Bisher war Barcelona „meine“ Stadt in Spanien. Doch nach meinem ersten Besuch in Sevilla ist die Hauptstadt von Andalusien gerade dabei, der katalanischen Metropole den Rang abzulaufen. Dabei weiß ich nicht, was mich in Sevilla am meisten fasziniert. Sind es die prachtvollen Kirchen, Klöster und Paläste, die Plätze wie die Plaza de España, die pittoreske Altstadt mit ihren engen Gassen, oder ist es die Lebensart der Sevillanos und Sevillanas, so werden die Bewohner der Stadt genannt.
Ihr Leben findet mehr oder weniger auf den Straßen und Plätzen statt. Auch ich lasse mich anstecken, sitze in einem Café auf der Plaza de San Francisco vor dem Rathaus und genieße bei einem Wermut von Lustau das pulsierende Leben. Japanische Reisegruppen, wie überall treten sie in Handy-Horden auf, werden mit einem Guide zur Kathedrale gelotst.
Unübersehbar der Giralda-Turm, ursprünglich 1184 als Minarett gebaut, heute ist der Kirchturm mit einer Höhe von 104 Metern eines der Wahrzeichen von Sevilla. Die Kathedrale mit fünf Seitenschiffen ist die größte gotische Kirche der Welt. Auch ich mache mich mit meinen Freunden auf den Weg, bleiben aber in der Tapas-Bar Maestro Marcelino in der Hernando Colón hängen.
Es ist 18 Uhr, die ideale Zeit für ein Glas Sherry, Oliven und eine Iberico-Schinken-Degustation. Der Deutsch-Andalusier Jose aus Stuttgart serviert uns Serrano, den Schinken vom weißen Schwein und Pata negra Bellota vom schwarzen Schwein. Der Bellota ist die höchste Qualität und auch entsprechend teuer. Wer sein Geschmacksbild aber mit italienischem, mildem San Daniele- oder Parma-Schinken geprägt hat, muss sich erst an die leicht faserige Struktur gewöhnen. Einzigartig aber der intensive, würzig-nussige aromatische Geschmack. Wir verschieben den Besuch der Kathedrale auf den nächsten Tag und lassen uns ziellos durch das malerische Viertel Santa Cruz treiben.
Das ehemalige Judenviertel mit seinen engen Gassen, weiß getünchten Häusern, bezaubernden Plätzen, Geschäften und Restaurants fasziniert bei Tag und Nacht. Man ist fast überfordert, kein Wunder, Sevilla hat die flächenmäßig größte Altstadt Europas. Wer sich mit dem Auto in das Labyrinth hineinwagt sollte die Außenspiegel einklappen. Die engen Gassen mit dem Kopfsteinpflaster wurden im Mittelalter so konzipiert, dass zwei Esel aneinander vorbei kommen. Wir schlendern über die Brücke Puente de Isabel II und landen auf der anderen Seite des Guadalquivir im Barrio de Triana.
In den Kneipen und Spelunken des früheren Zigeuner- und Arme-Leute-Viertels wurde zum Beginn des 19. Jahrhunderts auch zum ersten Mal Flamenco getanzt. Aber auch Cádiz und Jerez de la Frontera nehmen die Urheberrechte für diesen leidenschaftlichen Tanz für sich in Anspruch. Für den Fischmarkt Mercado de Triana ist es zu spät, für eine Flamenco-Show zu früh. Folglich entscheiden wir uns für das Restaurant „Casa Cuesta“ in der Calle Castilla 1.
Casa Cuesta – eine der besten Tapas Bars von Sevilla
Die Tapas und der Schinken sind sehr gut, aber auch die Hauptgerichte fanden unseren Beifall. Angeboten wird, wie auch in vielen anderen Restaurants, z.B. ein Schweinefilet als Tapa-Portion 3 Euro, als halbe Portion 8,50 Euro und als ganzes Gericht 14 Euro. Das T-bone Steak für 2 Personen kostet 48 Euro, allerdings sollte man sich schon auf sündige 1,1 Kilo Fleischeslust einstellen!
AZ-ZAIT – Edel und kreativ
Ganz anders die Situation im Edel-Restaurant AZ-ZAIT auf der Plaza San Lorenzo in der Nähe des Zentrums und der Alameda. Hier wird gepflegt diniert, aber nicht abgehoben zelebriert. Ich freue mich an frisch gestärkten Stoffservietten und an einer dezenten Geräuschkulisse.
Der Chef Antonio Conejero selbst annonciert am Tisch die Menüs. Auf der Speisekarte ist vermerkt, wie lange der Genuss-Parcour mit Sechs- oder Acht-Gängen dauert. Wir entscheiden uns für das 6-Gänge Menü, für das etwa 1,5 Stunden vermerkt waren. Das Menü kostet unglaublich günstige 38 Euro, wir waren restlos begeistert.
Herausragend das perfekt gegarte und getrüffelte Onsen-Ei, wie auch der Stockfisch Bacalao auf Trüffel-Kartoffelpüree und Portweinsauce. Mit zwei Flaschen Wein (sehr gute Albariños) standen für vier Personen 220 Euro auf der Rechnung.
Ein Michelin-Stern hätten wir dem Restaurant in unserem Resümee einstimmig verliehen.
Den Midnight-Cup nehmen wir noch an der Bar auf der Dachterrasse im Boutique Hotel Fontecruz. Hier treffen sich die Jeunesse dorée von Sevilla, Hausgäste und Touristen (ohne Rucksack).
Nach einem langen Tag zeigt die Health App auf meinem Handy 12000 Schritte und 7,2 Kilometer Tagesleistung an – mein Internist wäre zufrieden mit mir.
PS: Meine Eindrücke im Königspalast Alcázar, weitere Adressen von guten Restaurants und Tapas Bars, mein Kurztrip nach Cadiz und Jerez de la Frontera in der nächsten Folge meiner Reise.
Casa Cuesta
Calle Castilla 1
41010 Sevilla
Telefon +34 954 33 33 35
Restaurant AZ-Zait
41002 Sevilla
Plaza San Lorenzo 1
Telefon +34 954 90 64 75
Maestro Marcelino
Calle Hernando Colón 1
41004 Sevilla
Telefon +34 673 723 122
Fontecruz Sevilla
Calle Segovias 6
41004 Sevilla
Telefon +34 954 22 94 95