Berlin
Fünf Fußminuten vom Berliner Nacht-Kummulationspunkt, dem quirligen Schlesischem Tor entfernt, wird die Köpenicker Straße schnell dunkler und menschenleerer. Genau in dieser zunächst unspektakulären Umgebung gedeiht aber das Berliner kreative Leben am besten. Und im ‚Restaurant Richard‘ konzentriert sich noch dazu die bewegte Berliner Geschichte in fulminantem Ambiente.
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Nach der Jahrhundertwende traf sich in diesen Räumlichkeiten im ‚Köpenicker Hof‘ einst das Offizierskorps Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. Auf der anderen Straßenseite lag damals eine Kaserne. Bereits in den 1920er Jahren wurde auch Joseph Goebbels auf dieses Lokal aufmerksam, kam in immer größerer Entourage und blieb immer länger, später als Reichspropagandaminister oft begleitet von den bekanntesten Schauspielerinnen des Landes. Und in den 1930er Jahren feierte Hermann Göring hier lange Berliner Nächte. Für seine großen Sausen musste sogar noch auf den Ballsaal im ersten Stock erweitert werden. In der Nachkriegszeit entdeckte sowohl die linke alternative Szene, als auch die Yuppies diesen Platz als Nacht-Treffpunkt.
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Mehrere Betreiber wechselten in kurzen Abständen, ohne ein nachhaltiges auch wirtschaftlich tragbares Konzept hervorzubringen, zu oft musste wohl auch angeschrieben werden. Als der Schweizer Koch Hans Richard das erste Mal die großzügigen Räumlichkeiten sah, die hier ungenutzt brachlagen, war es um ihn geschehen. Nach aufwendigsten, mit viel Fingerspitzengefühl ausgeführten Renovierungsarbeiten, hauchte er diesem Berliner geschichtsträchtigen Ort wieder Leben ein. Maßgeschneiderte Sitzbänke, Tische die sich in ihrer edlen Schlichtheit von dem opulenten Deckenstuck und den mondänen Kronleuchtern absetzen üben nun einen grandiosen Reiz auf den Besucher und Gast aus. Kunstwerke von Nikolaus List, Pierre Lossowski und Raymond Petition, die der studierte Maler Richard ausgewählt hat, verzaubern das Restaurant in eine Kunstgalerie.
Während der Berlinale schätzt auch die Film-Prominenz dieses Kunstambiente, wenn sie sich in einem diskreteren Rahmen als im ‚Borchardt‘ treffen will. Neben dem hervorragendem Essen, das sich an der französischen Küche inspiriert, gibt es daher viele Gründe hier länger zu verweilen. Oder wie es Hans Richard ausdrückt: „Wir kochen mit einem neugierigen Blick nach Paris, wo die zeitgenössische Haute Cuisine besonders traditionell und herzhaft ist, ohne sich der Avantgarde zu verschliessen.“ Es macht daher durchaus Sinn, dass im Richard nur ganze Menüs bestellt werden können. Und auch der Preis stimmt. So kostet ein vier Gang Menü im ‚Richard‘ zum Beispiel EUR 58.
Restaurant Richard
Köpenicker Straße 174
10997 Berlin-Kreuzberg
+49 30 49207242
rsvp@restaurant-richard.de
www.restaurant-richard.de