Kreta
Für Sonnen- und Strandhungrige Mitteleuropäer ist Kreta das ideale Reisziel. Mit 300 Sonnenstunden im Jahr und Temperaturen über 30 Grad Celsius kann da unser etwas launischer Sommer dieses Jahr nicht mithalten. Dazu noch über 1.000 Kilometer Küstenlinie mit verträumten Buchten, weißen Stränden und schroffen Felsformationen. Doch Kreta hat noch mehr zu bieten: Wanderer, Biker und Kletterer reisen ins Landesinnere mit seinen tiefen Schluchten (Samaria Schlucht!) und bis zu 2500 Meter hohen Bergen. Ich gehöre keiner dieser Kategorien an, und buche lieber Wellness & Spa am Meer. Bei Booking.com finde ich das 5-Sterne-Resort Cretan Pearl Resort & Spa in der Nähe von Chania. Für zwei Übernachtungen werden für zwei Personen 160 Euro inkl. Frühstück abgebucht. Da kann man nicht meckern, allerdings ist das Hotel mit fünf Sternen, sagen wir, wohlwollend bewertet. Wie diese Bewertung zustande kommt, kann man nur ahnen, aber man kennt ja die Spielregeln der Helenen.
Aber der Reihe nach: Mit Condor fliegen wir ab München morgens um sechs Uhr nach Heraklion.
[wds id=“694″] Foto: Wolfgang Ritter
Ankunft um 9.30 Uhr, eine Stunde Zeitverschiebung. Einen Mietwagen hatte ich bei autocandia (Schalter 26, 150 Euro) gebucht und direkt am Flughafen Terminal in Empfang genommen. Ein kleiner Fiat Panda reicht für drei Tage und die 150 Kilometer nach Chania. Wir lassen die Hauptstadt Heraklion links liegen und fahren in Richtung Westen. Es ist eine schöne Strecke entlang der Küste und durch die Berge mit Panoramablick auf das kretische Mittelmeer. Es sind kaum Fahrzeuge unterwegs, überholt wird auch bei durchgezogenem Mittelstreifen, aber das ist ja in südlichen Ländern fast die Regel. Riesige Oleanderbäume in voller Blüte säumen die Straße, und auf den ausgetrockneten Hängen der Hügellandschaft flimmern die silbern glänzenden Blätter der Olivenbäume im Wind. Die Sonne zeigt sich schon morgens um Zehn von ihrer besten Seite und verwöhnt uns mit 25 Grad Celsius.
[wds id=“695″] Foto: Wolfgang Ritter
Wir machen auf halber Strecke nach 70 Kilometern halt und suchen einen Parkplatz in Rethymno – was uns auch nach einiger Zeit gelingt. Ich habe das Gefühl, alle Touristen der Insel hatten heute die gleich Idee wie wir. Was nicht verwundert, Rethymno und Chania sind die schönsten Städte von Kreta. Und wahrhaftig, der alte venezianische Hafen mit seiner Promenade und den gefühlten 100 Tavernen um das Hafenbecken ist eine Augenweide. Doch wo will man bei diesem Angebot an Restaurants sitzen? Man kann kaum drei Schritte gehen ohne von den mehr oder weniger aufdringlichen Mitarbeitern angesprochen zu werden. Die meist in Folie eingeschweißten Speisekarten werden einem fast unter die Nase gehalten, doch das ist überall auf der Welt so, wo Touristen das Geld abgenommen werden soll, ob vor den Restaurants unter der Galata Brücke in Istanbul, in Thailand oder auf der Reeperbahn in Hamburg.
[wds id=“696″] Foto: Y. Skoulas
Wir entschieden uns für das Cavo d’Oro, wo das Personal in der Akquise etwas dezenter war. Ich hatte meinen kulinarischen Anspruch in dieser Umgebung stark reduziert, wurde aber angenehm überrascht:
Die Linguine mit Languste waren perfekt, besser können es die Italiener auch nicht – dass so ein Teller nicht gerade billig ist, war mir klar, aber dafür hat man auch einen Logenplatz mit Blick auf den malerischen Hafen.
[wds id=“698″] Fotos: Wolfgang Ritter / D. Rozaki
Schweren Herzens machten wir uns auf die letzten 70 Kilometer Richtung Stavros/Chania. Doch das Cretan Pearl Resort zu finden war nicht ganz leicht – ohne Navigationshilfe kann die Suche schnell zu einer Odyssee werden. Auch die ausgedruckte Routenbeschreibung von Booking.com war wenig hilfreich, da Straßen-Bezeichnungen in diesem Küstenbereich eher selten sind. Aber mit Hilfe eines überaus freundlichen, ortskundigen Kreters konnten wir dann doch gegen 16 Uhr einchecken.
[wds id=“697″] Fotos: Wolfgang Ritter
Das Hotel strahlt in blendendem Weiß, die ganze Hotelanlage mit den 70 Zimmern und Bungalows macht einen durchaus gepflegten, aber wie schon erwähnt, keinen 5-Sterne-Eindruck. Das Zimmer groß und sauber, wenn auch hellhörig, auf den Matratzen schläft man den Schlaf der Gerechten, das Bad in Kobaltblau mit XL-Regendusche erfüllt funktionell auch XL-Wünsche, und der Balkon überrascht mit weitem Meerblick. Das Highlight des Cretan Pearl Resort ist die gepflegte Salzwasser-Pool-Landschaft mit bequemen Chill-Out-Lounges, komfortablen Liegen und einem weiten Blick auf das Meer.
[wds id=“700″] Fotos: Wolfgang Ritter
Die passende Lektüre in dieser Umgebung ist natürlich der Roman Alexis Sorbas von Nikos Kazantzakis. Nur wenige Kilometer vom Hotel entfernt wurde in einer Bucht in der Nähe von Stavros die weltbekannte Sirtaki-Tanzszene mit Anthony Quinn und Alan Bates gedreht.
Der Film wurde 1964 mit drei Oscars ausgezeichnet und Sirtaki ist seitdem weltweit ein Begriff, obwohl er ursprünglich nicht aus Kreta stammt.
[wds id=“701″] Foto: Alexis Sorbas
Für das Abendessen hatte ich einen Tisch auf der Terrasse reserviert, und bestellte nach einem kurzen Blick auf das Buffet lieber à la carte. Die Vorspeisen, das Kaninchenragout und das gegrillte Lachsfilet in Zitronensauce waren ordentlich, griechische Lebensfreude kam aber auch nach der zweiten Flasche Rosé nicht auf – Aber als Sundowner erfüllte der Tempranillo Pavlidis Estade für 24 Euro durchaus seinen Zweck. Am nächsten Morgen noch einige 25-Meter-Bahnen im Pool und dann weiter ins 15 Kilometer entfernte Chania. Mir hat schon Rethymno sehr gut gefallen, aber von Chania war ich wirklich begeistert mit seinen engen Gassen und der venezianisch-türkischen Architektur. Wie in Rethymno ist auch hier der venezianische Hafen der absolute Touristenmagnet.
Ich fühlte mich fast wie in Portofino in Ligurien, aber ohne exklusive Yachten, und beautiful People. Aber wer braucht die hier schon …
[wds id=“699″] Foto: Wolfgang Ritter
Wieder stehen wir vor der schwierigen Entscheidung, welches Restaurant wählen wir für unseren Lunch? Wie an einer Perlenkette auch hier: Taverne an Taverne, Shop an Shop. Von allen Plätzen hat man einen herrlichen Blick auf den Hafen und die flanierenden Urlauber. Die Entscheidung ist schnell gefallen: rotkarierte Tischdecken und türkisblaue Stühle laden in der Amphora Taverna zum deftigen Essen und Genießen ein. Ein Pita Brot, griechischer Bauernsalat, Zaziki, gegrillter Oktopus, Kalamata Oliven, eine üppige Mousaka, Bohnen und Okra in Tomatensauce und dazu ein frisch gezapftes Amstel Bier – hier lässt es sich leben – auch ohne die höheren Weihen der Gourmandise.
Für wirtschaftliche und politische Probleme gibt es hier keinen Platz – zumindest scheint es so, wenn man die vollen Restaurants und gut gebuchten Hotels sieht.
[wds id=“702″] Foto: Wolfgang Ritter
Wir fahren zurück Richtung Flughafen Heraklion. Ein kurzer Blick in das Zentrum von Heraklion bestätigt die Entscheidung den Focus auf Rethymno und Chania zu setzen. Mehr kann man in drei Urlaubstage nicht reinpacken. Da bleibt wenig Zeit für Kunst und Kultur der römischen, byzantinischen, muslimischen und osmanischen Vergangenheit. PS: Dialog eines deutschen Ehepaares am Flughafen: „Schön und heiß war’s – die Bouzuki hat toll geschmeckt, und was haben wir Zaziki getanzt …“
Herr Ober, was ist das?
Zaziki, Joghurt mit Knoblauch, Gurken und Olivenöl
Taramosalata, Fischrogenpaste
Tirosalata, Fetakäsecreme
Melitzanosalata, Auberginensalat
Fava, Erbsenpüree mit Kapern
Dolmadakia, Weinblätter, mit Reis und Zwiebeln gefüllt
Dakos, Tomaten mit Olivenöl und Feta
Kalamaria tiganita, gebratene Kalmare, in der Pfanne serviert
Gavros, frittierte Sardellen
Saganaki, gebratener Käse
Gigantes, weiße Bohnen in Tomatensauce
Fasolada, Bohnensuppe (griechisches Nationalgericht)
Kreatosoupa, Rindfleischsuppe mit Kartoffeln, Sellerie, Karotten
Gemista, Gemüse mit Reis gefüllt, Paprika, Tomaten
Mousaka, üppiger Auflauf mit Kartoffeln, Hackfleisch, Auberginen
Pastitsio, Nudelauflauf mit Hackfleisch
Souflaki, Spieß mit Schweine- und Lammfleisch
Stifado, geschmortes Kalb-, Kaninchen- oder Lammfleisch
Bifteki, Frikadellen aus Rinderhackfleisch
Gyros, geschnetzeltes Schweinefleisch vom Grill(Souflaki und Gyros in gehobenen Restaurants eher selten)
Info: www.visitgreece.gr
Cretan Pearl Resort & Spa
Stavros
73100 Crete-Creece
+30 28210 39320
info@cretanpearl.com
www.cretanpearl.com
Cavo d’Oro
42, Nearchou Str. / Old Enetic Harb.
74100 Rethimno
+30 28310 51670
info@cavodoro-rethymno.com
www.cavodoro-rethymno.com
Amphora Taverna
49, Akti Koudourioti
73131 Chania
+30 28210 93224
amphora@amphora.gr
www.amphora.gr