Neapel
Die Entscheidung ist schnell gefallen: In München regnet es, es ist kalt, die Gesichter der Passanten und der Himmel sind grau und ohne Heizung gibt es keine Wärme. Ganz anders in Neapel: es ist warm, die Sonne scheint, man flaniert am Hafen oder auf der Promenade am Meer. Auch am 17. November sitzt man draußen, genießt seinen Lunch, oder trinkt seinen Kaffee auf den Terrassen der zahlreichen Cafés und Restaurants an der Via Partenope.
Apropos Kaffee, er ist in Neapel wirklich außergewöhnlich gut, egal wo man ihn auch bestellt – die Neapolitaner behaupten ja, es ist der beste der Welt.
Wie dem auch sei, in einer einfachen Pizzeria ist der Kaffee nicht schlechter als im eleganten Gran Caffè Gambrinus an der Piazza Trieste e Trento und Piazza Plebiscito. Das Café im Stil der „Belle Époque“ mit kunstvollen Malereien, Stuck und Marmor wurde zu meinem bevorzugten Frühstückszimmer während meines kurzen Aufenthalts. Wie überall in Italien gilt auch hier: An der Theke zahlt man im Stehen für einen „kurzen“ Espresso etwa einen Euro, auf der Terrasse oder im Café in gemütliche Polster versunken kostet er mehr als das Dreifache.
Aber schließlich sitzt man im Gambrinus in einem der ältesten und berühmtesten Cafés Italiens, in dem auch schon Oscar Wilde und Ernest Hemingway ihr Dolce Vita genossen.
Die hausgemachten „Dolci“, die typischen neapolitanischen Pasticcini wie Babá und Vesuvio, oder die unvergleichlichen Schokoladenkreationen sind nicht nur eine Sünde wert. Das „Sündenregister“ nach drei Tagen Neapel zeigt sich Zuhause in gewichtigen Zahlen auf der Waage.
Mein Hotel, oder besser gesagt meine Unterkunft Maison Toledo 210 lag nur wenige Schritte vom Café entfernt in der Galleria Umberto I an der Shoppingmeile Via Toledo.
Sehr gepflegt, frisch renovierte Zimmer mit herzlichen Gastgebern. Ideale Lage zum Shoppen, zum Hafen oder zur Via Partenope, der Strandpromenade mit unzähligen Restaurants. Wie überall in der Welt wird man an solch exponierten Stellen von mehr oder weniger aufdringlichen Mitarbeitern zu einem Besuch „ihres“ Restaurants fast „genötigt“.
Ich entscheide mich für das Antonio & Antonio und bin mit dem Gebotenen durchaus zufrieden.
Ein Tisch in der Sonne direkt an der Promenade, dazu Pasta Paccheri Primavera mit Mozzarella, eine halbe Flasche Weißwein, ein Falanghina für 10 Euro, den Golf von Neapel, das Castell dell’Ovo und den Vesuv im Blick – man kann seine Novembertage auch freudloser verbringen. Auch in der Pizzeria Regina Margherita an der Promenade schmeckte die Pizza, eine halbe Flasche Weißwein und eine Flasche Aqua Minerale stehen zusammen für 19 Euro auf der Rechnung.
Natürlich ist ein Besuch in einer der ältesten Pizzerien, „Brandi“ Pflicht, hier gibt es Pizza schon seit 1889.
Auch hier wieder, trotz hoher Touristen-Frequenz, gemäßigte Preise. Eine Pizza, eine halbe Flasche Wein, eine Flasche Wasser und man ist mit 20 Euro dabei. Die Pizza bestimmt den Speiseplan und das kulinarische Leben der Stadt. Sehr beliebt: frittierte Pizzen, die man aus der Hand isst. Der Tenor Enrico Caruso, einer der bekanntesten Söhne der Stadt, sagte einmal: „Eines Tages werde ich nach Neapel zurückkehren, weil es meine Heimat ist, die ich liebe – aber nicht um zu singen, sondern um Pizza zu essen“.
Aber es gibt auch ein Leben ohne Pizza, wenn man Fische und Meeresfrüchte fangfrisch auf dem Teller haben kann.
Auf Empfehlung einer Münchener Modedesignerin, die ihre Kollektion in Neapel zusammenstellt, und quasi „alles“ kennt, buchte ich einen Tisch im „Ristorante Da Dora“, und war begeistert von der Küche. Das Restaurant ist schwer zu finden – und noch schwerer ist es einen Tisch zu bekommen. Das Ambiente ist bescheiden, das Gebotene auf den Tellern geradezu überbordend: sautierte Muscheln, Meeresfrüchte-Risotto, Spaghetti mit Seeigel, Schwert- und Tintenfisch in absoluter Frische oder Hummer und Langusten perfekt gebraten.