Wir machen noch einen Abstecher nach Savelletri, kurz vor Monopoli.
Direkt am Meer liegen die super Ressorts Borgo Egnazia, Masseria Domenico, Masseria Torre Coccaro und einige mehr.
[wds id=“1170″] Fotos: Wolfgang Ritter / Borgo Egnazia
Sehr stilvolle Hotels, meist in historischen Palais – hier wohnt man nicht, man residiert. Alle mit Pool, Strandbar und exzellenten Restaurants.
[wds id=“1169″] Fotos: Wolfgang Ritter
Wir entscheiden uns noch für einen mediterranen Snack in der Pescheria 2 Mari direkt in Savelletri.
Hier gibt es nur Pesce crudo, also roher Fisch und Meeresfrüchte. Alles was auf den Tisch kommt, wurde nur wenige Stunden vorher aus dem Meer gefischt – Thunfisch und Schwertfisch, als Tatar zubereitet, violette Garnelen, Carpaccio von der Zahnbrasse, Seeigel und Tintenfische.
[wds id=“1168″] Fotos: Wolfgang Ritter
Es geht weiter nach Lecce, dem historischen Zentrum der Halbinsel Salento.
Wir wohnen im Grand Hotel Patria Palace in bester Lage in der Altstadt von Lecce (90 Euro inkl. Frühstück!). Die barocke Universitätsstadt mit ihren Kirchen (Sant’Irene, San Matteo, Basilika Santa Croce) und dem beeindruckenden Dom Sant’Oronzo hat viel zu bieten. Highlight im Zentrum der Stadt: das Teatro Romano, dem einzigen römischen Amphitheater in Apulien. Man wird erschlagen von so viel Architektur und Lebensfreude.
[wds id=“1167″] Fotos: Wolfgang Ritter
Doch bei uns steht wieder das Thema Esskultur auf dem Programm: Wir versuchen auf gut Glück einen Tisch in der der Osteria degli Spiriti zu bekommen, was uns auch gelingt.
Das Ambiente ist rustikal-elegant, die Küche regional orientiert, die Preise moderat. Süditalien ist eben nicht San Remo, Portofino oder die Toskana. Ein Besuch in Manduria ist für Weintrinker Pflicht, hier sind der Primitivo di Manduria und der Negroamaro zuhause.
[wds id=“1166″] Fotos: Wolfgang Ritter
Im Museo della Civilta del Vino Primitivo kann man verkosten, was die Region zu bieten hat.
Was ich noch nie in einer Kellerei gesehen habe: Aus fünf Zapfsäulen wird, wie an einer Tankstelle, der Wein in Kanister gezapft. Der Liter Rotwein (mit 17% Alk.) kostet 1,30 Euro, an der Autobahn haben wir für einen Liter Benzin 1,70 Euro bezahlt …
[wds id=“1165″] Fotos: Wolfgang Ritter
Wie eingangs erwähnt: mehr über alle wichtigen Rebsorten, die Stadt Bari und die Trulli, die Wahrzeichen Apuliens nächste Woche.
Elios Ristorante
Corso Vittorio Emanuele
89861 Tropea
+39 338 8258135
eliosristorante@gmail.com
www.eliosristorantetropea.altervista.org
Gambero Rosso
Viale Gramsci Antonio
88900 Crotone
+39 962 26485
Dolce Vita /
Hotel Palazzo del Corso
Corso Roma, 145
73014 Gallipoli
+39 833 264040
info@hotelpalazzodelcorso.it
www.hotelpalazzodelcorso.it
Borgo Egnazia
Localita‘ Savelletri
72015 Fasano
+39 80 2255000
www.borgoegnazia.com
Masseria Torre Coccaro
Contrada Coccaro, 8
72015 Savelletri di Fasano
+39 80 4829310
info@masseriatorrecoccaro.com
www.masseriatorrecoccaro.com
Pescheria 2 Mari
Piazza Amati 8
72015 Savelletri Brindisi
+39 80 4829161
info@pescheria2mari.it
www.pescheria2mari.it
Patria Palace Hotel
Piazzetta Riccardi, 13
73100 Lecce
+39 832 245111
info@patriapalace.com
www.patriapalace.com
Osteria degli Spiriti
Via Cesare Battisti, 4
73100 Lecce
+39 832 246274
info@osteriadeglispiriti.it
www.osteriadeglispiriti.it
Museo della Civilta
del Vino Primitivo
Via Fabio Massimo, 19
74024 Manduria
+39 99 9735332
info@museodelprimitivo.it
www.museodelprimitivo.it