Wachau
Ich habe die Wachau schon häufiger besucht, und ich liebe diese Region zwischen Melk und Krems an der Donau, etwa 80 Kilometer vor Wien gelegen. Im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, verzaubert die Marillenblüte (Aprikosen) und überzieht die Obstgärten mit einem duftig-weißen Schleier. Im Sommer präsentieren sich Wiesen und Weingärten in satten Grün-Nuancen und die Donau spiegelt den azurblauen Himmel wieder.
Doch der Herbst 2017 übertrifft alles!
Die Sonne verwöhnt mit hochsommerlichen Temperaturen und die Weinberge leuchten in verschwenderischen Farben. Aber die noch gut im Laub stehenden Weinberge sind nicht nur wunderschön anzuschauen, der Jahrgang 2017 soll nach Aussage der Winzer herausragend werden. Spitzenwinzer Lucas Pichler: „Wir sind sehr zufrieden, und haben sehr hohe Mostgewichte. Aber wir müssen aufpassen, dass die Weine nicht zu wenig Säure und zu viel Alkohol bekommen“.
Viele Weine in der Wachau liegen dieses Jahr im oberen, also im Smaragd Bereich. Doch was bedeutet das?
Die Vinea Wachau, ein Zusammenschluss von über 200 Wachauer Winzern hat eine eigene, vom restlichen Österreich abweichende Klassifizierung festgelegt:
Steinfeder ist die Bezeichnung für leichte, duftige Weine mit maximal 11,5 Vol.-% Alkohol. Als Federspiel werden Weine mit einem Alkoholgehalt von 12,5 Vol.-% bezeichnet, das entspricht in Deutschland etwa dem Kabinett-Bereich. Das Prädikat Smaragd erhalten Weine ab 12,5 Vol.-% Alkohol, was der deutschen Klassifizierung Spätlese entspricht. Die Weine sind besonders hochwertig und immer trocken ausgebaut. Einige von ihnen gehören zur Weltspitze, wie die Rieslinge und Grünen Veltliner von F.X. Pichler in Oberloiben, Emmerich Knoll in Unterloiben oder Franz Hirtzberger in Spitz. Der Name Smaragd kommt übrigens von den Smaragd-Eidechsen, die sich auf den warmen Steinterrassen sonnen.
Foto: Wolfgang Ritter
Auch jeder noch so anspruchsvolle Connaisseur findet in der Wachau „seinen“ Wein, die Weinkeller in den romantischen Gasthöfen und Restaurants sind bestens bestückt! Auch die Speisekarten erfüllen hohe und höchste Ansprüche (über das Landhaus Bacher in Mautern schreibe ich in der nächsten Folge meiner Reise).
Und wo wohnt man in dieser kleinen und bezaubernden Region?
Es gibt über 150 Hotels, Landgasthöfe und Pensionen, doch rechtzeitiges Reservieren ist vor allem in der Hochsaison anzuraten. Am schönsten wohnt man sicher im Schlosshotel Dürnstein, hoch über der Donau gelegen. Doch was heißt hier wohnen? Hier residiert man. Hochherrschaftlich. Fürstlich. Das Schloss wurde in den Jahren 1622-1630 erbaut und ging 1937 in den Besitz der Familie Raimund Thiery über.
Was damals begann, führte Sohn Johann und seine Frau Rosemarie mit großem Enthusiasmus fort. Sie bauten um, erweiterten, verschönerten, renovierten, modernisierten, ohne das kulturelle Erbe zu verfälschen oder aufzugeben. Die so genannten „Prädikate“ stylish, trendy oder modisch sind hier fehl am Platze. Das Schlosshotel ist eine wohltuende historische Ikone in unserer schnell vergänglichen Modernität.
Heute führen Christian Thiery und seine Schwester Maria-Katharina das Hotel. Seit Mai 2016 gibt es die historische Villa Schönthal, das neue Gästehaus, nur wenige Schritte vom Schloss entfernt. Privat wohnen, 5-Sterne-Service genießen. Das Schlosshotel Dürnstein gehört zu den schönsten Destinationen der exklusiven Hotelgruppe Relais & Chateaux.
Ich habe für zwei Nächte im Schloss gebucht, und fühle mich in meinem Gemach wie ein Ritter der Tafelrunde.
Im eleganten Restaurant macht mir die Speisekarte Freude. Der Küchenchef schöpft aus dem reichen Fundus der K.u.k.-Küche, aber auch Vegetarier müssen nicht auf fleischlosen Genuss verzichten. Ich starte in den Abend mit gebeiztem Saibling und Zander, dann genieße ich Beef Tatar mit Cognac Schaum.
Das 1/2 Backhendl mit Kartoffelsalat ist saftig und kross, dem angebotenen Palatschinken mit köstlichem Marilleneis kann ich nicht widerstehen, der hauseigene Riesling, aus der Magnumflasche eingeschenkt, ist frisch-fruchtiger Begleiter. Auf der Rechnung stehen für das 5-Gänge-Menü 68 Euro – der Schlossherr kalkuliert gastfreundlich. Seine Devise: fürstlich speisen, bürgerlich bezahlen.