Venedig
Also ich gebe zu, ich bin kein Krimi-Fan. Die TV-Folgen von Tatort, Wallander, Wilsberg, Soko Wien und Wismar schaue ich mir nicht an. Doch eine Ausnahme mache ich: die Serie Donna Leon mit Commissario Brunetti und seinen Episoden ziehe ich mir ab und zu rein. Doch das Drehbuch und die Handlung sind mir dabei ziemlich egal, die Hauptrolle spielen für mich immer die unvergleichlichen Bilder von Venedig. Die Piazza San Marco, der Dogenpalast, der Kampanile, der Blick in die prunkvollen Paläste hinter die bröckelnden Fassaden mit ihrem morbiden Charme, die engen Gassen und Kanäle, die verschwiegenen Plätze, die Bàcaros, in denen man seine „Ombra“, ein kleines Gläschen Wein trinkt, die kleinen Geschäfte, die wilden Verfolgungsfahrten mit den Wassertaxen durch den Canal Grande (na gut, halbwild …) – ich bin immer wieder auf‘s Neue von diesen Bildern fasziniert.
[wds id=“642″] Fotos: Wolfgang Ritter
Was liegt also näher, Venedig mal wieder meine Aufwartung zu machen.
Für uns Münchener gibt es seit kurzem eine erfreuliche Perspektive. Seit März 2016 fliegt die Airline „transavia“ von München nach Venedig. Flüge gibt es schon ab 60 Euro, hin und zurück! Ein Drei-Sterne-Hotel in der Lagunenstadt ist auch in der Hochsaison unter 100 Euro zu haben. Ich hatte im Città Di Milano gebucht, das Doppelzimmer für 80 Euro inkl. Frühstück, nur 200 Meter vom Marktplatz entfernt. Schwer zu finden, aber für einen kurzen Aufenthalt durchaus zu empfehlen.
[wds id=“644″] Fotos: Wolfgang Ritter
Aber der Reihe nach: Unsere Maschine landet pünktlich um 12.30 Uhr. Wir ziehen zwei Tickets für ein Vaporetto (öffentlicher Wasserbus) bis Murano (acht Euro) und sitzen um 13.30 Uhr an einem Tisch im „Busa alla Torre“. Hier war ich schon mal vor vielen Jahren zu Gast, an der Qualität hat sich nichts geändert. Man sitzt auf der Terrasse des Restaurants an weiß-gelb gedeckten Tischen, genießt die Ruhe und den Ausblick. Die wenigen Touristen, vor allem Selfie süchtige Japaner, amüsieren eher, als dass sie stören. Doch nichts kann uns vom Essen ablenken. Die gemischten Vorspeisen, Frutti di Mare sind frisch und in Ordnung, die hausgemachte Pasta dafür geradezu sensationell gut: Tagliolini mit Krebsfleisch und Tagliolini mit Scampi, für jeweils 13 Euro nicht überteuert.
[wds id=“643″] Fotos: Wolfgang Ritter
Die Tiramisu für 5,50 Euro haben wir nachbestellt – besser ist sie auf der Terrasse des 5-Sterne-Hotels „Gritti“ auch nicht, kostet aber das Dreifache.
Der Hauswein, ein Pinot Grigio aus dem Veneto ist mit einigen Eiswürfeln durchaus genießbar. Für acht Euro die 0,5 Liter Karaffe will man nicht meckern, aber den Versuch offenen Wein zu trinken, war es wert. Dafür kann sich der Grappa zum Kaffee durchaus sehen, bzw. schmecken lassen. Mit dem Vaporetto geht es weiter zur Piazza San Marco, Einchecken im Hotel gleich um die Ecke, und wieder zurück zum Markusplatz. Der erste Aperitif stimmt auf den Abend ein. Ein Aperol Spritz und ein Crodino kosten inkl. Musikbeitrag und Trinkgeld 35 Euro. Nicht gerade wenig, aber dafür kann man an einem der schönsten Plätze der Welt so lange sitzen wie man will. Venedig-Novizen kann ich nur raten, schauen sie zuerst in die Karte, die Preise, inkl. Musikbeitrag, sind detailliert ausgewiesen – so erleben sie bei der Rechnung keine böse Überraschung. Das ist im Florian, im Quadri und auch im Lavena so.
[wds id=“647″] Fotos: Wolfgang Ritter
Weiter geht es Richtung Salizzada San Moisè und Calle Larga 22 Marzo. Hier haben die großen Modelabels (Prada, Versace, Valentino, Chanel, Hermes, Bulgari …) ihre Geschäfte, die Preise sind dem besonderen Niveau von Venedig angepasst. Und auch Harry’s Bar hat hier in einer kleinen Seitenstraße sein Domizil. Hier gibt’s den besten und vielleicht auch teuersten Bellini der Welt. Für zwei Bellini sollte man schon 40 Euro einplanen (inkl. Trinkgeld). Wobei mich die Atmosphäre abends mehr anspricht als tagsüber.
Nur wenige hundert Meter weiter findet sich eine der ersten Adressen der Lagunenstadt: das legendäre und exklusive Hotel „Gritti“ direkt am Canal Grande.
Wer hier residiert, schaut nicht auf die Preise – Geld spielt hier keine Rolle. Nach einem kurzen Blick auf die Terrasse und die Speisekarte (Gemüsesuppe 26 Euro, Tomaten/Mozzarella 24 Euro, Spaghetti 34 Euro), entscheiden wir uns dann doch unserer Reisekasse zuliebe für eines der Restaurants am Canal Grande an der Tivoli Brücke. Hier pulsiert das Leben, quirliges Gewusel auf der Brücke und an den Ufern des Kanals. Natürlich ist das hier eine Touristenmeile, aber die romantische Stimmung schlägt die Qualität des Essens. Dabei ist es egal ob man im Ristorante Florida, im Cafè Saraceno oder im Terrazza Sommariva sitzt.
[wds id=“648″] Fotos: Wolfgang Ritter
Wir entscheiden uns für das „Florida“ und waren positiv überrascht!
Die Fischsuppe und der Oktopus mit Kartoffeln waren lecker (ich kann und will mich an dieses Wort nicht gewöhnen, aber es trifft die Empfindungen meiner Geschmackspapillen). Die Spaghetti waren al dente, die Frutti di Mare frisch und üppig, alles suhlte sich in einer pikant-würzigen Tomatensauce. Der Lugana Cà Maiol Prestige kostet auch nicht mehr als in einer Münchner Trattoria und wurde stilvoll in einem klassischen Champagner-Kühler serviert.
[wds id=“645″] Fotos: Wolfgang Ritter
Nur wenige Schritte entfernt in einer kleinen Seitengasse: die Trattoria alla Madonna, die zuverlässige Adresse (San Polo) bei weniger gutem Wetter.
Wir machen uns auf den Heimweg Richtung San Marco, und sitzen noch vor dem Quadri. Der Kaffee und der Digestif kommen uns nach diesem Tag und einigen Gläsern Wein fast preiswert vor! Und dann, schon weit nach Mitternacht – was für ein Privileg – man hat diesen magischen Ort fast für sich alleine, nur die Musiker spielen noch … Sie spielen voller Hingabe – gefühlvolle Balladen mit Geige und Klarinette, aber auch das ganze bekannte internationale Repertoire, vom Radetzky Marsch bis zur Rhapsody in Blue.
[wds id=“646″] Fotos: Wolfgang Ritter
Ich kann in dieser Stadt in meinen Gefühlen ertrinken, ich kann mich immer wieder satt essen, aber nie satt sehen …
Busa alla Torre
Campo Santo Stefano 3
30141 Venezia
+39 041 739662
Ristorante Florida
San Polo 733
30125 Venezia
+39 041 5285166
info@ristoranteflordavenezia.com
www.ristorantefloridavenezia.com
Hotel Città di Milano
San Marco 590
30124 Venezia
+39 041 5227002
info@hotelcittadimilano.com
www.hotelcittadimilano.com