Lissabon
Für alle, die diesen Text vielleicht nicht bis zum Ende lesen, möchte ich das Fazit meiner Reise gleich an den Anfang stellen: Lissabon gehört für mich zu den schönsten Städten der Welt. Wie Rom und Istanbul wurde auch Lissabon auf sieben Hügeln gebaut – anscheinend eine gute Voraussetzung, um zu den schönsten Metropolen der Welt zu gehören.
Doch nicht zu vergessen: Auch Bamberg wurde auf sieben Hügeln gebaut! Über Zwei Millionen Touristen besuchen jährlich Lissabon, die faszinierende Stadt an der Mündung des Tejo. 2017 werden es sicher noch einige mehr werden, Lissabon ist die Iberoamerikanische Kulturhauptstadt 2017. Auch für die GOURMINO EXPRESS Redaktion ein Grund, die Stadt dieses Jahr noch einige Male zu besuchen.
Doch was macht die Faszination dieser Stadt aus?
Sicher ist es die Atmosphäre der unterschiedlichen Viertel, der Unter- und der Oberstadt, der Baixa und dem Chiado und Bairro Alto. Die Gegensätze mit dem morbiden Charme der bröckelnden Fassaden, dem Auf- und Ab der engen Gassen und Treppen und den prunkvollen Palästen und Plätzen.
Sie erinnern an die Pracht vergangener Zeiten, als Lissabon noch ein Zentrum des Welthandels war. Heute begeistern die futuristischen Zeugnisse der bedeutendsten Architekten unserer Zeit: der Bahnhof Gare do Oriente von Santiago Calatrava oder die 17 Kilometer lange Vasco da Gama Brücke, die längste Brücke Europas.
Doch mich zieht es, meinen sinnenfreudigen Neigungen nachgebend, in das Bairro Alto, dem Ausgehviertel der Stadt.
Hier gibt es alles, was das hungrige Touristenherz begehrt: trendige, stylische Läden wie Sushi- und Portweinbars, afrikanische und brasilianische Clubs, laute Diskotheken und natürlich traditionelle Fado Lokale, in denen mit leidenschaftlicher Hingabe von Herz und Schmerz gesungen wird. Hier erlebt man, dass Lissabon schon immer ein Schmelztiegel der Kulturen war, was man auch in den Töpfen riechen und schmecken kann. Auch in den Hotels der Oberstadt kann man sehr gut und preiswert essen, wie im schicken „Flores“ im Bairro Alto Hotel.
Ich entscheide mich für das „Bairro do Avillez“, ein angesagtes Szenerestaurant von 2-Sternekoch José Avillez, einem der bekanntesten Köche des Landes.
Wir – ich war mit Peter Julius, dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Tafelkultur unterwegs – nehmen 30 Minuten Wartezeit in Kauf und bekommen einen 80 x 80 Zentimeter großen Tisch zugewiesen. Der Service ist aufmerksam und freundlich, fein geschnittener Schinken und Oliven lassen nicht lange auf sich warten. Die servierten Gerichte sind portionsmäßig übersichtlich: Ceviche de Tremocos, Bacalhau mit Zwiebelcreme, pikante Cornettos, perfekt gebratene Gambas bis zu einem Ausflug in die Molekularküche – herb-säuerliches Olivengelee. In Deutschland undenkbar: Geduldig stehen die Menschen abends um Zehn eine halbe Stunde an, um einen Tisch zu bekommen. Wir nehmen noch einen Espresso im Café a Brasileira, dem berühmtesten Café Lissabons, im Baixa-Chiado.
Wer wenig Zeit hat, macht einen Abstecher in die alte Markthalle, den Mercado da Ribeira – „Time Out“.
Hier haben die besten Köche von Lissabon einen Ableger ihrer Restaurants. Man bedient sich selbst, Touristen und viel junges, studentisches Publikum genießen an hohen Holztischen alle Facetten der portugiesischen Küche. Wer nur den tranig-muffigen Geschmack von Stockfisch auf der Zunge hat, wird hier eines Besseren belehrt (bis 24 Uhr geöffnet).
Wir machen noch einen kurzen Abstecher in das neue Monte Mar, direkt am Tejo.
Es ist die City-Depedance des Monte Mar von Cascais. Sehr stylisch, gut wie das Original, aber nur fünf Minuten von der Markthalle entfernt. Hier muss man die Krebs-Rilette probieren, Krebsfleisch als Paste, pikant abgeschmeckt. Die Weine sind, wie überall in Portugal frisch-fruchtig und für deutsche Verhältnisse sehr gastfreundlich kalkuliert.