Ich habe das Gefühl, Ungarn und Budapest waren noch nie so oft in den Nachrichten und in der Tagespresse wie in den letzten Monaten dieses Jahres. Ende Mai machte das schreckliche Drama auf der Donau Schlagzeilen, als ein Donau-Kreuzfahrtschiff ein kleines Ausflugsboot rammte. Die harte Flüchtlings- und Migrationspolitik der ungarischen Regierung, Errichtung eines Grenzzaunes sind ein trauriges Dauerthema und ohne die Stimmen der Partei des Rechtspopulisten Victor Orbán wäre Ursula von der Leyen in Straßburg sehr wahrscheinlich nicht Präsidentin des Europarates geworden.

Die aktuellsten, weniger weltbewegende Nachrichten kommen vom Formel 1 Grand Prix auf dem Hungaroring, nordöstlich von Budapest. Über 200 000 Besucher erlebten am 4. August 2019 wieder ein spektakuläres Rennen der automobilen Königsklasse. Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes siegte wieder einmal vor Max Verstappen (Red Bull) und Sebastian Vettel im Ferrari, der sich mit dem 3. Platz begnügen musste.
Kempinski Hotel Corvinus
Für mich war das ein weiterer, wenn auch nicht entscheidender Grund, wieder einmal eine der schönsten Städte Europas zu besuchen. Die hippe Restaurantszene der Stadt wird mir von meinem Freund Stephan Interthal seit Monaten ans Herz bzw. auf die Zunge gelegt. Er ist seit vielen Jahren General Manager des 5-Sterne Kempinski Hotels Corvínus Budapest und hat in Sachen „Gut Essen“ als Hoteldirektor weltweite Erfahrung. Das noble „Adlon“ in Berlin, das „Vier Jahreszeiten“ in München, das Kempinski in Peking, sind nur einige bedeutende Stationen der „Grauen Eminenz“ der Kempinski-Gruppe.
Natürlich wohnte ich auch in seinem Hotel in der Innenstadt direkt an der Fußgängerzone unweit der Donau. Auch einige Formel 1 Teams fühlen sich seit Jahren hier wohl: Max Verstappen mit der Red Bull Crew, das McLaren Team und Kimi Räikkönen mit dem „Sauber“-Rennstall. Trotz seiner Größe, das Hotel hat 380 Zimmer, überzeugt mich das Corvínus mit internationaler, cooler Eleganz aber auch einer warmen Wohlfühl-Atmosphäre: In den Zimmern und Suiten, in den Restaurants, wie dem Bistro, seiner Terrasse direkt an der Flaniermeile, in der Blue Fox Bar und dem Living-Room mit fast intimen Bereichen. Und natürlich dem „Nobu“, dem kulinarischen Aushängeschild des Hotels. Hier wird traditionelle japanische Kochkunst mit internationalen Einflüssen zelebriert.
Head Sushi Chef Tamás Kurunczi und seine Crew werden dem hohen Anspruch des weltweiten Restaurant-Imperiums von Nobuyuki Matsuhisa in allen Bereichen gerecht. Die Rezepturen sind ja vorgegeben, hier wurde ich durch beste Produktqualität überrascht. Aber was wäre ein Abend in Budapest ohne ein ungarisches Dinner?
Nachdem ich am Mittag in der Markthalle der ungarischen Küche mit Gulasch (Pörkölt) und Fogasch (Fischgericht mit Zander aus dem Balaton) schon meine Ehre erwiesen hatte, folgte ich der Einladung von Stephan Interthal auf die Terrasse seines ÉS- Bistros. Köstliche Gänseleber mit einem Glas süßen Tokayer eröffnen ein fulminanten Abend. Deftig-herzhafter Schinken, ungarische Salami, Tatar vom ungarischen Graurind und gebeizter Lachs wurden begleitet von einer Flasche Rotwein 2011 „NJK“ Nagy Eged (eine Einzellage), Grand Cru von Kovács Nimród, der sich auch vor hochpreisigen Franzosen nicht zu verstecken braucht. Abgefüllt wird eine Cuvée von 60% Kékfrancos (Blaufränkisch) und 40% Syrah, vinifiziert im Barrique Fass aus ungarischer und französischer Eiche.
Dann kommen vom Grill das „Dry aged“ Sirloin-Steak aus der Rinderhüfte, das kernige „Rib eye“ (Hochrippe), und ein butterzartes Filetsteak. Die ausgezeichneten marinierten Sparribs vom ungarischen Mangalitza-Schwein könnten Moslems fast vom Glauben abbringen.

Ich schaue am nächsten Morgen noch bei meinem Schuhmacher „Vass“ in der Fußgängerzone vorbei. Ein paar echte „Budapester“ als Souvenir strapazieren wohl meine Reisekasse, doch diese Schuhe sind eine Investition für die nächsten Jahre und laufen so unter der Rubrik preiswert. Alle Schuhe werden in feinster Handarbeit gebaut, wem Maßschuhe zu teuer sind oder wer keine Zeit für eine Anprobe hat, greift zum fertigen Modell. Hier stehen neun verschiedene Leisten zur Auswahl (ab 560 Euro). „These Boots Are Made for Walkin“, ein Hit von Nancy Sinatra aus dem Jahr 1966 kommt mir in den Sinn.

Also los in Richtung St. Stephans-Basilika. Doch der Teufel verführt auf dem Weg zum Heiligen Stephan mit vielen Restaurants, Cafés und Bars.
ZEYA Bar
Ich bleibe in der Bar/Restaurant „ZEYA“ hängen. Seit einigen Monaten hat dieser neue Hotspot geöffnet, elegant, exklusiv, stylisch – eine Bar, die auch New Yorker Publikum begeistern würde. Die Küche versteht sich auf BBQ, die Speisekarte ist überschaubar, der Focus liegt auf Cocktails, Drinks und ausgesuchten ungarischen Weinen. Ich mache mich wieder auf den Weg, die Basilika ist schon in Sichtweite, aber wie es der Teufel will, spricht mich eine gut aussehende Animateurin des Restaurants „La Fabbrica“ an. Auf deutsch erklärt sie mir die Getränke- und Speisekarte und schon sitze ich an der Bar unter einer originellen Badewanne. Der italienische Küchenchef Luca Armellino kocht die Gerichte seiner Heimat – gut die Pasta, Risotto und Meeresfrüchte sehr gut der Branzino vom Grill für 16 Euro.

Auch der bekannte englische TV-Koch Jamie Oliver hat sich im Herzen des Budapester Nachtlebens mit einer Pizzeria breit gemacht. Er bleibt seiner Linie treu, was aus der Küche kommt ist simpel aber ordentlich zubereitet. Pizza & Lasagne machen satt, für fünf Euro gibt es keinen Grund zum Meckern. Wohler fühle ich mich im Spíler/Shanghai gleich um die Ecke, ebenfalls im Gozsdu Court. Das Weinangebot ist gut, aber Cocktails, Bier und Burger laufen bei der hippen Klientel besser.

Für mich gibt es noch viel zu tun: Über 1000 Restaurants, Cafés und Bars warten in Budapest auf zahlungswillige Gäste. Eine weitere, kleine Auswahl im zweiten Teil meiner kulinarischen Exkursion. Natürlich war ich in den Ruinen-Bars, aber auch das schönste Café der Welt muss man gesehen haben.
Kempinski Hotel Corvínus
Erzsébet tér 7-8
H-1051 Budapest
Telefon +36 1 429 37 77
Restaurant/Bar La Fabbrica
Sas Utca 8
H-1051 Budapest
Telefon +36 3 173 98 66
ZEYA Restaurant/Bar/BBQ
Sas utca 4
H-1051 Budapest
Telefon +36 70 905 0149
Bistro/Bar/Pub Spíler
Király utca 13
H-1075 Budapest
Telefon +36 1 878 1320
Jamie Oliver’s Pizzeria Gozsdu
Kiraly utca 13
H-1072 Budapest
Telefon +36 1 800 9217
Vass Schuhe
Haris Köz 6
H-1052 Budapest
Telefon +36 1 780 74 18